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Abgrund der Lust

Abgrund der Lust

Titel: Abgrund der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Schone
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Victoria Childers habe sich um eine Stelle beworben, aber er habe ihre Adresse verlegt.«
    Gastons Augen weiteten sich, als er den Namen und den früheren Beruf der verhüllten Frau erfuhr.
    »Wenn Jeremy Fitzjohns Adresse herausgefunden hat, soll er in den Archiven den Familiennamen Childers suchen. Wenn er eine Familie Childers findet, in der eine Tochter namens Victoria aufgeführt ist, soll er sich Namen und Adresse notieren.«
    » Très bien .«
    Sehr wohl.
    Die Nacht würde nichts Gutes bringen.
    Das Töten hatte begonnen.
    »Gaston.«
    » Oui ?«, fragte Gaston vorsichtig.
    »Ich brauche diese Angaben bis heute Mittag«, sagte Gabriel leise. »Ein Dienstmädchen soll mich wecken, wenn sie zurück sind.«
    Mit einem Mal war Gabriel todmüde.
    Der Gedanke, auf einem Ledersofa zu schlafen, war nicht sonderlich verlockend.
    Vor siebenundzwanzig Jahren hätte er es für Luxus gehalten.
    Nein, er war kein Junge mehr.
    Er war ein Mann, und er kannte den Preis des Lebens.
    » Très bien , Monsieur. Ich habe Evan, Julien und Allen zur Bewachung der Frau eingeteilt. Sie wechseln sich alle acht Stunden ab.«
    » Merci .«
    Gaston rang die Hände.
    Gabriel fragte sich, ob die Frau wohl schlief … oder ob auch sie sich Sorgen machte.
    Niemand hat mich je umarmt , hatte sie ihm gestanden.
    Aber sie hätte sich von ihm umarmen lassen … nass von Schweiß und körperlicher Liebe.
    »Viele Männer haben Mitleid mit der Notlage der Frau«, platzte Gaston heraus.
    Gabriel spürte, wie sein Nackenhaar sich sträubte.
    »Ich werde den Mann töten, der sie entkommen lässt«, sagte Gabriel leise. Bedrohlich. »Sagen Sie das den Männern, die Mitleid mit ihr haben.«
    »Ihnen gefällt die Vorstellung nicht, dass Sie die Frau bestrafen.«
    »Wieso glauben sie, dass ich sie bestrafe, Gaston?«, fragte er mit stechender Sanftheit in der Stimme.
    »Marcel hat nicht über die Nachricht gesprochen, die er gefunden hat, Monsieur«, sagte Gaston abwehrend. »Aber die Männer spüren, dass etwas nicht stimmt. Sie hätten die Auktion verhindern können, aber Sie haben es nicht getan.«
    Nein, Gabriel hatte die Auktion nicht verhindert. Stattdessen hatte er die Frau ersteigert und nun war sie bei ihm.
    Bis Mittag würde es sich in ganz London herumgesprochen haben, dass die verhüllte Frau den unberührbaren Engel in Versuchung geführt hatte.
    »Sagen Sie ihnen, dass der Mann, der mich umbringen will, auch sie töten wird.« Gabriel ließ die Wahrheit in seine Augen und seine Stimme sickern. »Wenn sie entkommt, ist sie eine tote Frau.«
    Gastons Blick traf auf Gabriels. Seine braunen Augen waren ein einziges Fragezeichen.
    Warum?
    Warum hatte Gabriel ein Haus gebaut, in dem jeder Wunsch erfüllt wurde, nur um einen Mörder anzulocken?
    Warum sollte ein Mörder zwei männliche Huren so unbedingt vernichten wollen, dass er bereit wäre, in diese Falle zu gehen?
    Was hatte der zweite Mann ihm angetan, dass Gabriel nicht einmal eine schlichte Berührung ertragen konnte?
    Gaston stellte diese Fragen nicht. Aber Gabriel war klar, dass Victoria sie stellen würde.
    Er hatte ihr mehr von sich gesagt als je einem anderen Menschen.
    Er hatte ihr gesagt, dass er gebettelt hatte, aber er hatte ihr nicht gesagt, worum er gebettelt hatte.
    Er wusste jedoch, dass sie ihn danach fragen würde. Morgen. Übermorgen.
    Victoria würde fragen, worum er den zweiten Mann angebettelt hatte. Und Gabriel würde es ihr sagen.
    Das hatte sie verdient.
    »Wir würden für Sie sterben, Monsieur«, sagte Gaston schlicht. »Niemand wird gegen Ihre Wünsche handeln.«
    Ja, Männer – und Frauen – würden sterben. Das war Teil des Spiels.
    Gaston wandte den Blick ab. »Was ich über Monsieur Michael gesagt habe …«
    Gabriel erinnerte sich, was er Michael zum Abschied gesagt hatte.
    »Ich glaube nicht, dass wir uns um Monsieur Michael Sorgen machen müssen«, fiel er ihm ins Wort und schob den Schmerz beiseite.
    Er dachte an Victorias abgetragenes Wollkleid, die zerschlissene Seidenunterhose und die rutschenden Strümpfe.
    Meine Jungfräulichkeit ist alles, was mir geblieben ist , hatte sie gesagt.
    Aber es war nicht alles, was Victoria geblieben war.
    Sie besaß Leidenschaft.
    Ich wollte Ihre Berührung; deshalb bin ich eine Hure , hatte sie ihm gesagt.
    Und er hatte sie in diesem Glauben gelassen.
    Aber nicht Leidenschaft machte einen Mann oder eine Frau zur Hure – körperliche Liebe ohne Leidenschaft machte einen zur Hure. Michael hatte sich prostituiert,

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