Abgründe (German Edition)
Blutergüsse in ihrem Gesicht und am sichtbaren Teil ihres Körpers waren frisch, dunkelrot und blau. Sie hatte die Augen geschlossen, aber Ethan konnte auch so erkennen, dass sie geschwollen und blutig waren. So sah man also aus, wenn man eine Begegnung mit der Resort City-Bestie überlebt hatte.
Vor Jillys Tür war ein Beamter abgestellt worden. Zur Kontrolle ihrer Organfunktionen hatte man Jillian an einen Herzmonitor angeschlossen, der gleichmäßig piepste. Ein Arzt hatte Ethan erklärt, dass eigentlich kein Herzstillstand mehr durch das LSD zu erwarten war, Jillian aber zur Sicherheit die Nacht auf der Intensivstation verbringen würde. Außerdem riet er ihm von einer Befragung ab und machte Ethan nachdrücklich klar, dass er ins Bett und nicht hierher gehörte. Ethan hatte sich angehört, was der Arzt ihm zu sagen hatte, nichts erwidert und es erst recht nicht gewagt, nach dem Baby zu fragen. Gott, er wollte es nicht wissen. Er wollte nicht bestätigt wissen, was er befürchtete.
Eine Weile saß Ethan einfach schweigend an Jillys Bett und betrachtete sie. Wenn diese Geschichte hier endlich vorbei war, würde er so einige Dinge grundlegend ändern müssen. Und er würde Evangeline aufsuchen und sie um eine zweite Chance bitten.
Ein schwerer Seufzer riss ihn aus seinen Gedanken. Jilly hatte sich bewegt. Ethan blickte schnell zu ihr herüber und sie öffnete die Augen.
»Jilly«, sagte er, die Stimme zu einem Flüstern gesenkt. Er beugte sich zu ihr herunter und berührte mit seiner linken Hand vorsichtig ihre.
»Ethan...«, krächzte sie kaum hörbar. Ihr Blick war von den Medikamenten so verwirrt und abwesend wie Ethan sich fühlte. Scheinbar gingen sie hier nicht sonderlich sparsam mit dem Zeug um.
»Es ist alles gut... du bist in Sicherheit«, sagte er, ohne es selbst zu glauben und die Machtlosigkeit übernahm erneut die Führung über das Gefühlschaos in seinem Kopf. Trotzdem sprach er weiter so beruhigend und leise auf sie ein, wie es ihm momentan möglich war. »Niemand wird dir mehr etwas tun.«
»Ihr habt ihn gekriegt...?« Hoffnung blitzte in ihren Augen auf.
Ethan schüttelte den Kopf. »Nein.«
Die Hoffnung in Jillys Blick erlosch. »Dann bin ich verloren.«
So theatralisch hatte er sie noch nie erlebt; es verunsicherte ihn und zeigte ihm, wie furchteinflößend die Resort City-Bestie sein musste.
»Kannst du mir irgendetwas sagen, das uns weiter helfen könnte? Etwas, das du den anderen Beamten noch nicht erzählt hast...?«
»Ich weiß nicht... Mir ist so schwindelig, es ist alles wie hinter Watte...«
»Versuch, dich zu erinnern... Was ist hinter dieser Watte?« Er streichelte ihre Hand und sah Jilly aufmerksam an.
»Dieser Typ war plötzlich da. Neben mir, nachdem ich... ich kam von dir, weißt du?«.
Ethan schluckte und nickte. Scheinbar beobachtete dieser Scheißkerl ihn immer noch.
»Er hat mich in sein Auto gezerrt und dann... ab da ist alles weg.«
Ethan spürte, wie schwer es Jillian fiel, sich an ihre Entführung zu erinnern. Glücklicherweise schien sie so stark zu sein, wie sie sich immer gab. Sie sammelte sich kurz, dann fuhr sie fort. »Es war ein schwarzes Auto... Ein...« Sie dachte nach, dann schüttelte sie den Kopf.
»Ein Dodge Charger. Richtig?«
»Gut möglich, dass es ein Dodge war.«
Ethan lächelte sie aufmunternd an und hoffte, dass seine Kollegen bereits nach dem Wagen fahndeten. »Denk nach, Jilly... Vielleicht fällt dir noch etwas ein. Wie sah der Mann aus, der dich entführt hat? Wie alt war er?«
»Jung... er wirkte ziemlich jung, Boss... Auch wenn ich mich nicht an sein Gesicht erinnere.«
Ethan spürte, wie erschöpft sie war und wollte so viel wie möglich aus ihr heraus bekommen, bevor sie nicht mehr konnte. »Gar nicht?«
»Er hat eine Kapuze getragen und eine... Sonnenbrille. Als er mich das erste Mal angesprochen hat, da... hat er mir gedroht, dass er mich tötet, wenn ich ihm ins Gesicht sehe. Und als er mich in seinen Wagen gezerrt hat... ich weiß nicht, es war alles so irreal . Die Art wie er geredet hat, erinnerte mich an dich, Ethan und-«
»Das erste Mal, als er dich angesprochen hat? Bist du ihm mehrmals begegnet?«
Jilly schloss erschöpft die Augen und Ethan fürchtete, dass sie gar nicht mehr antworten würde. Dann tat sie es doch noch. »Er hat mich gezwungen, dich anzurufen...« Sie fuhr sich mit der Zunge über die geschwollenen Lippen.
Ethan konnte zusehen, wie sie an Kraft verlor und drückte ihre Hand. Er wollte ihr so
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