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Abgründig (German Edition)

Abgründig (German Edition)

Titel: Abgründig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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Tim und starrte in sein Gesicht. »Was … ist das?«
    Tim brauchte kurz, bis er verstand, was Janik meinte. Er zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, scheint Blut zu sein, aber ich habe keine Verletzung gefunden.«
    Janiks Gesicht veränderte sich auf eine seltsame Weise. Er drehte sich nach den anderen um, dann richtete er sich wieder an Tim. »Ich hab da draußen was gefunden, das müsst ihr euch mal ansehen.« Es klang komisch, wie er das sagte.
    »Was denn?«, fragte Tim, durch Janiks Tonfall alarmiert, der auch dann noch auf ihm ruhte, als er antwortete.
    »Blut.«

19
    »Was? Da draußen ist Blut?«, stieß Julia aus. »Etwa von Ralf?«
    Tim bemerkte, dass sie ihm dabei den gleichen angstvollen Blick zuwarf wie schon zuvor.
    »Woher soll ich das wissen?«, antwortete Janik, der Tim ebenfalls anstarrte, allerdings war der Ausdruck in seinem Gesicht ein anderer. »Vielleicht weiß Tim ja etwas darüber?«
    »Ich?«, fragte er überrascht und hatte das seltsame Gefühl, dass mit einem Schlag alle Energie aus seinem Körper gezogen wurde. »Wieso gerade … ich?«
    Seine Gedanken begannen einen wilden Reigen, von überall in seinem Kopf prasselten Gedankenfragmente auf ihn ein. Ralf war verschwunden. Draußen war irgendwo Blut. Er selbst war mit Blut verschmiert. Im Gesicht, an der Hand. Seine Kleidung fühlte sich an, als sei er erst vor Kurzem draußen gewesen. Er konnte sich aber nicht daran erinnern. Oder? Gott, nein!
    Doch da lauerte er bereits, dieser Gedanke – diese böse Ahnung, es könne möglich sein, dass er wieder … Nein, daran durfte er gar nicht erst denken. Sicher war das nicht der Fall.
    War da nicht doch irgendwo ein kleines Stückchen Erinnerung? Bestimmt, oder? Allerdings war es mehr so ein Gefühl, dass er aufgestanden und rausgegangen sein könnte, weil er dringend musste. Oder? Oder … wollte er sich das nur einreden? Um seinen Verstand vor allen anderen Möglichkeiten zu schützen?
    Es brachte nichts, in Panik zu verfallen, also klopfte er zunächst die Fakten ab. Er hatte hochprozentigen Alkohol getrunken. Viel Alkohol. Vor allem wenn man das nicht gewohnt war, konnte es passieren, dass man Dinge tat, an die man sich am Morgen nicht mehr erinnerte. Das lag durchaus im Bereich des Möglichen. Aber so etwas …? Nein, das wollte er gar nicht erst in Erwägung ziehen, das konnte, das durfte nicht sein!
    »Vielleicht, weil du der Einzige hier bist, dessen Gesicht mit Blut verschmiert ist«, riss Janik ihn aus dieser Gedankenflut.
    »Tim?« Lenas Stimme lenkte ihn endlich von Janiks Blick ab, den er mittlerweile wie eine scharfe Waffe empfand.
    »Ja?« Er sah sie an.
    »Tim, was … Sag doch mal was dazu.«
    »Was soll ich denn dazu sagen? Ich weiß doch auch nicht, woher das Blut in meinem Gesicht stammt, und ich weiß nicht, ob das da draußen wirklich Blut ist. Und falls ja, habe ich keine Ahnung, von wem es stammt.«
    »Komm einfach mit«, forderte Janik und wandte sich anschließend an Sebastian. »Kommst du auch mit, wenn ich Tim das Blut zeige?«
    Das war mehr als deutlich. Janik wollte mit Tim nicht allein sein. Was war denn bloß los? Waren alle verrückt geworden? Die konnten doch nicht im Ernst …
    »Du glaubst doch nicht etwa wirklich, ich hätte was mit Ralfs Verschwinden zu tun? Oder mit dem Blut da draußen?« Noch während Tim das sagte, kam ihm eine Idee. Eine rettende Idee? Zumindest eine plausible Erklärung. Auch für sich selbst.
    »Meine Klamotten sind nass, anscheinend war ich also draußen. Ich habe Blut an meiner Hand und an der Wange – falls es Blut ist. Und falls da vor der Hütte auch Blut ist, was scheint da wohl logisch? – Logisch klingt, dass ich mich im Freien irgendwie verletzt habe. Wir waren doch alle sturzbetrunken. Vielleicht bin ich irgendwo gegengelaufen. Was, wenn das da draußen mein Blut ist? Genau wie das an meiner Hand und in meinem Gesicht?«
    Je mehr Tim seine Überlegungen ausführte, umso sicherer war er, die passende Erklärung gefunden zu haben. Es war eine unbeschreibliche, wenn auch noch verhaltene Erleichterung.
    »Und wo bist du verletzt?«, fragte Sebastian nach.
    »Herrgott, ich weiß es doch auch nicht. Aber das ist wohl die vernünftigste Erklärung, oder?«
    »Das wäre sie«, sagte Fabian von seinem Platz auf dem Boden aus, woraufhin alle ihn ansahen. Tim fand, dass der Kleine elend aussah. »Wenn nicht gerade zur gleichen Zeit Ralf verschwunden wäre, nachdem du dich in der vergangenen Nacht fast mit ihm

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