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Abgründig (German Edition)

Abgründig (German Edition)

Titel: Abgründig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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hätte die bedrückende Situation gerne beendet, aber seine Gedanken wollten sich nicht so recht mit einer Lösung befassen. Zu sehr hingen sie noch an der Tatsache fest, dass er sich mit Lena unterhalten hatte, ohne sich daran erinnern zu können.
    »Ja, sag’s uns, Ralf«, mischte Sebastian sich mit einem eigenartigen Grinsen ein. »Würde mich echt interessieren, was dein Vater mit seinem Vater macht.«
    »Ach, das ist doch alles Quatsch.«
    »Ja, lasst uns lieber überlegen, wie es weitergehen soll«, sagte Jenny. »Glaubt ihr denn, es gibt gar keine Chance, dass die uns hier finden? Ich meine … die müssen doch längst gemerkt haben, dass wir nicht auf dem normalen Weg sind.«
    Lucas stieß ein seltsames Lachen aus. Es klang leicht irr. »Na los, erzähl ihnen, wie groß die Chance ist, dass sie uns suchen!«
    »Mann, jetzt hör auf damit, das nervt!«, fuhr Janik ihn an.
    Tim sah, wie sich Lucas’ Gesichtsausdruck veränderte. Starr glotzte er Ralf an. »Sag es ihnen, sonst tu ich es.«
    Auch Ralf wurde nun sehr ernst. Er betrachtete eine Weile die Essensreste in der Mitte, dann sah er zu Lucas. Der sagte mit einer Stimme, die Tim einen Schauer über den Rücken jagte: »Du wirst mich nicht mehr erpressen mit dem Job meines Vaters. Sag ihnen, was du auf den Zettel geschrieben hast.«
    Sekunden vergingen, in denen niemand auch nur flüsterte. Alle starrten Ralf an. Der Sturm hämmerte gegen die Wände, als forderte auch er, dass endlich gesagt wurde, was auch immer zu sagen war.
    »Ich … also …« Ralf räusperte sich mehrmals. »Lucas hat recht, man wird uns nicht suchen. Nicht hier und auch nicht auf den normalen Wanderwegen.«
    »Aber warum?«, fragte Lena. »Gehen die bei dem Wetter gar nicht erst los?«
    »Nein, nicht deswegen. Es ist, weil … sie nicht wissen, dass wir hier sind.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Sebastian.
    Noch während Tim dachte, dass eigentlich ziemlich klar war, was das bedeutete, sagte Fabian: »Das heißt wohl, Ralf hat heute Morgen keinen Zettel geschrieben.«
    Wieder herrschte Stille. Auch Tim war zu keinem Wort fähig.
    »Die hätten uns doch sofort zurückgebracht, wenn ich denen geschrieben hätte, wo wir sind«, versuchte Ralf zu erklären. »Wir hätten quasi den ganzen Tag vor denen weglaufen müssen.«
    »Du hast uns angelogen?«, fragte Julia mit unsicherer Stimme. »Kein Zettel? Aber … die können sich doch vielleicht denken, dass wir auf der Zugspitze unterwegs sind, oder?«
    »Verdammt, nun sag’s ihnen schon!«, knurrte Lucas scharf, doch Ralf schien keinen Ton herauszubringen.
    »Fein, dann sage ich es. – Doch, der große Bergführer hat einen Zettel geschrieben. Er hat geschrieben, dass wir eine Tour auf eigene Kappe machen und erst am Abend wieder zurück sind.«
    »Aber dann …«, setzte Julia an, wurde aber von Lucas unterbrochen.
    »Eine Tour nach Garmisch-Partenkirchen. Falls sie uns also tatsächlich suchen, dann in der entgegengesetzten Richtung.«
    Tim hörte irgendwo neben sich einen Grunzlaut und registrierte aus den Augenwinkeln eine Bewegung. Dann flog ein Schatten auf Ralf zu.

16
    Sebastians schwerer Körper prallte gegen Ralf und riss ihn um. Beide stießen unartikulierte Schreie aus, während sie sich auf dem Boden wälzten und jeder versuchte, die Oberhand zu gewinnen. Mehrere Kerzen fielen um, eine davon auf eine Decke. Eines der Mädchen schrie auf, auch andere Stimmen wurden laut. Hände rissen die Decke weg, bevor sie Feuer fangen konnte.
    »Hör auf!«, brüllte Ralf. Er strampelte stöhnend mit den Beinen und traf dabei versehentlich Lucas in die Seite, woraufhin der mit einem Schmerzenslaut umkippte.
    »Hey«, machte Janik und stemmte sich gleichzeitig mit Tim hoch. Mit zwei Schritten hatten sie Ralf und Sebastian erreicht und griffen nach ihren Armen und Beinen, um sie auseinanderzuziehen. »Helft mal, verdammt!«, schrie Janik den anderen zu, als es ihnen nicht gelingen wollte.
    Fabian tauchte an Tims Seite auf und setzte an, irgendwo zuzugreifen, schien sich dann aber doch nicht zu trauen und zog sich wieder zurück. Endlich hatte Janik Sebastians Arm erwischt und zog ihn mit aller Kraft zur Seite.
    »Du verdammter Mistkerl!«, schrie Sebastian Ralf zu und versuchte noch immer, nach ihm zu treten.
    Nun bekam Tim Ralfs Handgelenk zu packen und konnte ihn in die andere Richtung ziehen. Kurz schlugen die beiden noch mit Armen und Beinen um sich, dann lagen sie still. Alle atmeten schwer, Tim stand keuchend

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