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Abgründe

Abgründe

Titel: Abgründe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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Sigurlína Þorgrímsdóttir begangen hat, weil er dir eine Gefälligkeit schuldig war.«
    »Das ist gelogen«, erklärte Höddi.
    »Er sagt, dass du ihn beauftragt hast, Sigurlína zu Hause einen Besuch abzustatten«, fuhr Finnur fort. »Es ging darum, ihr Angst zu machen, ihr schmerzhafte Verletzungen zuzufügen und ihr nachdrücklich deutlich zu machen, dass sie mit Schlimmerem zu rechnen hätte, wenn sie nicht zur Vernunft kommen würde. Und außerdem ging es um Fotos, die Þórarinn sich von ihr aushändigen lassen sollte.«
    »Das ist eine Lüge!«
    »Þórarinn behauptet außerdem, dass du wiederum von einer dritten Person, die du gut kennst, um diesen Gefallen gebeten wurdest, und dass du es witzig gefunden hättest, dass ausgerechnet diese Person sich an dich gewandt hat.«
    »Verdammter Quatsch.«
    »Þórarinn sagt auch, dass er für den Überfall auf Sigurlína keine Bezahlung erhalten hat, sondern er dir einen Gefallen schuldig war. Du hättest für ihn einen Jeep in Brand gesetzt, und zwar auf dem Gelände eines Autohändlers in Selfoss im Zusammenhang mit einem Versicherungsbetrug, den ein Bekannter von Þórarinn ausgeheckt hatte.«
    »Was sagt er da? Der Kerl ist ja übergeschnappt!«
    »Außerdem behauptet Þórarinn, dass er Sigurlína keineswegs vorsätzlich umgebracht hat, die beiden Hiebe hätten sie einfach unglücklich getroffen. Es sei weder seine noch deine Absicht gewesen und auch nicht die Absicht der Person, die dich engagiert hat, den Tod von Sigurlína herbeizuführen. Es habe sich umeinen Unfall gehandelt, für den er allerdings verantwortlich sei.«
    Finnur legte eine Pause ein. Er und Sigurður Óli konnten nicht sicher sein, ob Þórarinn die Wahrheit gesagt hatte, aber seine Aussage hatte glaubwürdig geklungen, auch wenn sie teilweise recht lückenhaft gewesen war. Er hatte sich willens gezeigt, den Fall zu einem Abschluss zu bringen und ihnen bei der Aufklärung zu helfen. Möglicherweise hatte Höddi recht, es konnte sich um einen Versuch von Þórarinn handeln, die Tat auf Höddi abzuschieben. Sigurður Óli und Finnur hielten das aber für ziemlich unwahrscheinlich.
    Höddi starrte die beiden Kriminalbeamten an. Sie ließen ihm Zeit, sich die neue Sachlage durch den Kopf gehen zu lassen. Schließlich wandte sich Höddi seinem Rechtsanwalt zu, und die beiden steckten ihre Köpfe zusammen. Der Rechtsanwalt bat um eine kurze Unterbrechung der Vernehmung, um sich mit seinem Mandanten beraten zu können. Dem wurde stattgegeben, und er und Höddi begaben sich auf den Korridor.
    »Das ist doch totaler Schwachsinn«, hörten sie Höddi noch sagen, bevor die Tür ins Schloss fiel. Sigurður Óli und Finnur warteten geduldig. Es verging geraume Zeit, bevor die beiden wieder ins Vernehmungszimmer zurückkehrten.
    »Ich will wieder in meine Zelle«, sagte Höddi.
    »Wer wollte, dass du zu Sigurlína gehst?«
    »Niemand«, sagte Höddi.
    »Zu welchem Zweck solltest du zu ihr gehen?«, fragte Finnur.
    »Zu keinem Zweck, und mich hat niemand um etwas gebeten.«
    »Was sollte Sigurlína unterlassen?«, fragte Sigurður Óli.
    Höddi antwortete nicht.
    »Kennst du die Namen der folgenden Männer: Sverrir, Arnar oder Knútur? Sie arbeiten alle bei derselben Bank«, warf Finnur ein.
    Wieder kam keine Antwort.
    »Hat einer von denen dich zu Sigurlína geschickt, um sie zur Raison zu bringen?«
    Keine Antwort.
    »Und was ist mit zwei Männern, die Patrekur und Hermann heißen?«, fragte Finnur, und der Blick, den er Sigurður Óli zuwarf, gab zu verstehen, dass Sigurður auch nach ihnen hätte fragen müssen.
    »Ich will zurück in meine Zelle«, erklärte Höddi. »Ihr kriegt mich nicht dazu, Toggis verdammte Lügen zu bestätigen. Der versucht nur, das alles auf mich abzuwälzen, das müsst ihr doch sehen! Kapiert ihr das nicht?! Er hat diese Tussi umgebracht. Er allein, und niemand anderes. Der soll sich bloß nicht einbilden, dass er mir das in die Schuhe schieben kann!«
    »Kennst du diese Männer, die wir genannt haben?«
    »Nein! Die kenne ich nicht.«
    »Was sollte Lína unterlassen?«, fragte Sigurður Óli.
    Þórarinns Antworten waren diesbezüglich sehr schwammig gewesen, er hatte sich nur darauf berufen, dass Höddi sich so ähnlich ausgedrückt hatte. Den genauen Wortlaut hatte er angeblich vergessen, und er wusste nicht mehr genau, was Lína unterlassen sollte. Deswegen hatte er ihr nur gesagt, sie solle mit dem aufhören, was sie machte. Þórarinn hatte angeblich beim Haus

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