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Abgründe

Abgründe

Titel: Abgründe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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schieben.
    »Bleib, wo du bist!«, befahl Sigurður Óli. »Die Streifenwagen sind unterwegs. Du kommst hier nicht weg.«
    »Bist du allein?«, fragte Þórarinn verwundert.
    Es war das zweite Mal an diesem Tag, dass Sigurður Óli diese Frage gestellt wurde.
    »Zwei stehen draußen«, sagte Sigurður Óli. »Sie warten auf uns.«
    Er hoffte, dass diese Lüge glaubwürdig genug klang, um Þórarinn in Schach zu halten. Er hatte keine Lust aufeine weitere Verfolgungsjagd. In der Ferne hörte man Sirenen.
    »Außerdem wird es hier gleich von Bullen nur so wimmeln. Du hörst sie schon.«
    »Wer hat dir von Höddi erzählt?«
    »Immer mit der Ruhe«, sagte Sigurður Óli, der sich zwischen Tür und Þórarinn positioniert hatte. »Wir hätten dich ohnehin gefunden. Oder du hättest dich gestellt. Das macht ihr zum Schluss ja immer.«

Vierunddreißig
    Þórarinn wurde ins Hauptdezernat an der Hverfisgata gebracht. Es war schon nach Mitternacht, und man war der Meinung gewesen, dass es mit den Vernehmungen Zeit bis zum nächsten Morgen hatte. Þórarinn wurde in eine Zelle gebracht, und Sigurður Óli fuhr nach Hause. Er wusste genau, dass jeder Versuch, den anderen irgendwelche Lügen darüber aufzutischen, wie er Þórarinn aufgespürt hatte, zwecklos war. Er hatte das zunächst vorgehabt, aber nun ging es nur darum, Kristján da herauszuhalten. Deswegen hatte er gesagt, ein anonymer Anrufer habe ihm berichtet, dass dieser Höddi in irgendeiner Verbindung zu Þórarinn stehen würde. Der Hinweis war zwar nicht sonderlich zuverlässig gewesen, er hatte sich aber trotzdem entschlossen, auf eigene Faust das Ganze zu überprüfen. Er war Höddi auf den Fersen geblieben und hatte beobachtet, wie der einen Hamburger gekauft und damit zum Elliðavogur gefahren war. Und da war ihm wieder eingefallen, in welche Richtung Toggi Sprint an dem Abend des Überfalls auf Lína gerannt war, und er hatte sich kurzerhand entschlossen, der Sache nachzugehen. Höddi war in die Werkstatt gegangen und ohne die Tüte mit dem Hamburger wieder herausgekommen. Er war in die Werkstatt eingebrochen und hatte Þórarinn gefunden.
    Auf diese Weise hoffte er, die Aufmerksamkeit von Kristján ablenken zu können, auch wenn es sich dabei um eine kleine Notlüge handelte. Kristján war zwar ein Vollidiot, aber es bestand kein Grund, ihm zwei Geldeintreiber auf den Hals zu hetzen. Niemand zweifelte an Sigurður Ólis Darstellung, alle waren froh, dass Þórarinn gefasst worden war, wie es sich genau zugetragen hatte, spielte keine große Rolle. Die Polizei improvisierte schließlich öfter.
    Noch in derselben Nacht wurden Höddi und Birgir, der Besitzer der Werkstatt, bei einem weiteren Einsatz festgenommen und in die Hverfisgata gebracht. Den Baseballschläger, mit dem Þórarinn auf Lína losgegangen war, fand man in einem Müllcontainer zweihundert Meter von der Werkstatt entfernt. An ihm klebte Blut.
    Als Sigurður Óli schließlich nach Hause fahren wollte, lief ihm Finnur über den Weg.
    »Du hättest Verstärkung anfordern sollen«, sagte Finnur, der die Ermittlung leitete. »Der Fall ist nicht deine Privatangelegenheit, auch wenn deine Freunde involviert sind.«
    »Ich werde beim nächsten Mal daran denken«, sagte Sigurður Óli.
    Die Vernehmung der drei Beteiligten begannen schon früh am nächsten Morgen, und Sigurður Óli nahm daran teil. Birgir behauptete, keine Ahnung gehabt zu haben, dass seine Werkstatt als Versteck für Kriminelle diente, und er stritt rundheraus ab, in irgendeiner Form daran beteiligt zu sein. Seinen Angaben zufolge war Höddi Miteigentümer der Firma und besaß deswegen einen Schlüssel. Weder er noch sein Mechaniker hatten Þórarinn während der Öffnungszeiten des Betriebs bemerkt, er konnte sich nicht vorstellen, dass er sich zu den normalen Arbeitszeiten dort versteckt hatte. Die Werkstatt sei klein, und wenn sie arbeiteten, kämen sie auch bis in die hintersten Ecken. Also hatte er sich wahrscheinlich nur nachts dort aufgehalten. Weder Birgir noch sein Mechaniker waren je mit dem Gesetz in Konflikt geraten, und da ihre Aussagen glaubwürdig klangen, sah man keinen Grund, sie länger festzuhalten.
    »Und wer bezahlt die Scheibe?«, fragte Birgir niedergeschlagen, als er erfuhr, dass die Tür zur Werkstatt beschädigt worden war. Er hatte einfließen lassen, dass der Betrieb nicht allzu gut lief und kaum unvorhergesehene Einbußen verkraften konnte.
    »Schick uns die Rechnung«, sagte Sigurður Óli, klang aber

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