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Abgründe (German Edition)

Abgründe (German Edition)

Titel: Abgründe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine d’Arachart
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noch grauenhafter als alle anderen Nächte seit dem Beginn der Mordserie. Deprimiert nahm Ethan einen Schluck von dem starken, irischen Whisky, den Donovan ihm verordnet hatte und verzog angewidert das Gesicht. Selbst nach ein paar Gläsern hatte er sich noch nicht an den erdigen Geschmack gewöhnt.
    Donovan lehnte neben ihm an der Bar und kaute auf einer Salzstange herum. »Weißt du, wie du aussiehst?«
    Ethan bat seinen Kollegen, es ihm nicht näher zu beschreiben. Zu seiner Überraschung grinste Donovan nicht, sondern sah ihn nur weiter nachdenklich an. Offensichtlich machte er einen noch erbärmlicheren Eindruck, als er befürchtet hatte. Unrasiert und betrunken an einer Theke – so sah ein Mann aus, der verlassen worden war. Dabei war er der Mistkerl, nicht der Betrogene oder im Stich gelassene.
    Donovan nagte das Salz von einer weiteren Salzstange, während er den Blick durch die Bar schweifen ließ, dann wandte er sich wieder Ethan zu. »Gut, du hast sie also verlassen.«
    »Wir waren ja nicht wirklich ein Paar, glaube ich...« Ethan erschrak, wie sehr er lallte.
    »Okay, dann hast du eben diese Sache zwischen euch, was auch immer das für eine Sache war, beendet. Ist doch richtig, oder?«
    Statt zu antworten, fuhr sich Ethan mit einer Hand durchs Gesicht. Ihm war nicht nach Reden. Konnten sie nicht einfach nebeneinander sitzen und trinken?
    »Aber du willst mir nicht sagen, warum?«
    »Es passte einfach nicht, Donovan. Was willst du hören?« Er versuchte, nicht gereizt zu klingen, doch er hatte jegliche Kontrolle über seine Sprache verloren.
    »Ach komm schon, Eth. Du kannst dir selber in die Tasche lügen, aber nicht mir.« Donovan zog sich mit einem schabenden Geräusch einen freien Barhocker heran und ließ sich darauf nieder. Bevor er weiter sprach, orderte er erneut zwei Whisky. Obwohl er genau soviel von dem Zeug intus hatte wie Ethan, schien er noch vollkommen nüchtern zu sein.
    Donovan schwieg noch einen Moment, dann knallte er einen zweifach gefalteten Zettel auf die Theke.
    »Hat es vielleicht hiermit zu tun?«
    »Was soll das sein?«, fragte Ethan gleichgültig, ohne aufzusehen. Dass er Jilly geschwängert hatte, würde sein Partner, bei allem Respekt, wohl kaum ahnen können.
    »Sieh es dir an, dann weißt du's.«
    Mit einem genervten Stöhnen klaubte er das Blatt Papier vom Tisch, faltete es auf und kniff verdutzt die Augenbrauen zusammen. In der oberen Ecke befand sich der Briefkopf des forensischen Institutes. Und darunter eine Menge Zahlen und Daten, die ihm rein gar nichts sagten. Eine Zeile war mit neongrünem Textmarker angestrichen.
    »Ich weiß gar nichts!«, beschwerte sich Ethan und donnerte den Wisch zurück auf die Theke.
    Donovan betrachtete ihn sauer, die Augen zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen.
    »Das sind die Ergebnisse der DNA-Spuren aus Linney's Motelzimmer. Ich habe sie durch den Computer laufen lassen und dreimal darfst du raten, wessen DNA die grüne Zeile ist. Und versuch ja nicht, mich für dumm zu verkaufen!«
    Langsam begriff er. Wieso ausgerechnet jetzt ? Seine Hände begannen zu zittern und er bekam plötzlich stechende Kopfschmerzen.
    »Du erklärst mir jetzt sofort, was das zu bedeuten hat, Eth! Für mich gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder du hängst irgendwie in dieser Mordserie mit drin oder –«
    Ethan fuhr herum, packte ihn mit einer Hand am Kragen und zog ihn ein Stück zu sich herüber. »Ich bin kein beschissener Mörder!«
    Der Ire blieb ungerührt. »Dann bist du ein Freier.«
    Leises Tuscheln drang von den benachbarten Tischen zu ihnen herüber.
    »Gott…« Ethan ließ Donovans Kragen los und wandte sich wieder ab. Der Barkeeper stellte zwei gefüllte Gläser vor sie und Ethan griff nach einem davon.
    »Bist du das?«, hakte Donovan nach. »Jemand, der illegale Prostitution unterstützt?«
    »Ach Scheiße, Donovan, sei kein bescheuerter Moralapostel!«
    »Ist das ein 'Ja'? Hast du deswegen deine Freundin verlassen? Weil du wusstest, dass es rauskommen würde?«
    Ethan schüttelte den Kopf. Es war kindisch. Er wusste, er musste jetzt reinen Tisch machen, aber er hatte nicht den Mut dazu.
    Donovan schwieg für eine Weile, dann versuchte er es auf die freundschaftliche Tour: »Du kannst von Glück sagen, dass ich dein Partner bin. Von mir aus bleibt das unter uns. Ich lösche die Zeile aus dem Dokument und drucke es neu.«
    »Im Ernst?«
    »Was hab' ich denn davon, wenn du suspendiert wirst?« Donovan zuckte die Achseln. »Gladys rätselt

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