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Abgrund der Lust

Abgrund der Lust

Titel: Abgrund der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Schone
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aber eine Hure war er nie gewesen. Im Gegensatz zu Gabriel.
    Rechtfertigt das meinen Tod ?
    »Schicken Sie einen Boten zu Madame René«, sagte Gabriel unvermittelt. »Lassen Sie ihr ausrichten, dass wir eine Schneiderin brauchen.«

Kapitel 8
    Schwarz legte es sich auf ihre Augen, eine Männerhand …
    Keuchend fuhr Victoria mit bebender Brust hoch, behindert von ihrem Haar. Nur um festzustellen, dass das Schwarze keine Hand war. Victoria war im Dunkeln eingeschlafen, im Dunkeln aufgewacht.
    Sie spürte die harte Matratze unter ihrem Hinterteil und das weiche Laken, das sie einhüllte. Es war nicht ihr Bett. In Victorias gemietetem Zimmer gab es nur eine durchhängende Matratze und keine Laken.
    Kein Licht drang durch das schmutzige Fenster – weder graues Tageslicht noch das goldgelbe Licht der Straßenlaternen.
    Ein üppig süßer Geschmack lag ihr im Mund.
    Schokolade.
    Erinnerung folgte dem Erwachen.
    Victoria schlief im Schlafzimmer des Mannes mit den silbergrauen Augen und dem silberblonden Haar. Das üppig süße Aroma auf ihrer Zunge stammte von dem Becher au chocolat , der zu ihrem Abendessen gehört hatte. Ein Abendessen, das sie allein eingenommen hatte.
    Unter dem Duft von Wäscheseife und Stärke nahm sie einen schwachen Hauch wahr … ihn: den sauberen Moschusduft männlichen Fleisches.
    Victoria hatte in den Laken geschlafen, in denen er gelegen hatte. Ein Mann, der sich Gabriel nannte. Sein Duft hatte sie in der vergangenen Nacht in Schlaf gelullt. Oder war es immer noch Nacht? Sie lauschte … Auf seinen Atem. Seine Gegenwart. Seine Gedanken. Er war nicht zu spüren.
    Dies ist ein Freudenhaus, Mademoiselle … Die Wände sind dazu ausgelegt, die Privatsphäre zu wahren.
    Hitze wallte in Victoria auf.
    Die Gedanken, die sie ausgesprochen, die Fragen, die sie diesem Mann gestern Abend gestellt hatte, taten sich in ihr auf wie eine offene Falle. Die Dunkelheit lastete auf Victorias Brust. Sie hatte die Tage, Wochen und Monate gezählt, seit sie ihre Anstellung verloren hatte. Die Verluste und Demütigungen, die sie erlitten hatte, verblassten gegen das, was Gabriel durchgemacht hatte.
    Er verleugnete die Bedürfnisse seines Fleisches wegen einer Tat, die sich seiner Kontrolle entzogen hatte. Und er hatte jede Minute, jede Stunde eines jeden verrinnenden Jahres gezählt.
    Victoria fiel die Straßendirne namens Dolly ein und das gefaltete Papierchen, das sie Victoria in die Hand gedrückt hatte. Zum Schutz, hatte sie Victoria versichert. Eine männliche Stimme entlarvte die Lüge. Victoria bemühte sich, die Wahrheit zu verdrängen. Die Wahrheit ließ sich nicht verdrängen.
    Der lastende Druck auf ihrer Brust wurde zum Amboss – er sackte durch bis in ihren Unterleib.
    Victoria warf die Bettdecke zurück und stand auf.
    Der Holzboden war eiskalt an ihren nackten Füßen; kühle Luft umspielte ihre Nacktheit. Keine Glut im Kamin gab Licht. Wärme. Sicherheit.
    Gabriel, der Besitzer dieses Hauses und erklärte Strichjunge und Mörder, konnte jeden Augenblick durch die Tür kommen und das Licht einschalten.
    Ich war tatsächlich nass vor Begierde. Weil ich wollte, dass Sie – ein Fremder – mich berühren .
    Die Scham, die sich bei ihrem Geständnis nicht eingestellt hatte, blieb auch jetzt seltsamerweise aus.
    Victoria schaltete den Fluss ihrer Erinnerungen entschlossen ab. Sie konnte es sich nicht leisten, Angst zu haben. Hoffnung. Begierde. Den ewigen Hunger einer Frau.
    Mit ausgestreckten Armen tastete Victoria sich vor in den dunklen Raum – und stieß auf eine schwarze Wand.
    Der plötzliche Aufprall von Fleisch auf Holz durchbrach die pulsierende Stille. Keine Wand … Sie war gegen den Kleiderschrank gelaufen.
    Victoria erstarrte mit pochendem Herzen. Hatte er sie gehört? Was, wenn er dem Lärm nachginge?
    Sie war nackt, konnte sich nicht einmal hinter einem Paar Strümpfe verstecken. Ihr Kleid – wo war es? Das Badezimmer – wo war es?
    Mit Händen und Füßen gleichzeitig seitwärts gleitend fand Victoria den Rand des Kleiderschranks, die angrenzende Wand. Sie streifte mit der Linken über die Wand, die Rechte vorgestreckt, um Möbelstücke abzuwehren. Oder einen angreifenden Mann. Ihre Finger stießen an einen Holzrahmen, tauchten ins Leere. Sie hatte die Badezimmertür gefunden. Victoria griff durch die Türöffnung, ließ ihre Fingerspitzen leicht über die Wand kreisen, kreisen … glatte Wandfarbe … eisiges Metall … Ein Holzschalter.
    Licht blendete sie. Aus dem

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