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Abgründig (German Edition)

Abgründig (German Edition)

Titel: Abgründig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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unbeteiligter Miene zugeschaut. Nun war jedoch auch er aufgestanden und hatte sich mit den anderen um den Tisch herum aufgebaut, um die Ausbeute zu betrachten.
    »Wir haben fünf Decken«, sagte Ralf. »Wenn sich immer zwei zusammensetzen, geht das genau auf.«
    Sie sahen sich untereinander an, als versuchten sie in den Augen der anderen zu lesen, ob es okay war, zusammen unter eine Decke zu schlüpfen.
    »Zu mir kommt Lucas«, legte Ralf fest, was Lucas mit einem kurzen Nicken bestätigte.
    »Dann teile ich mir eine Decke mit meiner Krankenschwester«, beschloss Sebastian und sah halb grinsend, halb fragend zu Julia. »Oder?«
    »Von mir aus.«
    »Super. Dann kann ich endlich mal die nassen Sachen ausziehen.«
    Julia riss die Augen auf. »Was? Du willst dich ausziehen? Vergiss es. Dann kannst du alleine unter der Decke hocken.«
    »Dann komme ich eben zu dir«, sagte Janik und zwinkerte Sebastian zu. »Ich ziehe meine nassen Sachen auch aus.«
    Sebastian tat entsetzt. »Bäh. Dann würde ich ja lieber mit dem Yeti unter eine Decke steigen, der hat wenigstens ein Fell.« Alle lachten, manche so übertrieben laut, dass man merkte, dass keine Fröhlichkeit dahintersteckte. Tim spürte, dass jeder für sich versuchte, irgendwie mit der Situation klarzukommen.
    Er nahm sich eine der Decken und sah Lena an, die ihm ohne große Worte zur Seite folgte und sich dort mit ihm so auf den Boden setzte, dass sie sich mit den Rücken an die Holzwand anlehnen konnten. Als ihre Oberarme sich berührten, wagte Tim es nicht mehr, sich zu bewegen.
    Sebastian und Julia setzten sich an die Wand ihnen gegenüber, Ralf und Lucas gleich neben die beiden. Es blieben zwei Decken für Janik, Jenny, Fabian und Denis.
    »Du kannst eine Decke für dich und Fabian nehmen«, sagte Janik zu Denis. Ich nehme mit Jenny die andere.«
    Jenny stemmte die Hände in die Seiten und funkelte Janik böse an: »Hey, werde ich vielleicht auch gefragt?« Doch da hatte Denis schon eine der Decken gegriffen und sich damit in die Ecke neben dem Eingang zurückgezogen.
    Janik zuckte mit den Schultern. »Zu spät.«
    »Nein, nicht zu spät. Ich lasse nicht über mich bestimmen. Und die Beschützernummer kannst du dir auch abschminken. Nimm dir von mir aus die Decke, ich brauche keine.«
    Damit ging sie zu einem der beiden einfachen Holzschemel und setzte sich darauf. Janik sah sich mit hochrotem Kopf nach allen Seiten um und versuchte ein gequältes Lächeln.
    »Hoppla«, sagte Tim leise zu Lena. »Die ist ja richtig böse. Hätte ich ihr gar nicht zugetraut.«
    Lena beugte sich noch ein bisschen weiter zu Tim herüber. »Ja, Jenny kann schon ganz schön komisch werden. Ich glaube, die hat irgendeinen Mist erlebt. Aber ich weiß nicht genau, was. Eigentlich ist sie echt nett, aber manchmal reagiert sie ziemlich heftig.«
    Fabian stand noch immer in der Mitte des Raums und schien nicht sicher zu sein, was er jetzt tun sollte. Schließlich ging er aber doch zu Denis und fragte: »Ist es okay, wenn ich mich zu dir setze?«
    Denis sah Fabian nicht einmal an, als er antwortete: »Nein, ist es nicht, Streberfreak.«
    Alle gemurmelten Gespräche verstummten schlagartig, und lange herrschte Stille, bis Ralf sagte: »Mann, Denis, versuch doch wenigstens, dich nicht wie ein egoistischer Idiot zu benehmen.«
    »Verpiss dich!«, entgegnete Denis und sah auch Ralf dabei nicht an. Fabian stand noch immer frierend da und blickte sich hilflos zu Tim um. Bevor dem jedoch eingefallen war, wie er reagieren sollte, meldete sich Janik zu Wort. »Komm halt zu mir, ich hocke ja eh alleine.«

12
    Die Gespräche wurden ruhiger und beschränkten sich überwiegend auf leise geführte Unterhaltungen zwischen denen, die zusammen unter einer Decke saßen. Es schien, als wollten alle zumindest für den Moment ganz bewusst eine große Diskussion über ihre Situation vermeiden.
    Fabian hatte sich etwa zwei Meter von Tim und Lena entfernt zu Janik auf den Boden gesetzt und betrachtete die anderen. Janik saß an die Wand gelehnt neben ihm und hatte die Augen geschlossen. Jenny hockte auf einem der Schemel am Tisch. Sie hatte die Arme um den Körper geschlungen und schien stark zu frieren. Nachdem Lena sie eine ganze Weile beobachtet hatte, sagte sie leise zu Tim: »Kannst du dich vielleicht auf den Hocker setzen? Dann könnte Jenny zu mir. Ich glaube, es geht ihr nicht gut.«
    Tim hätte am liebsten protestiert. Natürlich wollte er nicht, dass Jenny fror – und sie sah wirklich mitleiderregend

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