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Abgrund der Lust

Abgrund der Lust

Titel: Abgrund der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Schone
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gab nicht vor, sie misszuverstehen.
    »Nein.«
    Victoria dachte an die gesitteten, anständigen Leute, die sich das kombinierte Duschbad im Kristallpalast angeschaut hatten. Wussten sie, dass ein Strahl, der in der Reklame als Lebermassage gepriesen wurde, eigentlich für die so genannte Selbstbefleckung gedacht war?
    Instinktiv wanderte ihr Blick zu Gabriels Schenkeln.
    »Ist ihr Strahl für Männer anregend?«
    Die schwarze Seide pochte im Takt zum Pulsieren, das durch ihren eigenen Körper ging.
    »Nicht im gleichen Maße wie für Frauen.«
    Sein Ton war kühl und gefasst.
    Victorias Blick schnellte hoch und begegnete seinem.
    »Trotzdem hat Ihre Dusche diese Einrichtung.«
    »Sie war damit ausgestattet.«
    »War Michael der Mann, den Sie überboten haben?«
    Victorias Haar stand zu Berge von der geladenen Atmosphäre, die Gabriel ausstrahlte.
    »Nein«, erklärte er höflich. »Der Mann, der auf Sie geboten hat, war nicht Michael.«
    »Aber Michael war im Saal«, beharrte Victoria.
    »Michael war im Saal«, bestätigte Gabriel leichthin.
    In seinen Augen lag keine Leichtigkeit.
    Les deux anges . Die beiden Engel.
    Sie sind Rivalen , hatte Victoria gesagt.
    Sie sind Freunde, hatte Madame René sie korrigiert.
    »Der Mann, den Sie überboten haben … Ist er derjenige, von dem Sie dachten, er hätte mich zu Ihnen geschickt?«
    »Ja.«
    Wenn ich Sie nicht ersteigert hätte, würden Sie einen viel schlimmeren Tod sterben, als Quecksilbersublimat ihn verursacht, Mademoiselle .
    Victorias schnell sich hebende und senkende Brust strafte ihre äußerliche Ruhe Lügen.
    »Ist er derjenige, von dem Sie glauben, dass er mich töten wird?«, fragte sie ruhig.
    »Wenn ich Sie nicht beschütze, ja.«
    Aber er wusste nicht, ob er sie schützen konnte.
    »Wie lange haben Sie gelauscht?«, fragte Victoria, bevor sie vor Angst und Begierde barst.
    »Lange genug, Mademoiselle.«
    Lange genug wofür?
    »Wollen Männer geliebt werden?«
    »Ich weiß es nicht, Mademoiselle«, wich er höflich aus.
    Victoria wusste es auch nicht.
    »Bezeichnen Sie Ihr … Geschlecht … als bitte? «
    Das elektrische Licht war zu grell.
    »Nein, Mademoiselle.« Er zuckte nicht mit der Wimper über ihre Impertinenz. »Ich bezeichne es als Schwanz.«
    »Werden Sie steif, wenn Sie mit Frauen zusammen sind?«
    »Ich war seit vierzehn Jahren nicht mehr mit einer Frau zusammen«, sagte er ausdruckslos.
    »Ich bin nicht völlig ahnungslos, Sir.« Victorias Fingernägel gruben sich in ihre Handflächen. Lust. Schmerz. »Ich bin mir durchaus im Klaren, dass ein Mann mit einer Frau keinen Verkehr haben muss, um steif zu werden.«
    »Vielleicht sollten Sie lieber fragen, ob ich steif werde, wenn ich mit Männern zusammen bin, Mademoiselle«, sagte Gabriel in plötzlich gefährlich provozierendem Ton.
    Die Kälte in seinen Augen raubte Victoria den Atem.
    Sie nahm das Leben in ihre Hände. »Ist es so?«
    Gabriel kam auf sie zu.
    Victorias Herz pochte bis in ihre Kehle.
    Vor dem Kamin blieb Gabriel stehen. Er beugte sich herunter, nahm die schwarze Eisenschaufel aus dem Bronzeständer und schob die Asche vom Feuer des vergangenen Abends beiseite. Er nahm ein Holzscheit aus dem Korb, zwei, drei, wobei sein Hemd sich abwechselnd straffte – und das Spiel seiner Muskeln erkennen ließ – und erschlaffte.
    Er versteckte sich.
    Victoria wusste es, weil sie sich ihr Leben lang versteckt hatte.
    »Wieso sagt Madame René zu einem Höhepunkt voir les anges , Mr. Gabriel, während Sie es als la petite mort bezeichnen?«
    Abrupt richtete Gabriel sich auf und griff in die Obsidianschale auf dem Kaminsims. Als er sich wieder bückte, spreizte er weit die Knie.
    Die straffen Wölbungen seines Hinterteils zeichneten sich deutlich in der schwarzen Seidenhose ab.
    Ein Streichholz flammte auf; Schwefeldämpfe stachen ihr in die Nase. Ein winziges, gelbes Flämmchen knabberte an einem Scheit, breitete sich zu einer lodernden orange-blauen Flamme aus.
    Victoria wusste nicht, wie lange sie es noch aushalten konnte, nackt vor ihm zu stehen. Doch dann wurde es ihr klar.
    Keine Sekunde länger konnte sie nackt vor ihm stehen.
    Victoria drehte sich auf nackten Zehen um, die am Holzboden klebten. Sie bückte sich nach dem leblosen braunen Wollkleid.
    »Wenn Sie diesen wertlosen Lumpen aufheben, Mademoiselle, nehme ich ihn Ihnen fort.«
    Sie hielt mit angespannten Pobacken inne.
    Die Augen im Spiegel waren über ihren eigenen: Gabriel hatte sich lautlos aufgerichtet.
    »Sie wollten

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