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Abgründe

Abgründe

Titel: Abgründe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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unbeschreiblich auf die Nerven gegangen, aber das war kein Grund, um ihn rund um die Uhr zu beschatten.
    Die Schlange vor der Theke rückte langsam vorwärts. Sigurður Óli hielt es für das Wahrscheinlichste, dass Höddi nur eine Spritztour mit seinem Jeep unternommen hatte, um sich in seinem Lieblingslokal einen Hamburger zu holen. Er sah ganz danach aus, als könne er davon eine ganze Reihe verdrücken.
    Beim Gedanken an die brutzelnden Hamburger da drinnen bekam Sigurður Óli ebenfalls Hunger, was nicht gerade zu seiner Konzentration beitrug. Er stand kurz davor, zu kapitulieren und auf dem Weg nach Hause ebenfalls bei einem Schnellimbiss anzuhalten, als Höddi herauskam und sich mit seiner Tüte in den Jeep setzte.
    Er durchquerte das Vogar-Viertel jetzt in nördlicher Richtung, überquerte die Sæbraut und fuhr hinunter in das Gewerbegebiet an der Elliðavogur-Bucht. Dort bog er nach rechts ab und fuhr an einer Häuserreihe vorbei, in der sich Reparaturwerkstätten und kleinere Firmen befanden. Vor einer Werkstatt hielt er, stieg aus und öffnete mit einem Schlüssel die Tür, machte aber kein Licht. Sigurður Óli konnte nicht erkennen, was es für eine Werkstatt war. Aber er erinnerte sich nur zu genau, dass Þórarinn auf der Flucht vor ihm in Richtung dieses Gewerbegebiets gesprintet war. War hier sein Unterschlupf? Hatte er sich hier versteckt, nachdem er Lína überfallen hatte?
    Sigurður Óli hielt es nicht für geraten, Höddi zu folgen, er war sich relativ sicher, dass er es nicht allein mit zwei Geldeintreibern gleichzeitig aufnehmen konnte. Da er keinen Beweis dafür hatte, dass sich Toggi Sprinthier verbarg, konnte er im Augenblick aber auch keine Unterstützung anfordern. Gut möglich, dass Höddi hier einfach nur etwas zu erledigen hatte. Angesichts der vielen Fahrzeuge, die der Mann besaß, fielen wahrscheinlich genug Reparaturen an. Also wartete er in sicherer Entfernung ab und behielt die Werkstatt im Auge.
    Etwa eine halbe Stunde später öffnete sich die Tür wieder und Höddi kam heraus, die Tüte aus dem Schnellrestaurant hatte er nicht mehr bei sich. Er setzte sich ins Auto, ohne nach rechts oder links zu blicken, und fuhr davon.
    Sigurður Óli ließ geraume Zeit verstreichen, bevor er ausstieg und zu der Werkstatt ging. Er horchte an der Tür, hörte aber nichts. Ein Blick auf das Schild über der Tür verriet ihm den Namen der Firma: Birgirs Autowerkstatt. Um hinter das Haus zu gelangen, musste er an der ganzen Häuserreihe mit allen ihren Werkstätten entlanggehen. Er zählte mit, um den richtigen Hintereingang zu finden, sah aber, dass die Autowerkstatt auf dieser Seite keinen Ausgang hatte. Also ging er zurück zum Eingang an der Straße und drückte vorsichtig die Klinke hinunter, doch die Tür, die sich neben der großen Schiebetür befand, war fest verschlossen. Er schlug dreimal dagegen, sodass das blecherne Werkstatttor dröhnte. Noch einmal horchte er an der Tür, hörte aber nichts. Er hämmerte ein weiteres Mal noch kräftiger dagegen, aber auch diesmal geschah nichts. Er glaubte jedoch, drinnen ein leises Quietschen zu hören, das aber gleich wieder verstummte.
    Sigurður Óli sah nur zwei Möglichkeiten: entweder in die Werkstatt einzubrechen oder darauf zu warten,bis die Belegschaft am nächsten Morgen eintreffen würde. Er blickte auf seine Armbanduhr, das würde eine lange Nacht werden. Er sah sich nach einem schweren Gegenstand oder einem Stein um. Die Tür hatte vier kleine Fenster, und nirgendwo war ein Aufkleber, der darauf hinwies, dass das Haus bewacht war. Wahrscheinlich gab es da drinnen nichts, was es sich zu klauen lohnte.
    Ganz in der Nähe lag ein Stück Rohr herum, er hob es auf und schlug damit gegen eine der Scheiben, die in tausend Stücke zersplitterte. Er entfernte die Scherben aus dem Rahmen und steckte den Arm durch die Öffnung, tastete nach der Verriegelung und öffnete die Tür. Falls jemand ihn danach fragte, würde er sagen, dass er einen anonymen Hinweis bekommen und die Tür so vorgefunden hätte.
    Sigurður Óli betrat die Werkstatt und machte die Tür hinter sich zu. Er tastete nach einem Lichtschalter in der Nähe des Eingangs, fand drei davon in einer Reihe und betätigte einen von ihnen. Ein schwaches Neonlicht flammte ganz hinten in der Werkstatt an der Decke auf, wo sich die Gestelle mit den Reifen befanden. Er blieb zunächst am Eingang stehen, um sich zu orientieren. Hier sah es genauso aus wie in jeder anderen Kfz-Werkstatt, und

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