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Abgründig (German Edition)

Abgründig (German Edition)

Titel: Abgründig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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vornübergebeugt und musste husten.
    »Verdammt«, stöhnte Sebastian und presste eine Hand auf die Stelle, an der er die Schulterverletzung hatte. »Tut das weh.«
    »Selbst schuld … Idiot«, kommentierte Ralf, ebenfalls noch völlig außer Atem.
    »Du … bist doch echt das Letzte.« Sebastian drückte sich stöhnend hoch, bis er aufrecht saß. »Ist dir klar, dass wir ohne Hilfe heute nicht mehr hier wegkommen?«
    »Ich weiß«, sagte Ralf und fügte leise hinzu: »Tut mir leid.«
    »Aber warum hast du denen geschrieben, wir wären in Garmisch-Partenkirchen? Ich verstehe das nicht. Das ergibt doch keinen Sinn.«
    »Ist doch klar, der große Bergführer wollte euch auf jeden Fall alleine in Schwierigkeiten bringen«, lallte Lucas, der sich ebenfalls wieder aufgerappelt hatte.
    Ralf überging die Bemerkung und hob die Schultern. »Ich wollte einfach vermeiden, dass die uns eingeholt haben, bevor die Tour richtig losgegangen ist. Mir war klar, dass wir nicht schnell vorwärtskommen würden. Und da dachte ich …«
    Jenny schüttelte den Kopf. »Du hättest es uns nicht gesagt, oder?«
    »Was?«
    »Wenn Lucas nicht gewesen wäre, hättest du weiter zugesehen, wie wir darauf hoffen, dass wir jeden Moment gerettet werden.«
    »Nein, ich denke … ich hätte es euch schon noch gesagt.«
    »Wann?«, bellte Sebastian. »Morgen? Lucas, gib mir die verdammte Flasche.«
    Nach und nach beruhigten sich alle wieder. Nach einigen Minuten stellten sie die umgefallenen Kerzen wieder auf und hüllten sich in ihre Decken. Eine ganze Weile schwiegen alle, saßen nur da und hörten dem ungebrochen tosenden Sturm zu. Die Flasche machte die Runde und dieses Mal nahmen ausnahmslos alle mindestens einen kräftigen Schluck daraus, selbst Fabian.
    »Okay, jetzt sitzen wir also richtig in der Tinte«, brach Janik das Schweigen.
    »Blödsinn«, sagte Denis in der für ihn typischen Art.
    »Ach, du findest es Blödsinn, dass kein Mensch weiß, wo wir sind? Dass wir jetzt hier festsitzen, bis dieser Scheißsturm aufgehört hat? Und was, wenn das tagelang so weitergeht? Es ist kalt und wir sind komplett durchnässt. Ruck, zuck hat jemand ’ne Lungenentzündung oder Fieber. Medikamente gibt es hier nicht und zu essen haben wir auch nichts. Das nennst du Blödsinn?«
    »Jetzt fahr mal runter, Alter«, antwortete Denis mit monotoner Stimme. »Wie naiv seid ihr eigentlich? Ihr seht doch, was da draußen los ist. Wir konnten uns kaum auf den Beinen halten. Denkt ihr vielleicht, die würden uns bei dem Wetter suchen? Das ist Blödsinn. Also, was soll’s? Bleiben wir eben hier, bis der Mist vorbei ist. Wir haben hier einen Angeber, der lügt wie gedruckt, einen Schläger, der bei jeder Gelegenheit ausrastet, und einen Betrunkenen, der seinen angeblichen Freund verpetzt. Ist doch gemütlich. Wird sicher eine interessante Nacht.«
    »Eine Nacht?«, stöhnte Jenny auf. »Denkt ihr, wir müssen die ganze Nacht hierbleiben?«
    »So viel steht wohl fest«, sagte Tim.
    »Oh Gott, ich werde einen Höllenärger bekommen«, wimmerte Julia.
    »Keine Sorge«, bemerkte Denis. »Den werden wir alle bekommen.«
    »Ja, wenn wir je wieder heil rauskommen«, stellte Janik fest und leerte die Flasche.
    »Leute, machen wir das Beste daraus«, sagte Ralf, und seine Stimme hatte schon wieder einen festen Klang. »Wir haben nicht nur noch eine, sondern sogar noch zwei Flaschen dabei. Wärmen wir uns von innen auf, dann können wir später sicher etwas schlafen. Und morgen früh ist der Sturm vorbei und es geht uns allen wieder gut.«
    Tim hätte ihm gerne ein paar Takte dazu gesagt, aber er fühlte sich zu energielos und zu leer. Er blickte in die Runde, betrachtete den Ausdruck auf den Gesichtern und stellte fest, dass es wohl fast allen so ging. Fabian starrte in die tanzende Flamme einer Kerze. Seine bewegungslosen Augen waren glasig geworden, der zuckende gelbe Feuertropfen spiegelte sich darin.
    Janik daneben hatte einen Ellbogen auf einem Knie und den Kopf schräg auf seiner Handfläche abgestützt. Auch sein Blick schien sich irgendwo in weiter Ferne zu verlieren.
    Jenny saß mit gesenktem Kopf neben Lena. Tim konnte nicht sehen, ob sie die Augen geöffnet oder geschlossen hatte.
    Und Lena … sah ihn an. Das tat sie wohl schon etwas länger, ohne dass Tim es gemerkt hatte. Nun verzog ihr Mund sich zu einem angedeuteten Lächeln. »Na, wie findest du den Gedanken, dass wir hier gemeinsam festsitzen?«, fragte sie leise.
    Auch Tim versuchte ein Lächeln. »Na

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