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Abgründe

Abgründe

Titel: Abgründe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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nicht sonderlich ermutigend.
    Höddi machte ihnen mehr Probleme. Seine ohnehin schon miese Laune war nach dem Aufenthalt in der Zelle auf den Gefrierpunkt gesunken, er zeigte sich renitent, ging auf keine Fragen ein und hatte es anscheinend nur darauf angelegt, sie zu provozieren.
    »Woher kennst du Þórarinn?«, fragte Sigurður Óli zum dritten Mal.
    »Halt die Schnauze«, sagte Höddi. »Und sieh dich vor, wenn ich erst mal hier raus bin.«
    »Ach was, du willst mir wohl die Knie polieren?«
    »Schnauze.«
    »Willst du mir vielleicht drohen, du Armleuchter?«
    Höddi starrte Sigurður Óli an, der ihn angrinste.
    »Schnauze«, wiederholte er.
    »Woher kennst du Þórarinn?«
    »Wir haben zusammen deine Mutter gevögelt.«
    Höddi wurde wieder in die Zelle gebracht.
    Þórarinn wirkte alles andere als eingeschüchtert, als er zur Vernehmung vorgeführt wurde. Er trat mit einem Rechtsanwalt auf, pflanzte sich im Vernehmungsraum breitbeinig Sigurður Óli gegenüber auf einen Stuhl und begann ungerührt und taktfest mit dem Fuß auf den Boden zu trommeln. Finnur war ebenfalls bei dem Verhör anwesend. Sie fragten Þórarinn zunächst danach, wo er sich in den letzten Tagen aufgehalten hatte, und die Antwort ließ nicht auf sich warten. Nachdem er an dem bewussten Montagabend die Polizei abgehängt hatte, war er zu der Werkstatt von Birgir gerannt und hatte sich dort in der Nähe versteckt. Anschließend war er zu Höddi geflüchtet. Zuerst hatte Höddi ihn bei sich zu Hause versteckt, aber nachdem Sigurður Óli bei ihm aufgekreuzt war, hatte er ihm befohlen, sich in Sicherheit zu bringen und bei der Werkstatt auf ihn zu warten. Nach Feierabend hatten sie sich dort getroffen, Höddi hatte ihn hereingelassen und ihm am späten Abend etwas zu essen gebracht. Þórarinn hatte eigentlich vorgehabt, für einige Tage in Höddis Sommerhaus im Borgarfjörður unterzutauchen, um das Weitere zu planen.
    »Du hast nicht in Betracht gezogen, dich zu stellen?«, fragte Finnur.
    »Ich habe sie nicht umgebracht«, sagte Þórarinn. »Sie war am Leben, als der da eintraf«, sagte er und deutete auf Sigurður Óli. »Der hat sie umgebracht. Ich wusste, dass ihr versuchen würdet, mir das, was er getan hat, in die Schuhe zu schieben. Deswegen bin ich geflüchtet.«
    Sigurður Óli sah Þórarinns Rechtsanwalt verwundert an. »Glaubst du das etwa?«, fragte er. »Hast du dich überhaupt nicht mit der Sache vertraut gemacht?«
    »Das ist seine Aussage«, erklärte der Rechtsanwalt achselzuckend.
    »Sie war tatsächlich noch am Leben, als ich euch überrascht habe«, sagte Sigurður Óli, »und sie war auch noch am Leben, als sie von den Sanitätern ins Krankenhaus gebracht wurde. Dort ist sie aber einen Tag später gestorben. Die Obduktion hat ergeben, dass sie an den Folgen eines Hiebs auf den Kopf gestorben ist, und zwar von einem Baseballschläger. Ich hatte keinen solchen Schläger dabei. Ich glaube, du hast dir einen der schlechtesten Rechtsanwälte im ganzen Land genommen, Þórarinn. Selbst ein vierjähriges Kind hätte dir sagen können, was ich jetzt sage, und dann hättest du nicht schon gleich zu Anfang wie ein Idiot dagestanden.«
    Þórarinn sah seinen Rechtsanwalt an.
    »Wir würden gern wissen, was du da zu suchen hattest«, sagte der Rechtsanwalt in dem Versuch, das Gesicht zu wahren. »Was wolltest du eigentlich von Sigurlína? Ich glaube, mein Mandant hat das Recht, Auskunft darüber zu bekommen.«
    »Das geht euch überhaupt nichts an«, sagte Sigurður Óli. »Þórarinn ist ein Dealer, und er hat seine Methoden, um Schulden einzutreiben. Ich habe ihn in Línas Haus überrascht, und da lag sie bereits bewusstlos auf dem Boden und hatte eine blutende Wunde am Kopf. Der Grund für meine Anwesenheit war die Ermittlung in einem Fall, der nichts mit diesem zu tun hat. Þórarinn hat mich niedergeschlagen und es geschafft, einem nicht ganz kleinen Polizeiaufgebot zu entkommen – erhat einen irren Sprint eingelegt, könnte man sagen. Das zeugt wohl nicht gerade von seiner Unschuld!«
    »Was wolltest du von Sigurlína, Þórarinn?«, fragte Finnur, der bislang keinen Ton gesagt hatte.
    Sigurður Óli überlegte, was wohl in Finnur vorging, und wie er mit der grotesken Anschuldigung von Þórarinn und seinem Rechtsanwalt umgehen würde. Die beiden konnten auf gar keinen Fall wissen, weshalb Sigurður Óli an dem bewussten Abend bei Lína vorgesprochen hatte, ihnen ging es nur darum, die Tatsachen zu verschleiern und ihn als

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