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Abgrund: Roman (German Edition)

Abgrund: Roman (German Edition)

Titel: Abgrund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watts
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Die entsprechende Konditionierung ließ sich nicht rückgängig machen. Doch es bestand die Möglichkeit, eine autarke Kopie ßehemoths in eine neue Umgebung zu versetzen, irgendwo im Innern von Biosphäre .
    Allerdings wurde 1211 immer wieder von der Arbeit abgelenkt. Gelegentlich trafen Signale von draußen ein, die auf irgendeine Weise beantwortet werden mussten. Manche von ihnen schienen sogar nützliche Informationen zu enthalten – wie der kürzlich übermittelte Datenstrom über Schach und Dame . Meistens ging es jedoch nur darum, die hereinkommenden Informationen mit einem Repertoire an erlernten willkürlichen Antworten in Beziehung zu setzen. Als 1211 gerade einmal nicht übermäßig beschäftigt war, beschloss er, herauszufinden, ob dieser rätselhafte Austausch von Informationen tatsächlich irgendetwas zu bedeuten hatte. In der Zwischenzeit handelte er jedoch weiter entsprechend der Entscheidung, die er getroffen hatte.
    Einfach oder komplex . Datei oder Virus . Dame oder Schach . ßehemoth oder Biosphäre .
    In all diesen Fällen handelte es sich im Grunde stets um dieselbe Fragestellung. Und 1211 wusste genau, auf wessen Seite er stand.

Endspiel

Nachtschicht
    S ie schrie gern. Darauf hatte er sie programmiert. Was natürlich nicht hieß, dass es ihr nicht gefiel – auch das hatte er ihr einprogrammiert. Mit der einen Hand hielt Joel ihren Zebra-haarschnitt gepackt – das Programm erlaubte ihm kleine Anpassungen nach seinen Wünschen, und heute erwies er der SS Preteela die Ehre –, während seine andere zwischen ihren Schenkeln steckte und dort schon einmal auf Erkundungstour ging. Er war kurz vor dem Ziel, als seine verdammte Armbanduhr anfing zu piepsen, und seine erste Reaktion war, einfach weiterzumachen und sich später dafür zu ohrfeigen, dass er das verdammte Ding nicht ausgeschaltet hatte.
    Als Nächstes fiel ihm jedoch ein, dass er es tatsächlich ausgeschaltet hatte. Es sollte also eigentlich nur in Notfällen klingeln.
    »Mist.«
    Er klatschte zweimal in die Hände, und die falsche Preteela erstarrte mitten im Schrei. »Anruf entgegennehmen.«
    Ein kurzes Rauschen war zu hören, während die Maschinen ihren Kenncode austauschten. »Hier spricht die Netzbehörde. Wir brauchen dringend einen Tauchboot-Piloten, der heute Nacht noch zur Channer-Quelle fahren kann. Abflug um dreiundzwanzig Uhr von der Plattform Astoria. Sind Sie verfügbar?«
    »Um dreiundzwanzig Uhr? Mitten in der Nacht?«
    Ein kaum hörbares Zischen in der Leitung. Sonst nichts.
    »Hallo?«, fragte Joel.
    »Sind Sie verfügbar?«, fragte die Stimme noch einmal.
    »Wer ist dort?«
    »Hier ist das Terminierungs-Unterprogramm DI-43 aus dem Büro in Hongcouver.«
    Joel betrachtete das erstarrte Tableau, das ihn in seiner Datenbrille erwartete. »Das ist ziemlich spät. Wie sieht der Honorarzuschlag aus?«
    »Das Achteinhalbfache des Grundhonorars«, sagte Hongcouver. »Bei Ihrem Honorarsatz wären das …«
    Joel schluckte. »Ich bin verfügbar.«
    »Auf Wiedersehen.«
    »Halt! Worum geht es bei der Fahrt?«
    »Von Astoria zur Channer-Quelle und zurück.« Unterprogramme neigten dazu, alles etwas zu wörtlich zu nehmen.
    »Ich meine, was für eine Fracht soll befördert werden?«
    »Passagiere«, sagte die Stimme. »Auf Wiedersehen.«
    Einen Moment lang stand Joel schweigend da und spürte, wie seine Erektion erschlaffte. »Zeit.« Eine leuchtende Anzeige erschien über Preteelas rechter Schulter in der Luft: dreizehn Uhr zehn. Er würde eine halbe Stunde vor Abflug vor Ort sein müssen, und Astoria war nur wenige Stunden entfernt …
    »Jede Menge Zeit«, sagte er zu niemand Bestimmtem.
    Doch er war nicht mehr recht in Stimmung. In letzter Zeit geschah das häufiger, wenn ihm die Arbeit dazwischenkam. Es lag weniger an der Plackerei, an den langen Arbeitszeiten oder an anderen Dingen, über die sich die Leute normalerweise so beschwerten. Joel hatte nichts gegen Langeweile. Da musste man wenigstens nicht viel nachdenken.
    Aber in letzter Zeit bekam er immer merkwürdigere Aufträge.
    Er zog sich die Datenbrille vom Kopf und blickte an sich herab, auf die Feedback-Manschetten, die von seinen Händen, Füßen und dem erschlafften Schwanz herabhingen. Wenn man das Headset abnahm, war es eigentlich ein ziemlich armseliges System. Jedenfalls solange, bis er sich einen kompletten Anzug leisten konnte.
    Aber immer noch besser als im wirklichen Leben. Kein Stress, keine Keime, keine Sorgen.
    Aus einer Eingebung heraus rief er einen

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