Abgründe
dir der Name bekannt vor?«
»Nein.«
»Und dann ist da noch Þorfinnur.«
»Nein. Was sind das für Leute?«
»Waren diese Männer, die ich genannt habe, Kunden von dir?«
»Nein.«
»Hast du sonstige Verbindungen zu ihnen gehabt?«
»Nein.«
»Hat einer von denen mit dir über Lína gesprochen?«
»Ich hab doch gesagt, ich kenne diese Leute nicht.«
»Du streitest also ab, Kontakte zu ihnen gehabt zu haben?«
»Ja. Ich kenne sie nicht.«
»Hast du den Namen Alain Sörensen schon einmal gehört?«
»Wer zum Teufel soll das sein?«
»Schon gut«, sagte Sigurður Óli. »Das wär’s auch schon. Vielen Dank.«
Er streckte die Hand nach dem Aufnahmegerät aus und schaltete es aus.
»Gut, du wirst also zu lebenslänglich verurteilt werden, da du alleinverantwortlich für den Tod von Lína bist«, erklärte Sigurður Óli. »Da hast du, was du wolltest und bist jetzt sicher zufrieden. Herzlichen Glückwunsch.«
»Was? Ist es schon vorbei?«, fragte Þórarinn erstaunt. »Was sind das für Leute, nach denen du mich gefragt hast?«
»Meiner Ansicht nach ist der Fall eindeutig«, sagte Finnur zu Þórarinns Rechtsanwalt. Sowohl er als auch Sigurður Óli schenkten dem Häftling keine Beachtung mehr, sondern hielten sich an den Rechtsanwalt. Sie erklärten, dass der Fall aus ihrer Sicht aufgeklärt sei, mit Þórarinn habe die Polizei nichts mehr zu besprechen, das Ganze ginge jetzt direkt an den Staatsanwalt. Þórarinn lauschte aufmerksam. Langsam, aber sicher schien ihm zu dämmern, dass er zu einer Randfigur geworden war.
»Wir gehen davon aus, dass er bis zur Urteilsverkündung hier in Litla-Hraun in Untersuchungshaft bleiben wird, die Zeit wird dann üblicherweise später vomStrafmaß abgezogen«, sagte Sigurður Óli zu dem Rechtsanwalt.
»Sag das noch mal mit der Verantwortung«, sagte Þórarinn, dessen Blicke zwischen Sigurður Óli und Finnur hin-und herwanderten.
»Verantwortung?«, fragte Sigurður Óli. »Was meinst du?«
»Wenn jemand … Du hast doch beim letzten Mal so was dahergeredet, wenn man nur … Wenn man nur ein Werkzeug ist, oder was du da gesagt hast.«
»Du meinst, was ich über die Mitschuld gesagt habe?«
»Ja, was hast du damit gemeint?«
»Soll das etwa bedeuten, dass du deine Aussage ändern willst?«
Þórarinn schwieg.
»Willst du deine Aussage ändern?«, fragte Finnur.
»Es ist nicht sicher, dass ich die alleinige Schuld habe«, sagte Þórarinn zu Sigurður Óli. »Das will ich sagen. Nach dem, was du letztens gesagt hast, muss das nicht voll und ganz meine Schuld sein. Das hast du das letzte Mal behauptet.«
»Was willst du damit sagen?«, fragte Sigurður Óli. »Versuch mal, dich etwas klarer auszudrücken.«
»Ich meine bloß, dass die Schuld nicht allein bei mir liegt.«
»Ach, tatsächlich?«
»Ja.«
»Da musst du schon sehr viel konkreter werden«, sagte Finnur. »Worum geht es genau?«
Þórarinns Rechtsanwalt lehnte sich zu ihm hinüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Þórarinn nickte. DerRechtsanwalt flüsterte weiter, und Þórarinn schüttelte den Kopf.
»Mein Mandant hat Interesse daran bekundet, mit der Polizei zusammenzuarbeiten«, erklärte der Rechtsanwalt, nachdem sie ihr Gespräch beendet hatten. »Er möchte wissen, ob er Zugeständnisse eurerseits erwarten kann, wenn er euch Informationen gibt.«
»Es gibt keine Zugeständnisse von unserer Seite«, erklärte Finnur. »Aber man weiß natürlich nicht, wie die Staatsanwaltschaft auf so etwas reagiert.«
»Er hat uns viel zu lange an der Nase herumgeführt«, sagte Sigurður Óli.
»Er ist zur Kooperation bereit«, sagte der Rechtsanwalt.
»Mann, jetzt regt euch ab«, sagte Þórarinn. »Was soll denn das?«
»Na schön«, sagte Sigurður Óli und setzte sich wieder. »Dann also raus mit der Sprache.«
Etwa eine Stunde später wurde Höddi in das Vernehmungszimmer geführt, er hatte ebenfalls seinen Rechtsanwalt dabei. Sigurður Óli und Finnur erwarteten ihn. Das Aufnahmegerät summte leise. Sigurður Óli sprach gewissenhaft Ort und Uhrzeit und die Namen der Anwesenden auf Band. Es hatte ganz den Anschein, als spürte Höddi, dass etwas vorgefallen war, dass sich das Blatt zu seinen Ungunsten gewendet hatte. Seine Blicke irrten unruhig zwischen Sigurður Óli, Finnur und seinem Rechtsanwalt hin und her, der darauf mit einem Achselzucken reagierte.
Finnur räusperte sich. »Dein Freund und Partner Þórarinn hat bei seiner Vernehmung ausgesagt, dass erden Überfall auf
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