Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abgrund der Lust

Abgrund der Lust

Titel: Abgrund der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Schone
Vom Netzwerk:
eingebildet. Seine violettblauen Augen waren kalt und berechnend. »Ichmag das englische Klima nicht, aber ich muss gestehen, es war ungemein unterhaltsam, dich in den letzten Monaten bei deinen Plänen zu beobachten, mich in die Falle zu locken. Komm schon, Gabriel, hast du kein einziges Mal meine Anwesenheit gespürt?«
    Doch .
    Gabriel hatte seine Anwesenheit jeden Augenblick in den letzten vierzehn Jahren, acht Monaten, drei Wochen und einem Tag gespürt.
    Er hatte sie gespürt, als er heute Morgen aufgewacht war.
    Gabriel wandte den Blick von den violettblauen Augen, weil er wissen musste …
    »Wer hat die Briefe geschrieben, Delaney?«
    Delaneys Brust schwoll vor Stolz. »Mary und ich. Es gehörte zu unserem Spiel.«
    Ein Spiel, das Leben von Frauen systematisch zu zerstören.
    »Wieso sind Sie hier?«
    Delaneys Stolz wich Anspannung. Nervös trat er von einem Fuß auf den anderen.
    Michael ging ebenfalls seitwärts und passte seine Schritte denen Delaneys an.
    Ahnte er bereits die Wahrheit?
    »Ich bin gekommen, um zu holen, was mir gehört«, sagte Delaney mit der Angriffslust, die aus Angst erwächst.
    »Aber wer hat vorgeschlagen, dass Sie heute Abend herkommen, Delaney?«, hakte Gabriel nach, um Zwietracht zu säen. »Sie oder Yves?«
    »Das spielt keine Rolle.«
    Es spielte jedoch eine große Rolle, wenn ein Mann eine bloße Schachfigur war und es nicht merkte. Solche Männer überlebten Machtspiele nicht.
    »Sie werden Madame Childers nie bekommen«, sagte Gabriel leise.
    Victoria war für Gabriel auserwählt.
    »Und wer sollte mich daran hindern?«, schnaubte Delaney. »Sie sind wohl kaum in der Lage, Männer aufzuhalten, die Ihnen überlegen sind, guter Mann.«
    »Ich werde Sie daran hindern«, sagte der zweite Mann plötzlich. »Ihre Rolle ist vorbei, Delaney. Sie haben sie gut gespielt; jetzt ist es Zeit, sich zu verbeugen.«
    »Ich sage …«
    Zwischen einem Herzschlag und dem nächsten schwang der zweite Mann den Arm von Victorias Schulter, richtete den Colt aus und zog den Abzug.
    Delaney prallte gegen die offene Tür hinter ihm; ein rundes Loch zeichnete sich in seiner Stirn ab. Gleichzeitig zerriss ein Schuss die Luft.
    Delaneys Gesicht zeigte den Ausdruck völliger Überraschung; sein Mund unter dem grinsenden Schnurrbart war ein rundes O. Er sackte zu Boden.
    Sofort stank es nach Ausscheidungen.
    Victorias Pupillen waren schwarz vor Schreck.
    »Michael, noch ein Schritt, dann muss ich mir überlegen, wen ich als Nächstes töte«, sagte der Mann freundlich. »Das gehört nicht mit zum Spiel.«
    Michael blieb stehen.
    »Was gehört denn zum Spiel?«, fragte Gabriel vorsichtig.
    Jeder Puls in seinem Körper war eine Warnung.
    Yves hatte nur Delaney mitgebracht, um Gabriel zu zeigen, dass jener die Briefe geschrieben hatte, nicht Yves. Yves hatte Victoria zu Gabriel geschickt; wann würde er sie nicht mehr brauchen?
    »Bald, mon ange «, raunte Yves. »Aber zuerst gibst du mir den Adams-Revolver, den du unter deinem Rock trägst.«
    Instinktiv griff Gabriel in seinen Mantel und den Wollrock darunter; das Seidenfutter streichelte seine Knöchel.
    Der Rosenholzgriff der Waffe fühlte sich vertraut an. Das Gewicht war beruhigend.
    Er zog sie aus dem Holster. Automatisch legte sein Mittelfinger sich um den Abzug.
    »Ich könnte Sie umbringen«, sagte Gabriel provozierend.
    Darauf hatte Gabriel fast fünfzehn Jahre gewartet.
    Der zweite Mann versuchte weder sich zu verteidigen, nochden ersten Schuss abzufeuern. »Aber du tust es nicht, Gabriel, nicht wahr? Bevor deine Kugel mich erreicht, ist Mademoiselle Childers tot.«
    Die unsichtbare Hand um Gabriels Herz ballte sich zu Faust.
    »Sie glauben, ihr Leben sei mir mehr wert als Ihr Tod?«, fragte Gabriel, äußerlich gleichgültig.
    »Sollen wir es ausprobieren, Gabriel?« Hell rotes Blut tropfte über Victorias Wange, das Messer schnitt, statt nur zu streicheln. »Sollen wir Michael und Mademoiselle Childers zeigen, wie wenig dir die Berührung einer Frau bedeutet?«
    Victorias Schmerz raubte Gabriel den Atem.
    Wenn er zugäbe, wie tief Victoria ihn berührt hatte, wäre sie tot. Wenn er es abstritte, wäre sie ebenfalls tot.
    Der zweite Mann grinste gerissen. »Das dachte ich mir. Dolly hat drei Monate gebraucht, eine Frau für dich zu finden, mon ange . Mir wäre es lieber gewesen, Mademoiselle Childers hätte hellblaue Augen und mausbraunes Haar gehabt – Michaels Frau hatte es dir angetan, nicht wahr?« Aus den Augenwinkeln sah Gabriel, wie

Weitere Kostenlose Bücher