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Abgründe (German Edition)

Abgründe (German Edition)

Titel: Abgründe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine d’Arachart
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kümmern. Er war froh, dass sie ihm diese Angelegenheit abnahm. Sie hatte Stil und Feingefühl, er nur blank liegende Nerven.
    Sie hatte für ihn gekocht und ihn dazu gebracht, den Abend mit ihr vor dem Fernseher ausklingen zu lassen. Er sehnte sich keine Sekunde lang nach den Bars, Drinks und fremden Mädchen unten an der Promenade.
    Nach einer Weile stellte sie ihren Teller beiseite und lehnte sich an Ethan, der bereits fertig gegessen hatte. Er legte ihr einen Arm um die schmalen Schultern und lächelte.
    »Danke für die Einladung.« Er hatte seine Stimme zu einem Flüstern gesenkt und küsste ihre Schläfe.
    »Nichts zu danken.« Sie schmiegte sich an ihn, wobei sie ihm eine Hand auf den Oberschenkel legte und ihn streichelte.
    Ethan beugte sich herunter, um sie zu küssen. Sie drehte sich zu ihm um und setzte sich auf seinen Schoß. Dann knöpfte sie sein Hemd auf, streifte es ihm über die Schultern und zog lächelnd ihr dünnes Shirt aus.
    Ethan rang nach Atem, als sie auch noch ihren BH auszog und sich sanft gegen ihn drückte. Vorsichtig legte er sie aufs Sofa und schob ihr die Shorts über die schmalen Hüften.
    Sie schliefen in dieser Nacht zweimal miteinander. Für Ethan fühlte sich ihre Gegenwart von Treffen zu Treffen und von Sekunde zu Sekunde richtiger an. Die Resort City-Bestie wollte ihn vielleicht fertig machen – aber Evangeline gab ihm etwas, um das es sich zu kämpfen lohnte.

-80-
     
    Während der Nacht hatte ein heftiges Gewitter die Schwüle aus der Stadt vertrieben und es hatte morgens angenehme zwanzig Grad. Der Himmel war blau und ein leichter Wind wehte. Madison hätte dieses Wetter gemocht.
    Für Evangeline war es offenbar selbstverständlich, dass sie an Madisons Beerdigung teilnahm. Ethan war froh darüber. Sie stand schweigend neben ihm und strahlte außer Betroffenheit eine Ruhe aus, die ihm half.
    Es hatten sich nur wenige Menschen auf dem Rosewood Memorial versammelt. Donovan und Gladys waren darunter, drei Pflegerinnen und ein Arzt aus der Psychiatrischen Klinik. Madisons Eltern fehlten wie erwartet.
    Ethan schaffte es nicht, der Grabrede zuzuhören. Er blickte auf den Boden, die rechte Hand hielt Evangelines Hand, die Linke einen Topf mit einem Stiefmütterchen. Er kämpfte mit den Tränen, wahrscheinlich als Einziger hier. Madison hatte ihm so unglaublich viel bedeutet. Ihr Verhältnis ließ sich nicht beschreiben. Er hatte sich verantwortlich für sie gefühlt, hatte sie geliebt und beschützen wollen. Jetzt waren nur noch tiefe Trauer und ein nagendes Schuldgefühl in ihm.
    Ethan schloss die Augen und versuchte, sich an die guten, glücklichen Momente mit Maddi zu erinnern. Es waren nicht viele. Anfangs, kurz nach der Tat, hatte sie ständig Selbstmordpläne geschmiedet. Nach zwei Jahren hatte sie immer noch mitten in einer tiefen Depression gesteckt. Nach fünf Jahren war es langsam bergauf gegangen. Madison hatte ihr Äußeres akzeptiert, ihr Schicksal angenommen und angefangen, bei der Therapie aktiv mitzuarbeiten. Und zehn Jahre nach der Tat war sie tot.
    Evangeline schlang wortlos beide Arme um Ethan. Instinktiv schien sie zu spüren, wie es in ihm aussah. »Lass uns ein paar Schritte gehen.«
    »Jetzt?« Ethan blickte auf, seine Stimme klang heiser, seine Augen waren feucht. Evangeline erwiderte Ethans Blick ernst.
    »Jetzt.« Sie zog ihn langsam mit sich und er wehrte sich nicht dagegen.
     
    »Ich frage mich immer wieder, wann ich angefangen habe, alles falsch zu machen...«
    Ethan und Evangeline hatten sich auf einer Bank am Rande des Friedhofs niedergelassen. Er saß zusammengesunken da, stützte den Kopf auf den Händen ab, den Blick ins Leere gerichtet.
    Evangeline hatte eine Hand auf seiner Schulter, die andere auf seinem Oberschenkel abgelegt. Sie schwieg und hörte zu. Das war alles, was Ethan jetzt wollte und brauchte. Niemanden, der ihm widersprach. Niemanden, der das Gesagte in Frage stellte oder leere, tröstende Worte sprach.
    »Ich hätte mit ihr über die Mordfälle sprechen sollen, anstatt sie zu schonen. Wahrscheinlich wäre sie ohne meine Heimlichtuerei gar nicht auf Birch gekommen und wäre jetzt...« Ethans Stimme versagte und er schüttelte den Kopf. »Lass uns zurück gehen.«
    Sein Blick wanderte zu dem violetten Stiefmütterchen zu seinen Füßen. Auf dem Topf stand die letzte Strophe aus Audens Funeral Blues, Madisons Lieblingsgedicht. Mit Edding geschrieben. Genau so, wie Maddi es immer gemacht hatte.
    »Ich will ihr noch ihre Blume

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