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Abgrund der Lust

Abgrund der Lust

Titel: Abgrund der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Schone
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Gehstocks.
    Plötzlich richteten sich violettblaue Augen auf Gabriel. »Lass den Stock fallen, Gabriel, sonst ritze ich deine Initialen in Mademoiselle Childers' Wange. Ein g für garçon . Ein c für con . Ein f für fumier .«
    Junge. Bastard. Miststück.
    Victorias Blick suchte Gabriels.
    Gedanken strömten zwischen ihnen: Das Prasseln von Wasser, das Klatschen drängenden Fleisches. Der Widerhall von Gabriels Geständnis. Das Wissen, dass der zweite Mann jedes ihrer Gespräche belauscht und jede ihrer Zärtlichkeiten beobachtet hatte. Ihre Schmerzensschreie, ihre Lustschreie.
    Das Verlangen einer männlichen Hure.
    Er hatte verlangt, dass sie das Licht ihrer Lust mit ihm teilte, und er hatte sie dazu gebracht.
    Eine dunkle Blutspur quoll aus Victorias Wange, ein kleines warnendes Zucken des Bowiemessers.
    Victoria hielt ganz still, unfähig den Konsequenzen zu entkommen, dass sie einen Engel berührt hatte.
    Eine weitere Warnung würde der zweite Mann nicht geben.
    Gabriel hatte versprochen, sein Leben zu geben, um ihr Leben zu retten. Und das würde er auch tun.
    Er ließ den Stock fallen.
    »Sehr gut, mon ange .« Der zweite Mann grinste, weiße Zähne blitzten auf. »Und jetzt tritt ihn zu mir herüber.«
    Gabriel trat den Stock in Richtung des Schreibtisches; er prallte gegen eine kleine rotweiße Dose mit der Aufschrift Altoids .
    Gabriel ging allmählich auf, dass die körnige Substanz unter seinen Schuhsohlen und die weißen Körner auf dem Teppich Pfefferminzpastillen waren. Vor Wut sträubten sich ihm die Nackenhaare.
    »Sie haben gesagt, Sie würden ihr nichts tun, Yves«, platzte Delaney heraus; grelles Licht glänzte auf seinem fettigen Haar. »Sie haben gesagt, Sie wollten Gabriel umbringen und dann würden wir sie mitnehmen. Sie haben mir nicht gesagt, dass noch ein Mann da sein würde. So haben wir das nicht geplant.«
    Yves .
    Es konnte der Name des zweiten Mannes sein. Es konnte aber auch ein angenommener Name sein.
    Es spielte keine Rolle.
    Nach vierzehn Jahren, acht Monaten, drei Wochen und einem Tag konnte Gabriel mit diesem Gesicht endlich einen anderen Namen als Michael verbinden.
    »Delaney, Sie müssen lernen, rücksichtsvoller zu sein, alter Junge«, sagte Yves, ohne Gabriel aus den Augen zu lassen. Das gezähnte Messer streichelte, statt zu schneiden, und schmierte eine blutrote Linie über Victorias papierweiße Wange. »Gabriel mag Mademoiselle Childers, nicht wahr, Gabriel?«
    Ein Puls pochte an Victorias Halsansatz; das V ihres Miedersließ den Anflug eines Schattens erkennen, das Tal zwischen ihren Brüsten.
    Der Adams-Revolver hing schwer an Gabriels Schulter.
    Er erinnerte sich an den Geschmack ihres Aufschreis, als er sie erst vor wenigen Stunden zum Höhepunkt gebracht hatte.
    »Ja«, sagte er mit einer emotionslosen Stimme, die weder einem Jungen gehörte, der ein Engel hatte sein wollen, noch einem Mann, der Teil einer Frau hatte sein wollen. »Ich mag Victoria.«
    Lachen runzelte die violettblauen Augen. »Es war recht amüsant, mon ange , euch beide zu beobachten: eine Gouvernante, die noch nie einen Mann angerührt hatte, im Ringen mit einer Hure, die Angst hatte, angerührt zu werden. Ihr ward beide so versessen darauf, verführt zu werden.«
    Zum ersten Mal in fast fünfzehn Jahren hatte er sich genommen, was er wollte. Jetzt war es an der Zeit, den Preis zu zahlen.
    »Sie haben gesagt, er könnte keine Frau ficken«, protestierte Delaney, die Pistole mit dem Perlmutgriff streitlustig auf Gabriel gerichtet. Die Waffe war ihm offensichtlich nicht fremd; er hielt sie geschickt zwischen kurzen, weibischen Fingern. »Sie haben gesagt, sie wäre immer noch Jungfrau.«
    Eine Frau ficken jagte es Gabriel den Rücken hinauf; gefolgt von immer noch Jungfrau .
    Wäre Victoria in Sicherheit, wenn sie noch Jungfrau wäre?
    »Na, na, alter Knabe.« Yves würdigte Delaney keines Blickes. »Überlegen Sie doch nur, wie viel amüsanter es wird, die Frau eines Engels zu ficken. Obwohl, ich muss mich entschuldigen, Mademoiselle Childers: Ich bezweifle sehr, dass Delaney ein solcher étalon  – Hengst – ist wie unsere beiden Engel hier.«
    Delaney starrte Gabriel wütend an, sein Mund wirkte verdrießlich unter dem ständig grinsenden Schnurrbart.
    Er war ein eifersüchtiger Mann, und er hatte Angst.
    Beide Gefühle waren nützlich.
    »Wie lange leben Sie schon in meinen vier Wänden?«, fragte Gabriel den zweiten Mann.
    »Forester war recht schlau, nicht wahr?«, sagte Yves

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