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Abgrund: Roman (German Edition)

Abgrund: Roman (German Edition)

Titel: Abgrund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watts
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angelegt, uns um den Verstand zu bringen.
    »Nun«, sagt sie laut, »wie weit könnten wir in zwölf Stunden schon kommen? Selbst mit den Tintenfischen? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine sichere Entfernung erreichen könnten?«
    »Das kommt darauf an, wie groß die Bombe ist«, sagt Brander.
    »Wenn es tatsächlich so ist«, wirft Lubin ein, »dass sie uns zwölf Stunden lang hier unten festhalten wollen, weil uns diese Zeitspanne ausreichen würde, um zu fliehen, dann könnten wir damit die Reichweite der Bombe ermitteln.«
    »Gesetzt den Fall, dass sie sich diese Zahl nicht einfach nur ausgedacht haben«, sagt Brander.
    »Aber das ergibt immer noch keinen Sinn«, erklärt Nakata beharrlich. »Warum sollten sie die Kommunikation zu uns abbrechen? Das muss uns doch verdächtig vorkommen.«
    »Sie haben Judy gefangen genommen«, sagt Lubin.
    Clarke holt tief Luft. »Eines ist jedenfalls sicher.«
    Die anderen drehen sich zu ihr um.
    »Sie wollen, dass wir hierbleiben«, schließt sie.
    Brander schlägt mit der Faust in die Handfläche. »Und wenn Sie mich fragen, ist das der beste Grund, von hier zu verschwinden. Und zwar so schnell wie möglich.«
    »Sie haben recht«, sagt Lubin.
    Brander blickt ihn überrascht an.

    »Ich werde ihn finden«, sagt Clarke. »Jedenfalls werde ich es versuchen.«
    Brander schüttelt den Kopf. »Ich sollte hierbleiben. Wir alle sollten hierbleiben. Die Chancen, ihn zu finden …«
    »Die Chancen, ihn zu finden, sind am größten, wenn ich allein hinausgehe«, erinnert ihn Clarke. »Mir zeigt er sich immer noch gelegentlich. Sie würden nicht einmal in seine Nähe gelangen.«
    Brander weiß das natürlich und protestiert eigentlich nur der Form halber. Wenn er schon von Fischer keine Absolution erhalten kann, kann er zumindest versuchen, sich vor den anderen ins rechte Licht zu rücken.
    Dennoch, erinnert sich Clarke, ist es nicht seine Schuld. Er trägt genauso viel Ballast mit sich herum wie wir alle. Selbst wenn er es mit Absicht getan haben sollte …
    »Tja also, die anderen warten. Wir werden dann wohl aufbrechen.«
    Clarke nickt.
    »Kommen Sie mit hinaus?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Ich werde erst noch auf dem Echolot nachsehen. Wer weiß, vielleicht habe ich ja Glück.«
    »Aber lassen Sie sich nicht allzu viel Zeit. Uns bleiben nur noch acht Stunden.«
    »Ich weiß.«
    »Und wenn Sie ihn nach einer Stunde nicht gefunden haben …«
    »Ja. Ich werde direkt hinter Ihnen sein.«
    »Wir schwimmen …«
    »Bis zum toten Wal und dann in einem Winkel von fünfundachtzig Grad immer weiter geradeaus«, sagt sie. »Ich weiß.«
    »Hören Sie, sind Sie sicher, dass Sie das tun wollen? Wir können hier drinnen auf Sie warten. Eine Stunde mehr oder weniger macht wahrscheinlich keinen großen Unterschied.«
    Sie schüttelt den Kopf. »Ich bin sicher.«
    »Also gut.« Er steht da und wirkt ein wenig betreten. Schließlich hebt er die Hand, überlegt es sich dann anders und lässt sie wieder sinken.
    Dann steigt er die Leiter hinunter.
    »Mike«, ruft sie ihm hinterher.
    Er blickt hoch.
    »Glauben Sie wirklich, dass das Ding hochgehen wird?«
    Er zuckt die Achseln. »Ich weiß es nicht. Vielleicht auch nicht. Aber Sie haben recht: Aus irgendeinem Grund wollen die, dass wir hierbleiben. Und was immer dahinterstecken mag, ich möchte wetten, dass es uns nicht gefällt.«
    Clarke denkt darüber nach.
    »Bis bald«, sagt Brander und betritt die Luftschleuse.
    »Bis bald«, flüstert sie.

    Wenn in der Station Beebe die Lichter ausgehen, hört man nicht mehr allzu viel.
    Lenie Clarke sitzt in der Dunkelheit und lauscht. Wann haben sich die Wände das letzte Mal über den Druck beschwert? Sie weiß es nicht. Als sie anfangs hier heruntergekommen ist, hat die Station ununterbrochen geächzt und gestöhnt und sie ständig daran erinnert, was für ein Gewicht auf ihren Schultern lastet. Doch in der Zwischenzeit muss die Station irgendwann Frieden mit dem Ozean geschlossen haben. Das Wasser, das auf sie niederdrückt, und die Panzerung, die dagegenhält, sind offenbar zu einem Kräftegleichgewicht gelangt.
    Allerdings herrscht in der Riftzone des Juan-de-Fuca-Rückens noch ein anderer Druck.
    Clarke gefällt die Stille beinahe. Keine hallenden Schritte mehr, die sie stören, keine plötzlichen und willkürlichen Gewaltausbrüche. Der einzige Puls, den sie wahrnimmt, ist ihr eigener. Das einzige Atemgeräusch stammt von der Klimaanlage.
    Sie krallt die Finger in das Material des

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