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Abgründig (German Edition)

Abgründig (German Edition)

Titel: Abgründig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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Fenster schließen.«
    Ralf lachte verlegen. »Ach komm, so war das doch gar nicht gemeint.«
    »Und wie ist es gemeint, wenn du mir drohst, dass mein Vater …«
    »Ich glaube, das reicht«, fiel Ralf Lucas scharf ins Wort. »Du solltest jetzt echt aufhören.«
    Lucas schien einen inneren Kampf auszufechten, doch schließlich senkte er den Blick und schwieg. Dann hob er die Flasche und trank gierig, bevor er sie in Tims und Janiks Richtung hielt. »Hier, ihr habt euch einen Schluck verdient.« Es klang bitter.
    Auch wenn Tim kein Freund von hochprozentigem Alkohol war, würde ihm ein Schluck Wodka wahrscheinlich wirklich guttun. Er fühlte sich abgekämpft, alle Knochen taten ihm weh und zudem fror er.
    Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, dass Janik aufstand. Er ging zu Lucas, nahm die Flasche und setzte sie an. Anschließend reichte er sie an Tim weiter, der es ihm gleichtat. Der Wodka rann wie ein Feuerbach durch seine Kehle und hinterließ eine brennende Spur. Tim konnte den Weg durch sein Innerstes bis in den Bauch hinein verfolgen. Das Zeug schmeckte scheußlich, aber es tat trotzdem sehr gut. Er nahm gleich noch einen zweiten, großen Schluck.
    »Hey, hier ist noch ein Verletzter. Lass noch was übrig«, meldete sich Sebastian vom Tisch her, auf dem er mit Julia saß. Die beiden schienen sich gefunden zu haben.
    »Keine Angst«, beschwichtigte Ralf. »Ich habe noch eine Flasche dabei.«
    »Du oder Lucas?«, mischte sich Denis mit lauter Stimme in das Gespräch. Er hatte sich wieder an seinen Platz in der Ecke zurückgezogen, der von dem Durcheinander größtenteils verschont geblieben war, und die Decke über sich gelegt.
    »Na … ich hab die Flasche mitgebracht, warum?«
    Denis deutete zu Lucas hinüber. »In seinem Rucksack. Ist deiner kaputt?«
    Für einen Moment schien Ralf nach Worten zu suchen. »Ich … Nein, aber ich denke, es ist auch egal, wer was getragen hat. Freut euch lieber, dass das Zeug hier ist. Es wärmt.«
    »Ja, dank dir brauchen wir das ja auch«, sagte Sebastian bitter. Er hatte mehrere Male von der Flasche getrunken und reichte sie nun Julia, die sie zu Tims Überraschung annahm. Nach einem ersten, kleinen Schluck verzog sie zwar das Gesicht, nahm aber gleich darauf noch einen weiteren und stellte die Flasche dann neben sich ab.
    Tim sah sich in dem Durcheinander um und machte den Vorschlag, etwas aufzuräumen, damit auf dem Boden wenigstens genügend Platz war, um sich setzen zu können.
    Sie brauchten etwa eine halbe Stunde, bis sie in der Hütte halbwegs Ordnung geschafft hatten. Alle beteiligten sich, außer den beiden Verletzten Sebastian und Lucas. Und auch Denis hatte offenbar keine Lust, aber ihn fragte auch niemand.
    Mittlerweile wussten alle, dass sie von ihm bestenfalls eine ätzende Antwort bekommen würden.
    Um besser sehen zu können, hatten sie weitere Kerzen angezündet und so im Raum verteilt, dass es fast gemütlich gewirkt hätte. Wären da nicht der heulende Sturm, die Pfützen auf dem Boden und ihre durchnässten Klamotten gewesen, die sie immer mehr frieren ließen.
    Und das Wissen, dass sie von der Außenwelt abgeschnitten waren.

14
    Mittlerweile war es Nachmittag. Das Unwetter tobte noch immer mit ungebremster Kraft.
    Nach der Aufräumaktion hatten sich alle wieder paarweise unter ihren Decken verkrochen – in derselben Zusammenstellung wie vor der Aktion mit den Fensterläden. Die wollenen Überwürfe trockneten die nassen Kleidungsstücke zumindest ein wenig. Schlimm wurde es, wenn man die Decke zurückschlug und die kalte Luft an die klammen, warmen Sachen kam.
    Einige von ihnen unterhielten sich murmelnd mit ihren Deckenmitbenutzern, andere hatten die Augen geschlossen oder starrten einfach vor sich hin. Tim beobachtete gerade die tänzelnden Schatten an der Wand, als Sebastian laut sagte: »Hey Leute, wir haben ein kleines Problem.«
    »Was ist denn los?« Ralf fühlte sich offenbar angesprochen.
    »Julia muss mal.«
    Ralf zuckte mit den Schultern. »Hm … dann muss sie wohl rausgehen.«
    »Wie soll das denn gehen? Die fliegt doch da draußen weg.«
    »Hier drinnen geht’s ja wohl auch nicht.«
    »Deswegen sagte ich: Wir haben ein kleines Problem.«
    »Wir könnten den Raum nebenan zur Toilette machen«, schlug Fabian vor.
    »Bäh«, machte Jenny. »Das ist ja ekelhaft.« Sie beteiligte sich damit zum ersten Mal seit ihrem Streit mit Janik an einem allgemeinen Gespräch. Die ganze Zeit über hatte sie sich unentwegt mit Lena unterhalten, worüber

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