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Abgründe

Abgründe

Titel: Abgründe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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Auftreten fand er ermüdend, und das mit den Musikern ging ihm spontan auf die Nerven.
    »Das verstehe ich gut«, sagte er. »Ihr vier habt euch also nicht sonderlich gut gekannt?«
    »Nun ja, aufgrund der gemeinsamen Tätigkeit in der Bank kannten wir uns recht gut. Wieso fragst du mich ausgerechnet jetzt nach diesen Vorfällen? Steht das im Zusammenhang mit einer Ermittlung?«
    »Um die Wahrheit zu sagen, ich weiß es nicht. Kennst du eine Frau namens Sigurlína Þorgrímsdóttir?«
    »Sigurlína Þorgrímsdóttir?«, sagte Knútur nachdenklich. Er stand auf, um zu signalisieren, dass das Gespräch seinerseits beendet war, ging zur Tür und öffnete sie. Sigurður Óli blieb unbeirrt sitzen. »Nicht, dass ich wüsste. Sollte ich sie kennen?«
    Knútur nickte jemandem auf dem Korridor zu. Die nächste Besprechung stand bevor. Kapitalmarktanlagen warteten auf neue Kunden.
    »Sie war Sekretärin in einem Wirtschaftsprüfungs-und Beratungsunternehmen«, sagte Sigurður Óli. »Sie wurde in ihrem eigenen Haus überfallen. Darüber wurde in den Nachrichten berichtet, sie ist dann im Krankenhaus gestorben.«
    »Ich habe davon gehört, aber an die Frau kann ich mich nicht erinnern.«
    »Ihr wart alle vier mit dabei, als die Firma, bei der sie arbeitete, eine Gletschertour organisierte. Das war kurz vor diesem schrecklichen Ereignis auf Snæfellsnes. Ihr Mann hat die Tour geleitet. Sie wurde meist Lína genannt.«
    »Ach, die. Sie wurde überfallen?«, sagte Knútur und schien sich auf einmal zu besinnen. »Wisst ihr, was dort vorgefallen ist?«
    »Die Ermittlung läuft auf vollen Touren. Du erinnerst dich also an sie?«
    »Ja, wo du diese Gletschertour erwähnst. Sie hat sehr viel Spaß gemacht. Die Fahrt, meine ich.«
    »Du hast keine Verbindung zu ihr gehalten? Nach dieser Tour?«
    »Nein, absolut nicht.«
    »Aber vielleicht jemand anderes von deinen Kollegen aus der Bank?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Davon weiß ich nichts.«
    »Ganz sicher?«
    »Ja«, entgegnete Knútur, »ganz sicher. Aber danach solltest du die anderen fragen. Ich zumindest habe diese Frau überhaupt nicht gekannt. Hat sie etwas über uns gesagt?«, fragte er.
    Sigurður Óli konnte es sich nicht verkneifen, den Mann ein wenig zu provozieren.
    »Ja«, sagte er, »sie hat mit ihrem Mann über euch gesprochen. Sie fand, dass ihr unglaublich wart.«
    »Wieso?«
    »Sie hat irgendeinen Plan erwähnt. Weißt du, was das sein könnte?«
    »Einen Plan?«
    »Irgendetwas, was ihr geplant habt, irgendeine Transaktion, die im Gange war. Sie hat wörtlich gesagt, ihr wärt unglaublich kaltschnäuzig. Sie wusste nicht, worum es ging, aber ich werde nicht lange brauchen, um das herauszufinden. Vielen Dank für deine Kooperation.«
    Sie verabschiedeten sich mit einem Händeschütteln. Knútur blieb in der offenen Tür stehen, sein kindliches Gesicht war aus den Fugen geraten.

Neununddreißig
    Mit Höddi und Þórarinn kamen sie nicht viel weiter. Die beiden gaben sich immer noch unverfroren und pampig, als die Vernehmungen am Nachmittag fortgesetzt wurden.
    »Was ist das für eine Tussi?«, fragte Höddi, als er gebeten wurde, sich zu der Frage zu äußern, ob er Lína gekannt hatte.
    »Deine Ausdrucksweise ist nicht gerade hilfreich«, sagte Finnur.
    »Ausdrucksweise«, wiederholte Höddi höhnisch. »Willst du mir vielleicht vorschreiben, wie ich mich auszudrücken habe? Und spar dir das geschraubte Gesülze.«
    »Woher kennst du Þórarinn?«, fragte Sigurður Óli.
    »Ich kenne ihn gar nicht. Was für einen Þórarinn? Müsste ich den kennen?«
    Sie ließen Höddi wieder in seine Zelle bringen, dann wurde Þórarinn in den Vernehmungsraum geführt. Er setzte sich, und seine Blicke wanderten zwischen Finnur und Sigurður Óli hin und her. Er schien sich zu amüsieren.
    »Du behauptest, dass du Schulden bei Sigurlína eintreiben wolltest und sie deswegen mit dem Baseballschläger angegriffen hast. Ihr Mann weiß aber von keinen Schulden bei dir. Er sagt, dass sie nie etwas bei dir gekauft haben.«
    »Muss er darüber Bescheid wissen?«, fragte Þórarinn.
    »Meinst du damit, dass Lína deine Kundin war, ohne dass ihr Mann davon wusste?«
    »Mannomann, in was für einer Welt lebst du eigentlich? Sie hat mir Geld für Stoff geschuldet. Und es war Notwehr, nichts anderes.«
    »Und du bist bereit, wegen so einem bisschen Geld sechzehn Jahre in den Knast zu gehen?«
    »Was soll das heißen?«
    »Willst du dich tatsächlich wegen so einer Lappalie zu

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