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Abgründe (German Edition)

Abgründe (German Edition)

Titel: Abgründe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine d’Arachart
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Sträucher am anderen Ende der Wiese waren zu weit weg. Die Wiese selbst bot natürlich keinerlei Versteckmöglichkeiten, außer, die Resort City-Bestie war extrem klein oder grün. Das Supermarktlager hatte eine Tür, doch diese war verschlossen. Ethan bezweifelte, dass der Täter – er vermied es, ihn in Gedanken Birch zu nennen – zu diesem Geschäft gehörte.
    Er rieb sich die Schläfen, blieb auf der Wiese stehen und betrachtete den Parkplatz aus dieser Richtung. Seine Vorstellungskraft reichte, um Claires blauen Toyota vor sich zu sehen. Warum hatte sie am Rande des Parkplatzes gehalten und war nicht direkt bis vor die Bäckerei gefahren? Ethan bezweifelte, dass der Parkplatz komplett voll gewesen war. Die Supermarktkunden würden auf dem größeren Teil des Platzes geparkt haben und er konnte sich auch nicht vorstellen, dass es einen plötzlichen Ansturm auf Hochzeitstorten gegeben hatte. Nein, es musste einen anderen Grund geben, aus dem Claire hier hinten gehalten hatte. Gut möglich, dass der Täter sie genau hier hatte haben wollen.
    Ethan konzentrierte sich weiter. Was an diesem Ort fiel auf? Was war ungewöhnlich? Auf dem Parkplatz gab es gerade mal zwei Bremsspuren und eine davon führte auf Claires Stellplatz. Das musste natürlich nichts heißen, aber Ethans Gefühl sagte ihm, dass die Abdrücke aus Gummi und Bitumen genau zu den Reifen ihres Toyotas passten.
    Der Kerl hat sie geschnitten. Claire ist, um eine Kollision zu vermeiden, auf diesen Platz gefahren und hat eine Vollbremsung machen müssen.
    Ethan ließ den Blick über den Parkplatz wandern. Um sie genau hierher zu lenken, musste der Täter sich rechts, auf einem der Supermarktparkplätze befunden haben und im richtigen Moment losgefahren sein. Das bedeutete, dass er seine Opfer lange vor der Tat beobachten musste. Er hatte gewusst, dass Claire herkommen würde. Was war dann passiert?
    Claire hat gehalten und erst einmal durchatmen müssen.
    Doch wie war die Karte in ihr Auto gelangt?
    Der Täter hat an ihre Scheibe geklopft und sich mit einem sympathischen Lächeln – was wiederum nicht auf Birch schließen lässt – entschuldigt. Die beiden haben ein bisschen geredet und dann ist er zurück zu seinem Wagen gegangen. Vor ihrer Autotür hat er die Visitenkarte fallen lassen. Claire hat es gesehen und die Tür geöffnet. Sie hat dem Mann hinterher gerufen, aber er hat sich nicht umgedreht, weil…
    Warum war es Claire nicht komisch vorgekommen, dass er nicht auf ihr Rufen reagierte? Sicher. Der Killer hatte unmittelbar neben ihr geparkt und den Wagen bereits gestartet. Claire hatte nach ihm gerufen, dann war ihr Ethans Name auf der Karte aufgefallen. Was weiter geschehen war, wusste er ja bereits.
    Langsam ging Ethan zu dem Parkplatz, auf dem, wie er vermutete, das Auto des Kidnappers gestanden haben musste. Hier gab es ebenfalls frisch aussehende, deutlich erkennbare Reifenspuren. Er ging in die Hocke, um sie genauer zu betrachten. Wie Claires Reifen hatten auch die vom mutmaßlichen Wagen des Killers kleine Gummiablagerungen auf dem Asphalt hinterlassen. Aber das war nicht alles und bei Weitem nicht das Interessanteste. Ethan fand, passend zum Muster der Reifenspur, Matsch und Dreck, durchzogen von winzigen, grünen Partikeln. Mit der Spitze seines Schlüssels legte er eine Tannennadel frei. Sein Puls beschleunigte sich, als ihm klar wurde, dass dies mit etwas Glück eine entscheidende Spur sein konnte. Hektisch kramte Ethan sein Handy aus der Tasche. Er verständigte zuerst die Spurensicherung und dann Dewey.
    Sie hatten keine Zeit zu verlieren. Sie mussten sich jetzt auf spezielle Waldstücke konzentrieren, in denen Bäume vorkamen, die diese Nadeln trugen. Sein Gespür sagte ihm, dass er auf dem richtigen Weg war. Das war nur ein kleiner Hoffnungsschimmer, aber der einzige, den sie hatten.

-62-
     
    Ethan schlängelte sich mit seinem G6 durch die ausweichenden Fahrzeuge, wobei er immer wieder Gebrauch vom mobilen Blaulicht machen musste.
    Nachdem er persönlich im Labor angerufen und die Forensiker darauf hingewiesen hatte, dass es möglicherweise um Leben und Tod ging, hatte es nicht lange gedauert, bis ihn das Ergebnis der Untersuchungen erreicht hatte. Die Reifenspuren waren nicht auszuwerten gewesen, mit dem Grünzeug hatten die Techniker allerdings mehr Glück gehabt. Es handelte sich dabei um einen Teil der bis zu fünfundvierzig Zentimeter langen Nadel der Sumpfkiefer. Das Vorkommen dieses Baumes war in Virginia nicht

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