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Abgründig (German Edition)

Abgründig (German Edition)

Titel: Abgründig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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längeren Weg zurückzulegen. Der Gedanke daran erzeugte ein mulmiges Gefühl in ihm.
    Wo auch immer Ralf zu diesem Zeitpunkt steckte, die Chancen, dass es ihm gut ging, standen nach Tims Vorstellung nicht sehr gut. Was zum Teufel war geschehen und wo mochte Ralf sein?
    Von Sebastian und Janik war nichts zu sehen. Entweder sie waren schon in der Hütte oder sie suchten noch immer. Oder hatten sie Ralf vielleicht sogar gefunden?
    Hatten sie nicht. Als Tim und Denis sich durch einen möglichst schmalen Türspalt in die Hütte drückten, saßen die beiden schon mit Decken über den Schultern da und erzählten, was sie erlebt hatten. Es unterschied sich kaum von ihren Erlebnissen mit Ausnahme der Schlucht. Nachdem auch Tim und Denis wieder halbwegs zu Atem gekommen waren, erzählte Denis von ihrer Entdeckung.
    »Und ihr konntet nicht sehen, ob da unten jemand liegt?«, erkundigte sich Janik.
    Tim schüttelte energisch den Kopf. »Nein, unmöglich. Der Wind kam von schräg hinten, wir konnten uns kaum auf den Füßen halten. Um da runterschauen zu können, hätten wir bis zum Rand gehen müssen. Das wäre lebensgefährlich gewesen.«
    »Ihr hättet euch gegenseitig festhalten können«, sagte Sebastian abfällig.
    Tim hatte es satt, dass alles, was er sagte oder tat, von Sebastian auf diese Art kommentiert wurde.
    »Gut. Dann schlage ich vor, wir gehen jetzt zusammen wieder da raus.« Demonstrativ machte er einen Schritt auf den Eingang zu und deutete mit dem ausgestreckten Arm darauf. »Ich zeige dir den Weg und warte ein paar Meter vor dem Abgrund, während du bis zum Rand vorgehst und nachsiehst.«
    Als Sebastian sich nicht regte, sagte Tim eine Spur schärfer: »Na, was ist? Worauf wartest du, du Maulheld? Vielleicht nimmst du Janik mit, damit ihr euch aneinander festhalten könnt?«
    Ihm war klar, dass es dämlich war, einen weiteren Streit vom Zaun zu brechen, aber das war ihm egal. Viel schlimmer konnte die Situation ohnehin kaum noch werden. Sollte Sebastian sich doch auf ihn stürzen. Wenn Tim ihm jetzt nicht ein für alle Mal klarmachte, dass er so nicht mit sich umspringen ließ, würde der Kerl bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf ihm herumhacken.
    Aber Sebastian stürzte sich nicht auf ihn. Tim sah ihm deutlich an, wie sehr er sich beherrschen musste, aber er rührte sich nicht. Er sah die anderen der Reihe nach an und erkannte wohl in ihren Gesichtern, dass es nicht klug gewesen wäre, Tim anzugreifen.
    Also verzog er das Gesicht zu einem schiefen Grinsen und sagte gönnerhaft: »Ja, ja, ist ja schon gut.«
    Tim entspannte sich und konnte förmlich spüren, dass es fast allen anderen ebenso erging.
    »Dann wissen wir also immer noch nicht, was mit Ralf passiert ist«, sagte Julia und biss in etwas, das Tim nicht identifizieren konnte. Der Anblick erinnerte ihn aber daran, dass er seit dem Vorabend noch nichts gegessen hatte. Dann fiel ihm ein, dass er selbst da nach dem Ärger um den Inhalt seines Rucksacks das Essen komplett vergessen hatte. Seine letzte Mahlzeit lag also schon über vierundzwanzig Stunden zurück. Hunger empfand er keinen, was ebenso an der Situation liegen mochte, in der sie sich befanden, wie an dem Alkoholkonsum des vergangenen Abends. Trotzdem machte er sich Gedanken darüber, was passieren würde, wenn dieser Sturm noch lange so weiterwütete. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ein Unwetter hier oben mehrere Tage anhalten würde. Aber eines, das nun schon fast vierundzwanzig Stunden mit nahezu unverminderter Kraft tobte, hätte er bisher auch nicht für möglich gehalten.
    »Getürmt«, war Denis’ pragmatischer Beitrag.
    »Mir ist kalt«, stellte Janik fest und sah sich nach einer Decke um. Tim fror ebenfalls und hielt es für eine gute Idee, als Lena vorschlug, sich wieder zu zweit nebeneinanderzukuscheln.
    »Einen Vorteil hat Ralfs Verschwinden ja«, sagte Janik, während er sich ganz selbstverständlich wieder zu Fabian setzte. »Unsere liebe Jenny kann eine Decke für sich alleine haben.«
    Jennys einzige Reaktion war ein kurzer Blick, den sie Janik zuwarf, aber selbst der erschien Tim absolut emotionslos.
    Julia ging zu dem Platz, an dem Ralf gesessen hatte, und griff sich die Decke, die dort noch immer lag. Anscheinend hatte Lucas sich ihre übergehängt. Sie griff danach und hob sie auf. Dann stieß sie einen gellenden Schrei aus und stierte vor sich auf den Boden.
    Tim schrak zusammen und betrachtete die Stelle, auf die Julia eben noch geblickt hatte. Nun sah sie mit

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