Abgründe (German Edition)
selbstverständlich sein sollte, wenn man es mit einem Mädchen von der Straße tat. Gott, nicht auszudenken, wenn er sich bei ihr irgendetwas geholt und damit womöglich Evangeline angesteckt hatte. »Bist du… gesund ?«
»Ja ja, keine Sorge.« Jilly schluckte hart und blickte sich nervös um. »Also, was ist jetzt?«
»Was soll jetzt sein?«.
»Heiraten wir und ziehen zusammen?«
Ethans Augen weiteten sich ungläubig.
»Kleiner Scherz, Boss.« Sie räusperte sich und versuchte offenbar, so förmlich wie möglich zu klingen. »Ich will dreißigtausend. Nur um mich und das Baby über die Runden bringen zu können. Du siehst und hörst nie wieder was von uns und-«
»Moment, Moment! Ich weiß weder, ob du wirklich schwanger bist, noch ob ich der Vater bin«, beharrte Ethan.
»Du bist der Vater!«
»Und du eine Nutte ! Du treibst es mit mehreren Dutzend Kerlen am Tag und willst jetzt ausgerechnet mir deinen Bastard anhängen? Das kannst du vergessen und jetzt raus.«
»Was?« Jillians Kiefer klappte nach unten.
Ethan ergriff ihre Schulter und zog sie mit zur Tür. »Ich habe dich raus gebeten. Und ich warne dich, noch mal her zu kommen, außer du willst, dass die Cops öfter mal den Pavilion Drive besuchen.«
»Du drohst mir?« Jilly stolperte zur Tür, Tränen standen in ihren Augen. »Du machst mir ein Baby und dann drohst du mir?«
»So sieht’s aus.« Er öffnete die Tür und schob Jilly nach draußen. »Hau schon ab!«
»Das wirst du bereuen, Ethan Hayes!«, zeterte sie und richtete ihren Zeigefinger auf ihn. »Ich verrate aller Welt, was du so in deiner Freizeit treibst, das schwöre ich dir!«
Ethan wusste, dass sie nur verletzt war und ihre Drohung nicht ernst meinte. Sie würde ihn nicht verraten, denn sie hatte viel zu viel Angst, dass er dann dasselbe mit ihr machen würde. Er schloss die Tür und ließ Jilly draußen weiter schimpfen.
»So eine Scheiße…«, flüsterte er. »So eine Scheiße.«
-82-
»Hey!«
Jilly war die Cypress Avenue entlang gelaufen und hatte die ganze Zeit gehofft, Ethan würde es sich anders überlegen und ihr das Geld doch noch geben. Scheinbar waren ihre Gebete erhört worden und er war ihr hinterhergefahren. Da ihre gekünstelten Tränen getrocknet waren, setzte sie wenigstens schnell ein betrübtes Gesicht auf, bevor sie sich zum Wagen umwandte. Doch es war ein schwarzer Dodge, der neben ihr hielt und nicht Ethans Pontiac.
»…Kennen wir uns?« Misstrauisch trat sie einen Schritt vom Auto zurück.
»Ich bin am Haus der Hayes vorbeigekommen und habe Sie und den Detective streiten gehört, Jilly.« Der Mann lächelte freundlich. »So ist doch Ihr Name, richtig?«
Jillys Gedanken überschlugen sich. Irgendwoher kannte sie diese Stimme. Ihr Herz begann zu rasen und ihre Hände zitterten. Sie hatte sich bisher eigentlich immer auf ihre Menschenkenntnis verlassen können, die ihr bei ihrem Job ein ums andere Mal das Leben gerettet hatte. Und auch diesmal –
»Heilige Scheiße!«, durchfuhr es sie, als es ihr wieder einfiel. Es war die Stimme des Gestörten, der sie gezwungen hatte, den Anruf bei Ethan Hayes zu tätigen. Blitzschnell wandte sie sich um und rannte los. Einer ihrer Absätze brach ab und sie kam ins Wanken, verlangsamte ihre Schritte jedoch nicht. Hinter ihr heulte der Motor des Dodge auf. Es war dumm, sich auf einen ungleichen Wettlauf mit einem Auto einzulassen, doch der Zaun neben ihr war zu hoch, um ihn zu überwinden und der nächste Garten mehrere Dutzend Meter entfernt.
Wenn sie – Ein harter Schlag, gefolgt von einem brennenden Schmerz traf ihr Rückgrat und ließ sie bäuchlings auf dem Asphalt aufschlagen. Für einen viel zu langen Moment drehte sich alles, dann hob sie benommen den Blick. Der Verrückte hatte die Wagentür aufgestoßen und sie damit erwischt. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass er ausgestiegen war und auf sie zukam. Panik übermannte sie, doch bevor sie schreien konnte, presste der Fremde etwas gegen ihren Mund und ihre Nase. Sie atmete ein paar Mal verzweifelt ein und aus, dann wurde alles schwarz.
-83-
Ethan saß in seinem Pontiac am Straßenrand, irgendwo auf dem Weg zwischen seinem Haus und dem South Easy. Der Verkehr donnerte an ihm vorbei und erschütterte den Wagen dabei immer wieder leicht, doch das bemerkte er kaum. Seine Hände umklammerten das Lenkrad, seine Augen starrten trüb ins Leere. Den ganzen Nachmittag lang hatte er über sich und Evangeline nachgedacht.
Immer wieder hatte er sich die
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