Abgründe (German Edition)
bringen.« Ethan erhob sich.
Evangeline nahm das Stiefmütterchen und stand ebenfalls auf. »Geht es dir etwas besser?« Sie musterte ihn besorgt.
»Ja. Es geht schon. Es muss gehen.« Ethan ergriff ihre Hand und ging mit ihr los. Wieder einmal bekam Maddi nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdient hätte. Donovan und Gladys waren bereits gegangen und auch Ethan würde sich gleich wieder um die Bestie kümmern müssen, die nicht nur indirekt Maddis Tod zu verantworten hatte, sondern sie selbst nach ihrem Tod noch um das letzte bisschen Zeit brachte, das man ihr geben konnte.
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Ethan hatte Evangeline auf der Arbeit abgesetzt. Sie hatte hundert Mal erklärt, wie leid es ihr tue, dass sie arbeiten müsse, doch er war eigentlich froh darüber. Trotz seiner Beurlaubung hatte er selbst genug Arbeit vor der Brust. Bis er sie heute Nacht aus dem South Easy abholen würde, konnte er den Fall ein weiteres Mal durcharbeiten. Nach Details suchen, die sie übersehen hatten.
Er hielt vor seinem Haus, stieg aus dem kühlen Wagen und verdrängte sowohl Evangeline als auch Madison aus seinen Gedanken. Gerade als er die kurze Auffahrt zu seinem Haus hinter sich gelassen hatte, hörte er ein leises Geräusch neben sich.
Schnell zog er seine 9mm Glock und zielte geradewegs auf Jillian, die sich im Schatten auf den Terrassenstufen niedergelassen hatte und entsetzt aufsprang. Das blondierte Haar hing ihr stumpf über die Schultern und ihre Augen waren gerötet.
»Scheiße, ich bin’s nur, Boss!« Sie hob abwehrend die Hände.
Ethan runzelte die Stirn, sicherte die Waffe und befestigte sie wieder am Gürtel.
»Was suchst du hier, verflucht noch mal? Hat dich jemand gesehen?« Er schloss eilig die Tür auf und schob sie ins Haus. Ein kurzer Blick nach draußen zeigte ihm, dass an den Fenstern der umliegenden Häuser und auf der Straße Gott sei Dank niemand zu sein schien.
»Woher weißt du, wo ich wohne?« Mit einem lauten Krachen knallte er die Tür zu.
»Schicker Anzug!« Jillian sah sich um. »Schicke Bude…« Ihre hohen Schuhe klackerten auf dem alten Holzboden, während sie ein paar Schritte ins Haus machte.
»Spar dir das.« Ethan drehte sie an den Schultern zu sich herum. »Was suchst du hier?«
»Nicht so grob. Ich bin nicht im Dienst. Wollen wir uns nicht in dein Wohnzimmer setzen? Vielleicht stellst du mir mal deinen Kleinen vor.« Sie lachte gestellt. »Tut mir Leid, den kenne ich ja schon. Ich meine, deinen Großen. Deinen Sohn. Haley ? Oder wie heißt er doch gleich?«
»Kein Wort über Haley.«
»Schon gut, schon gut!« Jilly lachte erneut und hob die Hände.
Ethan fragte sich, was mit ihr los war. So überdreht kannte er sie gar nicht. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Vielleicht sollte er mit Ruhe an die Sache herangehen, doch dass die Prostituierte plötzlich vor seiner Tür gestanden hatte, beruhigte ihn ganz und gar nicht. Im Gegenteil.
»Hör mal, Jilly. Ich möchte nicht, dass ihr hierher kommt, okay?«
Jilly zog ihre dunkel nachgezeichneten Brauen hoch. »Ach nein? Passen wir nicht in deine perfekte Idylle?«
Er setzte an, etwas zu erwidern, aber sie kam ihm zuvor. »Keine Sorge. Ich verrate keinem deine Adresse, dafür solltest du aber langsam damit anfangen, mich als Teil deines Privatlebens zu akzeptieren.«
»Sicher nicht.« Ethan setzte sich auf die Treppe nach oben und blickte Jilly müde an. »Raus mit der Sprache. Warum bist du hier?«
»Wir bekommen ein Baby.« Sie lächelte breit, aber ihre Augen blieben ernst.
Langsam und ungläubig schüttelte Ethan den Kopf. »Die Scheiße kannst du jemand anderem erzählen.« Seine Stimme klang nicht halb so überzeugt, wie er es gerne wollte. »Ich glaube dir weder, dass du schwanger bist, noch, dass du weißt von wem !«
»Solltest du aber.« Jillian verschränkte trotzig die Arme. »Ich hatte nur mit dir ungeschützten Sex.«
»Wir hatten keinen ungeschützten Sex, verdammt noch mal. Hast du Drogen genommen oder was?«
»Einmal. Also ich meine… einmal hatten wir unge-«
» Wann ?« Ethan stand auf. Das konnte doch alles nicht sein. »Wann soll das gewesen sein?«
Ethan wollte kein Kind. Nicht, nachdem Claire damals ihr Baby abgetrieben hatte. Nicht mehr und vor allem nicht so .
»Vor zwei Monaten. Als du so betrunken warst. Als du mich angerufen hast. Sag nicht, du erinnerst dich nicht.«
»Doch«, knurrte Ethan. Er erinnerte sich vage an den Abend, aber nicht daran, ob sie verhütet hatten, obwohl es eigentlich
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