Abgründig (German Edition)
als mit einer Horde kreischender Mädchen und weinender Streberkinder. Klar, oder?« Er sah zu Fabian, der den Kopf senkte. Er schien keine Lust auf ein verbales Duell mit Denis zu haben. »Und in dem dämlichen Rucksack ist doch eh nichts drin. Was er dabeihaben wollte, hat er Lucas schleppen lassen. Ich wette, der ist schon wieder fast unten. Er ist ein Angeber mit einem bescheuerten Namen, aber er kennt sich von uns allen am besten in diesen Mistbergen aus.«
»Und das Blut?«, fragte Janik, woraufhin Denis wieder die Grimasse zeigte.
»Ralf hat sich beim Pinkeln den Kopf gestoßen, bevor er getürmt ist.«
»Wir müssen ihn suchen«, stellte Janik fest. »Vielleicht hat er sich verlaufen.«
» Die Wahrscheinlichkeit ist bei ihm allerdings ziemlich hoch«, stimmte Sebastian ihm zu. »Vielleicht ist er irgendwo gestolpert und hingefallen und hat sich verletzt. Kann sein, dass er ganz in der Nähe liegt und besinnungslos ist.«
»Ja, bestimmt war es Ralf, der sich draußen gestoßen hat«, warf Lena ein. »Er war ja auch ziemlich betrunken. Vielleicht ist er umhergeirrt und irgendwann zusammengebrochen.«
Sebastian schlug sich entschlossen mit den Händen auf die Oberschenkel. »Also los, gehen wir ihn suchen. Wer kommt mit?«
Tim nickte ihm zu, Janik ebenfalls. Von Denis konnten sie wie immer keine Hilfe erwarten. Allerdings regten auch Fabian und Lucas sich nicht.
»Fabian?«, sprach Tim ihn an.
Der Vierzehnjährige schüttelte den Kopf. »Ich muss passen. Mir geht’s nicht gut. Ich glaube, ich bekomme eine Erkältung. Außerdem ist das nicht sinnvoll. Ihr wisst, wie gefährlich es da draußen ist. Da ist schnell was passiert. Ihr bringt mehrere in Gefahr, um nach einem Einzelnen zu suchen. Das macht nicht mal ein Rettungsdienst. Ich bin dagegen.«
»Und ich werde einen Teufel tun, den Kerl zu suchen«, brummte Lucas so monoton und leise, dass Tim ihn kaum verstehen konnte. »Der hat mir lange genug das Leben schwer gemacht.«
»Du möchtest ihn einfach so da draußen lassen?«, fragte Jenny. Sie hatte sich mittlerweile auf den zweiten Hocker gesetzt und die Arme vor der Brust verschränkt. Eine Decke hatte sie nicht.
»Hab ich ihn da rausgeschickt? Selbst schuld.« Lucas zog die Enden der Decke enger zusammen und wandte sich demonstrativ ab. Das Thema schien für ihn beendet.
Janik gab es auf. »Also gut, gehen wir eben zu dritt. Vielleicht haben wir Glück und finden ihn.«
»Ich komme mit.« Jenny erhob sich von ihrem Hocker.
»Ich auch«, sagte Lena, woraufhin Tim beide Hände hob. »Nein, bitte, bleibt ihr hier, es reicht, wenn wir in diesem Mist da draußen rumlaufen«, meinte er.
»Aber ich möchte mitkommen. Warum soll ich hierbleiben? Nur weil ich ein Mädchen bin?« Jenny verschränkte wieder die Arme vor der Brust.
Weil ich nicht möchte, dass Lena da draußen rumläuft und sich vielleicht verletzt, dachte Tim.
»Nein, weil die beiden Herren hier kein Interesse daran haben, Ralf zu helfen«, sprang Janik ein und deutete zu Lucas und Fabian. »Es könnte sein, dass Ralf wirklich verletzt ist und plötzlich wieder hier auftaucht. Da wäre es besser, wenn jemand da ist, der sich kümmert.«
Tim sah sowohl Jenny als auch Lena deutlich an, was sie von dieser fadenscheinigen Erklärung hielten, aber Lena nickte schließlich. »Na gut.«
»Richtig. Streberfreaks und dicken Exkumpels kann man nicht trauen.« Denis stand von seinem Stuhl auf und kam zu Tim und Janik herüber. Neben Tim blieb er stehen, die Hände in den Taschen seiner Jeans vergraben, und sah ihn mit dem typisch ausdruckslosen Denisblick an.
»Wie? Kommst du etwa mit?«, fragte Janik hörbar überrascht.
Denis’ Augen richteten sich auf ihn, ohne dass er den Kopf dabei bewegte. »Nein, ich wollte nur mal sehen, wie es so ist, neben Freaks rumzustehen. Und ob man sich dabei ansteckt.« Er genoss Janiks verblüfften Gesichtsausdruck einige Sekunden lang sichtlich, bis er sagte: »Dämliche Frage. Was wollt ihr zu dritt machen? Ha? In ’nem Zweier- und ’nem Einerteam ausschwärmen, oder was?«
»Du wirst dir mit deinem dünnen Jäckchen deinen knochigen Hintern abfrieren«, meinte Sebastian verächtlich. Tim wunderte sich, dass er überhaupt so weit dachte, überlegte dann aber, dass er recht hatte.
»Kann dir doch egal sein«, antwortete Denis gelassen.
»Also gut.« Janik legte die Hand auf die Türklinke. »Dann mal los. Ich gehe mit Sebastian.«
Tim war ganz froh darüber, denn auch wenn Denis ein sonderbarer Kerl
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