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Abgründig (German Edition)

Abgründig (German Edition)

Titel: Abgründig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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geprügelt hast.«
    Tim fuhr Fabian an. »Was? Was sagst du da? Ausgerechnet du? Ich bin doch nur wegen dir mit Ralf aneinandergeraten. Und jetzt kommst du mit so was und fällst mir in den Rücken?«
    Fabian hob beschwichtigend die Hände. »Logik hat nichts mit persönlichen Gefühlen wie Dankbarkeit zu tun. Ich sage ja auch nicht, dass du etwas mit Ralfs Verschwinden zu tun hast. Ganz im Gegenteil. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass du nichts damit zu tun hast. Aber es ging gerade um eine logische Erklärung, und da musste ich dir widersprechen.«
    »Ich bin auch ziemlich sicher, dass Tim nichts mit Ralfs Verschwinden zu tun hat«, sagte Jenny.
    Janik stemmte die Arme in die Seiten. »Ach, und wie könnt ihr euch da so sicher sein?«
    »Weil …« Jennys Blick wanderte zu Fabian, dann zu Lucas und wieder zurück. »Weil ich es einfach nicht glaube.«
    Irgendetwas an Jennys Gesichtsausdruck kam Tim merkwürdig vor, es schien fast, als wüsste sie mehr, als sie zugab. Als sie bemerkte, wie er sie musterte, wich sie seinem Blick aus.
    »Also gut, schauen wir uns draußen um.« Janiks Ton war um einiges freundlicher geworden, er schien eingesehen zu haben, dass seine Verdächtigung vorschnell gewesen war.
    Tim nickte. »Ja, gehen wir.«
    Sebastian kam nicht mit, aber Janik kümmerte sich nicht darum. Anscheinend hielt er Tim nicht mehr für gemeingefährlich.
    Das Blut befand sich links neben der Hütte. Dort stand das Dach anders als auf der Gegenseite ein Stück weit über, sodass es einer langen Reihe von Holzscheiten Schutz bot, die bis auf etwa zwei Meter Höhe aufgestapelt waren. Zumindest hielt es das Holz so lange trocken, wie der Regen nicht diagonal herangepeitscht kam. Noch immer blies der Sturm so heftig, dass Tim sich stark nach vorn lehnen musste, um überhaupt vorwärtszukommen. Er konnte sich nicht erinnern, jemals zuvor ein solches Unwetter erlebt zu haben.
    Der kräftige Wind hatte schon etliche der Scheite vom Stapel gerissen und die meisten davon in großem Umkreis neben der Hütte verteilt.
    Auf dem ersten Meter gleich hinter der Ecke waren gar keine Scheite, sodass man dort halbwegs geschützt stehen konnte. Als Tim Janik dorthin gefolgt war und die Augen mit der Hand gegen die nadelspitzen Regentropfen abgeschirmt hatte, entdeckte er den Grund für die Aufregung.
    Auf einigen der Holzscheite vor sich konnte Tim dunkle Flecken sehen. Die Rinde hatte sie größtenteils aufgesaugt und es hätte noch nicht einmal zwingend Blut sein müssen. Am Boden des Holzstapels lag jedoch eine Schicht aus Pappe, auf der ebenfalls zwei Flecke zu sehen waren, die eindeutig als Blut zu erkennen waren. Sie schienen noch recht frisch zu sein, waren nicht fast schwarz wie getrocknetes, älteres Blut, sondern rot.
    Tim betrachtete die Szene genau und suchte krampfhaft in seiner Erinnerung nach Anhaltspunkten. Hatte er das schon einmal gesehen? Das Holz, das überstehende Dach? War er in der vergangenen Nacht oder in den frühen Morgenstunden hier draußen, an dieser Stelle gewesen? Und wenn … war er allein gewesen?
    »Na? Ist das Blut oder nicht?«, rief Janik ihm auffordernd zu, obwohl er unmittelbar neben ihm stand.
    Tim nickte nur und deutete dann zur Vorderseite der Hütte. »Gehen wir wieder rein.«
    Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatten, sahen alle sie erwartungsvoll an.
    »Da draußen ist tatsächlich Blut«, erklärte Tim. »Es scheint noch frisch zu sein. Vielleicht war ich wirklich draußen, irgendwann am frühen Morgen, und habe mich irgendwo verletzt.«
    »Wo?«, wollte Sebastian wissen.
    »Ich weiß es doch auch nicht, verdammt.« Tim hörte selbst, dass seine Stimme verzweifelt klang. »Vielleicht hab ich mir auf die Zunge gebissen oder ich hatte Nasenbluten, was weiß ich.«
    »Oder es ist nicht dein Blut«, warf Sebastian ein.
    Tim sah ihn an und spürte, wie mit rasender Geschwindigkeit Wut in ihm aufstieg. Irgendwann musste es auch mal genug sein. »Möglich. Vielleicht habe ich Ralf dort draußen blutend gefunden, nachdem eine Schlägerei fortgesetzt worden war, die hier drinnen begonnen hatte«, sagte er hart, und mit jedem Wort war seine Stimme ein bisschen lauter geworden. »Ich habe Ralf letzte Nacht nur von Fabian weggezogen, um zu verhindern, dass er sich an einem Schwächeren vergreift. DU aber bist aus reinem Jähzorn über ihn hergefallen.«
    »So ein Blödsinn, ich …«
    »Blödsinn, ja? Du bist komplett ausgerastet und hast auf Ralf eingeprügelt wie ein Verrückter.

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