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Abgründe (German Edition)

Abgründe (German Edition)

Titel: Abgründe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine d’Arachart
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sprechen. Er konnte niemanden in seinem Team gebrauchen, der von Loyalität nichts verstand und mit Druck nicht umgehen konnte.
    Ethan selbst hatte sich zur Aufgabe gemacht, sich den Ort genauer anzusehen, an dem man Claires verlassenes Auto gefunden hatte.
    Als er das Polizeigebäude verließ, wurde er sogleich von Reportern umzingelt. Mittlerweile schienen Hunderte von ihnen die Stadt zu bevölkern. Ethan senkte den Blick und ignorierte die Diktiergeräte, die ihm vors Gesicht gehalten wurden, doch die Reporter folgten ihm zu seinem Wagen, schossen Fotos und stürmten mit Fragen auf ihn ein. Idiotischen Fragen, die nur dazu dienten, ihn aus der Reserve zu locken.
    »Mister Hayes, gibt die Polizei zu viel Geld für die Autos ihrer Mitarbeiter aus? Ist Image wichtiger als Ergebnisse?«
    Ethan schloss wortlos seinen Wagen auf. Manche Cops waren ganz scharf auf diese Aufmerksamkeit, auf den Ruhm, den man als Polizist erlangen konnte. Er gehörte definitiv nicht dazu.
    »Detective Hayes, was sagen Sie dazu, dass die Polizei von Virginia Beach dabei ist, in diesem Fall total zu versagen?«
    Was für eine blöde Frage. Als er sich ins Auto setzte, wurde erneut ein Foto geschossen. Er sah die Schlagzeile schon vor sich.
    »Hätten Sie einen Augenblick Zeit, um der ‚ Post’ ein paar Fragen zu beantworten, Mister Hayes?«
    Mit einem lauten Knall schlug er die Tür zu.
    »Ist es wahr, dass eine fünfte Frau vermisst wird?« Ein besonders aufdringlicher Reporter klopfte ans Fenster, während sein Kameramann das Objektiv seiner Kamera gegen die Scheibe presste.
    Ethan ließ den Motor aufheulen. Die Reporter sprangen erschrocken zur Seite und er fuhr los. Die ersten Teams rannten sofort zu ihren Wagen. Er würde einen Umweg nehmen müssen, um sie abzuhängen.

-61-
     
    Der Parkplatz, auf dem Claires Wagen gefunden worden war, gehörte zu einer Konditorei, die auf Hochzeitstorten spezialisiert war. Von der Spurensicherung wusste Ethan, dass auf ihrem Rücksitz ein Foto gelegen hatte, auf dem die Hochzeitsgesellschaft vor einer riesigen Torte zu sehen war. Ethan hatte das Bild gesehen und es hatte ihm einen Stich ins Herz versetzt, wie glücklich Claire wenige Tage vor ihrem Verschwinden noch gewirkt hatte. Neben dem Foto hatten ein kleiner Blumenstrauß und eine Grußkarte gelegen. Scheinbar hatte Claire sich für ihren unvergesslichen Tag bei der Bäckermeisterin bedanken wollen.
    Den Parkplatz teilte sich die Konditorei mit einem großen Supermarkt. Es gab nur wenige Stellplätze die von der Straße aus uneinsehbar waren, weil sie an der Seite des Gebäudes lagen. Genau dort hatte Claire ihren Wagen geparkt.
    Ethan steuerte die Stelle an und stellte fest, dass dieser Teil des Parkplatzes heute gänzlich ungenutzt war. Um ihn ein wenig ansehnlicher zu gestalten, hatte man künstlich gepflanzte Palmen in großen Kübeln aufgestellt. Ethan entdeckte kleine Lämpchen, die von Palme zu Palme gespannt waren und dem grauen Parkplatz in den Abendstunden sicher ein zum Hochzeitstortengeschäft passendes Flair verliehen. Die beiden Kübel, die am nächsten zum Eingang standen, waren mit Spitze überzogen und in der Palmenerde steckten weiße Plastikherzen am Stiel.
    Ethan hatte keinen Sinn für so etwas. Und auch die Resort City-Bestie hatte sich von der romantischen Atmosphäre dieses Ortes sicher nicht beeindrucken lassen. Aber was hatte der Killer dann hier getan? Wie hatte er Claire in seine Gewalt gebracht? Manchmal half es, sich einen Tat- oder Fundort noch einmal anzusehen, wenn die Spurensicherung ihre Arbeit längst beendet hatte. Das hatte er von Edwin Franklyn damals in Detroit gelernt.
    Zuerst parkte er seinen G6 dort, wo Claire den Tatortfotos nach geparkt hatte. Außer einer weiteren Palme, einer von Gestrüpp begrenzten Wiese und der Rückseite des Supermarktlagers war von hier aus nichts zu sehen.
    Ethan schloss die Augen und stellte sich den Tathergang vor. Scheinbar war Claire nicht ausgestiegen, sonst hätte sie doch die Geschenke für die Bäckerin mitgenommen. Doch wie war sie dann an die Visitenkarte gelangt? Schon früher war sie ziemlich zerstreut gewesen, vielleicht hatte sie die Sachen schlicht im Auto vergessen und es kurz vor der Tür der Bäckerei bemerkt. Dann war sie zurückgekehrt und hatte die Karte entdeckt. Vielleicht hatte sie unter dem Scheibenwischer geklemmt. Möglich. Nur wo hat der Täter gelauert?
    Ethan öffnete die Augen und sah sich um. Dann stieg er aus und ging ein paar Schritte. Die

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