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Abgründig (German Edition)

Abgründig (German Edition)

Titel: Abgründig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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hereingelassen zu werden.
    »Wie es aussieht, werden wir wohl noch eine Weile hier festsitzen«, sagte Ralf so laut, dass alle es hören mussten. »Ich hatte euch ja eine kleine Überraschung versprochen und denke, jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür.«
    »Noch eine Überraschung?«, fragte Sebastian mürrisch. »Mir reicht es eigentlich mit deinen Überraschungen.«
    »Was heißt hier mit meinen Überraschungen? Du tust so, als wäre ich an dem Unwetter schuld. Das konnte doch niemand ahnen.«
    Mit einem wütenden Ruck beugte Sebastian sich vor. »Doch, das hätte man ahnen können, verdammt. Das hätte man sogar wissen können. Wenn man sich nämlich den Wetterbericht mal angesehen hätte. Also erzähl hier nicht, das hätte man nicht ahnen können, du Anfänger.«
    »Mann, Sebastian, was ist denn mit dir los?«, fragte Janik. »Du bist die ganze Zeit schon so aggressiv. Damit machst du die Lage auch nicht besser.«
    »Ja, halte du ihm auch noch die Stange. Ist euch eigentlich klar, in welchem Schlamassel wir stecken? Dieser scheiß Orkan da draußen kann noch lange dauern, und wir sitzen in dieser kalten Bude fest und haben keine Ahnung, wo wir sind. Und weil wir schlauerweise nicht auf den normalen Wegen geblieben sind, wird uns auch niemand finden.«
    »Aber wenn die uns auf den normalen Wegen nicht finden, werden die bestimmt auch anderswo suchen«, meinte Fabian. Es klang weniger wie eine Feststellung, sondern mehr wie eine flehende Frage in Ralfs Richtung.
    Ralf antwortete nicht darauf, aber Tim fiel der seltsame Blick auf, mit dem Lucas Ralf musterte, bevor er vor sich auf den Boden starrte. Er gefiel Tim überhaupt nicht, dieser Blick, und er nahm sich vor, herauszufinden, was er zu bedeuten hatte.
    »Also wie ist das jetzt, soll Lucas auspacken, was wir euch mitgebracht haben?«, fragte Ralf verheißungsvoll lächelnd und schien die Vorwürfe, die Sebastian ihm gerade gemacht hatte, schon wieder vergessen zu haben.
    »Was bist du, Alter?«, rief Denis so laut zu Ralf hinüber, dass Tim erschrocken zusammenzuckte. »Der verdammte Weihnachtsmann? Mann, pack aus oder lass es, aber hör endlich auf mit diesem dämlichen Theater, das nervt.«
    »Also nun zeigt schon, was ihr dabeihabt«, sagte Tim schnell. »Jetzt bin ich neugierig geworden.«
    Ralf zögerte kurz, doch dann nickte er Lucas grinsend zu. »Dann gib mal her, das Ding.«
    Auf eine gewisse Weise bewunderte Tim den Münchner. Zweifellos trug er einen Großteil der Schuld an der Misere, in der sie sich befanden, aber er steckte mit einer unglaublichen Gelassenheit alles weg, was man ihm an den Kopf warf. Oder er tat zumindest so. Jedenfalls sorgte er dadurch immer wieder dafür, dass die Situation nicht eskalierte.
    Lucas stand auf, ging zu seinem prall gefüllten Rucksack, der unter dem Tisch stand, und brachte ihn zu Ralf. Der nestelte eine Weile an den Verschlüssen herum, bis er sie schließlich geöffnet hatte, und zog eine große Flasche heraus, die eine klare Flüssigkeit enthielt. Stolz hielt er sie hoch und sagte: »Feinster russischer Wodka.«
    »Das soll die große Überraschung sein?« Sebastian schüttelte mit einer resignierenden Geste den Kopf. »Hätte ich mir denken können. Na ja, besser als nichts. Das Zeug wärmt vielleicht.«
    »Tolle Überraschung«, flüsterte Tim Denis zu und gab sich keine Mühe, seine Enttäuschung zu verbergen.
    Urplötzlich ließ ein fürchterlicher Knall alle zusammenfahren, dann prasselte etwas zu Boden und die Welt schien unterzugehen.

13
    Eines der Mädchen schrie gellend auf, Ralf und Lucas warfen sich seitlich zu Boden. Andere waren aufgesprungen und brüllten gegen den tosenden Sturm an, der plötzlich ungehindert in die Hütte eindringen konnte.
    Tim brauchte einige Sekunden, bis sein Verstand das Chaos vor seinen Augen ordnen konnte. Irgendetwas hatte das Fenster zerstört und Tausende Glassplitter hereinregnen lassen. Wind und Wasser drückten sich in den Raum und richteten in kürzester Zeit eine geradezu unglaubliche Verwüstung an. Die meisten Kerzen wurden vom Tisch gefegt, leichte Gegenstände wurden durch die Luft und gegen die Wände geschleudert. Der Regen schien fast waagerecht hereinzuprasseln und durchnässte innerhalb kürzester Zeit den gesamten Raum. Über allem lag schon ein nass glänzender Film.
    Tim ging auf das Fenster zu und hielt sich dabei schützend einen Arm vor das Gesicht, denn nicht nur das Wasser fegte peitschend herein, sondern auch Dinge, die der Sturm irgendwo

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