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Abgründe (German Edition)

Abgründe (German Edition)

Titel: Abgründe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine d’Arachart
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Schlagzeile von morgen vor sich: Resort City-Bestie – Noch immer keine heiße Spur.
    Kein Wunder, dass die Presse durchdrehte. Virginia Beach war immer ein vergleichsweise friedlicher Ort gewesen. Manchmal glaubte Ethan, der Killer hatte sich genau deshalb diese Stadt ausgesucht.

-7-
     
    Durch den Lärm, den die startenden und landenden Flugzeuge der Naval-Flugstation machten, war es unmöglich, ein vernünftiges Gespräch im Wagen zu führen. Deshalb beschränkten sich Ethan und Donovan auf das Nötigste.
    »Hier links.« Auf Donovans Schoß lag ein Stadtplan. Im Gegensatz zu Ethan hielt er nichts von Navigationssystemen. Seiner Meinung nach waren sie nur so gut wie das eingespeiste Kartenmaterial, sodass er die Karte auch gleich selbst in die Hand nehmen konnte. Donovan war in vieler Hinsicht ziemlich eigen, aber Ethan war längst daran gewöhnt. Er konnte sich auf seinen Partner verlassen, und das war das Wichtigste. Sie beide arbeiteten jetzt seit sechs Jahren zusammen und es hatte nie Probleme zwischen ihnen gegeben, obwohl sie unterschiedlicher kaum hätten sein können: Donovan lebte mit seiner Frau und zwei Kindern in einem umgebauten Farmhaus, die Ehe verlief harmonisch. Ethans Beziehungen hingegen hielten selten länger als eine Nacht. Er wusste selbst nicht, wieso es ihm nie gelang, sich in eine Frau so zu verlieben, dass er bereit war, sein unkompliziertes Leben für sie aufzugeben. Vielleicht, weil sein Leben ganz und gar nicht so unkompliziert war, wie er sich gern einredete.
    Ethan bog von der London Bridge Road auf eine scheinbar in die Wildnis führende Nebenstraße ab. Das Gespräch mit dem South Easy-Geschäftsführer Joshua Bates wusste nicht viel zu berichten. Lediglich ein paar Informationen zu Avas Exfreund Rusty Hilbredge hatte er ihnen geben können. Bates erinnerte sich sehr gut an Rusty, dem er zum ersten Mal an seinem ersten Tag als Geschäftsführer begegnet war. Rusty tauchte spät abends vollkommen betrunken auf und verlangte von Ava, sofort mit nach Hause zu kommen. Ava, noch mitten in ihrer Schicht, verwendete ihre gesamte Zigarettenpause darauf, Rusty zum Gehen zu überreden und ihm klar zu machen, dass ihre Beziehung beendet sei. Seitdem war sie immer wieder verstört bei der Arbeit aufgetaucht und hatte sich beklagt, dass ihr Exfreund sie verfolge.
    Ethan hatte Donovan angesehen, dass sie das Gleiche dachten: Der verschmähte Liebhaber war immer ein guter Verdächtiger mit einem nachvollziehbaren Motiv. Sie mussten der Spur nachgehen, auch wenn alles auf einen Serienmord hindeutete.
    »Ganz schön friedlich hier!«, brüllte Donovan über den Lärm eines landenden Kampfjets hinweg und betrachtete die durchweg schäbigen Fassaden der wenigen, freistehenden Häuser entlang der Straße.
    »Ja, die Gegend wird total unterbewertet«, entgegnete Ethan in derselben Lautstärke.
    »Das hier ist es.«
    Ethan brachte den Wagen vor einem grün gestrichenen, zweistöckigen Haus zum Stehen. Die Fassade war verwittert, der Anstrich blätterte an vielen Stellen ab. Die Fenster waren schmutzig und trüb, der Balkon über der Veranda windschief. Eine ausgeblichene, gelbe Windmühle steckte im Gras vor der Haustür und ein Stück entfernt parkte ein klappriger, europäischer Wagen.
    »Willkommen in Sleepy Hollow.« Ethan stieg aus.
    Donovan tat es ihm gleich und schloss leise die Tür. Mittlerweile herrschte eine fast unnatürliche Stille. Aus dem Inneren des Hauses waren weder Fernseher noch Radio noch das Geklapper von Töpfen oder das Rauschen eines Ventilators zu hören. Sie traten näher und plötzlich schlug ihnen der unverkennbare Geruch von Verwesung entgegen. Ethan sah seinen Partner alarmiert an.
    »Riechst du das?«
    Donovan nickte. Sie zogen ihre Waffen und positionierten sich geübt neben der Tür. Die morsche Veranda knarzte bedrohlich unter ihrem Gewicht.
    »Mister Hilbredge, sind Sie zu Hause?« Ethan bemühte sich, seine Stimme fest klingen zu lassen, obwohl ihm von dem penetranten Geruch kotzübel war. Dass man sich mit der Zeit daran gewöhnte, war eine Lüge. Zumindest galt das für ihn.
    Donovan und er warfen sich einen prüfenden Blick zu, dann klopfte Ethan an die Tür, die quietschend aufschwang. Der Geruch verschlimmerte sich augenblicklich und Ethan unterdrückte ein Würgen.
    »Mister Hilbredge? Hier ist die Polizei!«
    Die Diele war stockdunkel und niemand rührte sich. Draußen brachte ein Luftstoß die gelbe Windmühle dazu, sich in Bewegung zu setzen, aber

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