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Abgründig (German Edition)

Abgründig (German Edition)

Titel: Abgründig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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davon ab, hereinzufegen.
    Aber auch das wurde immer schwieriger, denn kaum jemand von ihnen war noch in der Lage, zu stehen, geschweige denn einem plötzlichen Windstoß standzuhalten. So führte jeder weitere Gang nach draußen zu allgemeinem Gelächter, wenn der Deckenhalter umfiel, während er oder sie ungelenk versuchte, den Eingang abzuschotten.
    Irgendwann war auch die letzte Flasche geleert, und Tim spürte, dass ihm die Augen zufielen. Lena war schon eine ganze Weile zuvor eingeschlafen und lag mit dem Kopf auf ihrem zusammengerollten Rucksack quer hinter ihm. Die Decke hatte er so um seine Schultern gelegt, dass die herunterhängende lange Seite ausreichte, auch Lena damit warm zu halten.
    Ralf war irgendwann einfach rücklings umgekippt und hatte Sekunden später begonnen, laut zu schnarchen. Auch Jenny, Fabian und Lucas schliefen schon. Als Julia und Sebastian anfingen, sich zu küssen, zog Tim seinen Rucksack heran und machte es sich neben Lena so bequem, wie es möglich war.
    Auf der Seite hinter ihr liegend und den Arm schützend um sie gelegt, lauschte er dem Sturm, der ohne Unterbrechung mal scheppernd und klopfend, mal schaurig heulend daran erinnerte, dass sie es ja nicht wagen sollten, ihm entgegenzutreten.
    Irgendwann fielen Tim die Augen zu.

18
    Kälte. Das war das Erste, was Tim empfand, als sein Bewusstsein träge wie an einem langen Gummiband in die Realität zurückgezogen wurde. Als er sich zusammenrollen wollte, erzeugte die Bewegung Schmerzen, deren Herkunft er nicht lokalisieren konnte. Sie waren überall.
    Tim fühlte sich unangenehm matschig, und nachdem er es endlich geschafft hatte, die Lider zu heben, zeigten seine Augen ihm ein verschwommenes Bild, mit dem sein Verstand nichts anfangen konnte. Es war ein seltsames Durcheinander, in dem sich an verschiedenen Stellen etwas bewegte. Was er sehen konnte, wurde von einem gespenstischen, unruhigen Licht gelblich aus der Dunkelheit gestanzt. Etwas berührte ihn an der Schulter, jemand fasste ihn an, rüttelte an ihm.
    »Tim. Tim, wach auf.« Es war eine bekannte Stimme, aber er wusste nicht, zu wem sie gehörte. Zu seiner Mutter jedenfalls nicht. »Er ist ganz nass. Tim … aufwachen!« Wieder dieses Rütteln. Es ärgerte ihn. Warum sollte er aufwachen? Er fühlte sich nicht gut und war müde. Und es war nicht Tag, so viel zumindest konnte er erkennen. Diese Stimme und diese Hand … sie sollten ihn in Ruhe lassen.
    Ein Gesicht tauchte vor ihm auf, jemand beugte sich über ihn, sah ihn an. »Na endlich.«
    Es war ein bekanntes Gesicht, es war … Lena. Da begriff er, dass auch die Stimme zu ihr gehörte. Und ihm war kalt, weil sie in einer Hütte in den Bergen feststeckten.
    Das Unwetter … Mit einem Mal war alles wieder da. Sie hatten Wodka getrunken. Viel Wodka.
    Sein Verstand begann, träge zu arbeiten. Der Sturm … jetzt hörte er ihn auch wieder. Unverändert rüttelte er an ihrem kleinen Unterschlupf. Es war noch immer dunkel, Kerzen brannten. Er konnte also nicht lange geschlafen haben.
    Tim öffnete den Mund und wurde sich des schalen, pelzigen Geschmacks bewusst. Sein Gaumen, die Zunge, alles fühlte sich halb taub an.
    »Mir geht’s nicht so gut«, wollte er sagen, aber er hörte selbst, dass das, was da aus seinem Mund kam, nichts mit diesen Worten gemein hatte. Er räusperte sich mehrmals und probierte es erneut. Dieses Mal war es zumindest so weit verständlich, dass Lena nickte.
    »Du musst trotzdem aufstehen, wir haben ein Problem.«
    »Ich weiß«, sagte Tim und startete einen ersten Versuch, sich aufzurichten. Alles fühlte sich einfach nur ekelhaft an. Seine Kleidung war komplett durchnässt, was ihm nun noch schlimmer vorkam als zuvor, bevor er eingeschlafen war.
    »Wir sitzen in dieser dämlichen Hütte fest. Wie spät ist es?«
    »Kurz nach acht. Und da ist noch was anderes.«
    Es klang seltsam, wie sie es sagte, aber vorrangig wunderte Tim sich über die Uhrzeit, die Lena genannt hatte. »Kurz nach acht? Das kann doch nicht … Es müsste doch viel später sein. Wir haben doch erst gegen Abend …«
    »Acht am Morgen. Und Ralf ist verschwunden.«
    Tim schaffte es endlich, sich aufzurichten, woraufhin sofort etwas damit begann, von innen gegen seine Schädeldecke zu hämmern. Diese nassen Sachen …
    »Was? Am Morgen? Und der Sturm ist immer noch nicht vorbei? Oh Mann, ist mir schlecht. Ich trinke nie wieder Alkohol.« Tim erinnerte sich, was Lena gerade außerdem noch gesagt hatte. »Was heißt das, Ralf

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