Abiona - Das Bündnis (German Edition)
hinter der Alten und eine harte Faust schlug ihr so schnell den Stein aus der Hand, dass sie keine Zeit hatte zu reagieren. Sie taumelte zurück. Robin tauchte unter Vanderwals wedelnden Armen hindurch und stieß den fallenden Stein mit dem Fuß in Richtung Höhlenwand, wo Tenkara sich gerade von ihren Fesseln befreite.
»Nimm ihn! Schnell!«, herrschte er sie an und stolperte zurück, als ein flammender Blitz zu seinen Füßen einschlug.
Hoch aufgerichtet stand die Alte vor ihm. Aus ihren Fingern zauberte sie lodernde Flammenzungen hervor und ihre Augen blitzten zornig. Doch auf einen Angriff war Robin vorbereitet. Er schmiss sich der Alten an die Knie, und brachte sie erneut zu Fall. Sie stürzte stöhnend zu Boden und blieb dort zunächst regungslos liegen, während Robin die Arme fest um sie geschlungen hatte und ihr jegliche Flucht vereitelte. Das dachte er zumindest. Denn der Körper der Alten löste sich ganz allmählich in eine fahle Rauchsäule auf und entwand sich dadurch seinem Griff.
Keinen Lidschlag später erschien die Alte wieder, jetzt jedoch direkt vor Tenkara, die immer noch mit den Seilen kämpfte, die angefangen hatten, wie wilde Schlangen zu zucken. Tenkaras Sonje aber lag unberührt an der Wand und Vanderwal bückte sich hämisch lachend, um sie aufzuheben.
Robin schoss erneut auf sie zu und bekam ihren Arm zu fassen. Vanderwal heulte wütend auf. »Hast du noch nicht genug, Flussverräter!« Aus ihrer Hand traten erneut Flammen hervor, lechzende Feuerzungen, die ihren Angreifer fressen und peinigen wollten. Robin kämpfte gegen die Panik an, verbrannt zu werden und dennoch hielt er die Alte weiter fest. Vanderwal riss sich mit einem weiteren Wutschrei von ihm los und schmetterte Robin zu Boden. Keuchend blieb er auf dem Felsen liegen. Doch spürte er keinen Schmerz und als er den Blick über seine Arme streifen ließ, entdeckte er keine Brandmale, die ihn peinigten müssten.
Seine Gedanken überschlugen sich. Waren Vanderwals Flammen überhaupt real? Oder spielte sie nur mit täuschend echten Illusionen? Sie war nicht mit Schöpferkraft ausgestattet! Was wäre, wenn sie die dunklen Gefahren und teuflischen Waffen nur in ihrem Geist heraufbeschwor und sich das materialisierte, was die menschliche Vorstellungskraft daraus machte? Doch woher waren dann Thuris Verletzungen und Jacks Schmerzensschreie gekommen? Nur Einbildung?! Oder war nur sein Körper unempfindlich gegen Vanderwals Angriffe?
Robin rappelte sich hoch und griff in dem Moment nach dem Fuß der Alten, als Vanderwal erneut nach dem Stein tastete. Als sich der Fuß in seiner Hand aber zu einem feurigen Huf verformte, der krachend auf den Boden stampfte, um ihn mit aller Macht zu zermalmen, spürte Robin, wie etwas an seinem Geist zerrte, wie die Alte versuchte, seine Vorstellungskraft zu manipulieren. Er wehrte sich, doch diesmal nicht mit seiner Körperkraft. Noch während er dem donnernden Huf auswich, durchtränkte er seinen Geist mit einem Gegenbild: Eine leichte Feder im Wind: zart, weich und verletzlich – zu keiner zerstörerischen Handlung fähig. Diese Bild schleuderte er Vanderwal mit seiner ganzen mentalen Kraft entgegen.
Was dann geschah, hatte er selbst nicht erwartet. So plötzlich, wie der feurige Huf erschienen war, verschwand er wieder. Und auch Vanderwals Gestalt löste sich auf, und statt ihrer war da auf einmal eine Feder, die sanft schaukelnd zu Boden sank und dann verschwand.
Robin lachte auf! Er lachte wie ein Wahnsinniger, krümmte sich am Boden und schnappte nach Luft. »Vanderwal, Wahngestalt! Oh, wie recht ihr hattet! So arm bist du, wenn man dich durchschaut hat.«
Er lachte und lachte und hörte erst wieder auf, als er Tenkaras Stimme vernahm. »Jack, Jack? Kannst du mich hören. Dein Bruder ist hier, er wird uns retten.«
Robins Lachen erstarb und er trat schnell auf die regungslose Gestalt seines Bruders zu. Tenkara kniete neben Jack und hatte ihre Hände um seinen blutverkrusteten Kopf gelegt. Robin ließ sich neben sie fallen. »Wie schlimm ist es? Ich hörte nur seine Schmerzensschreie!«
Tenkara presste die Lippen aufeinander und Robin spürte eine sengende Hitze von ihr ausgehen. »Sie hat ihn von sich gestoßen. Er prallte gegen die Wand.«
»Und ist dann ohnmächtig geworden?«, fragte Robin weiter und ergriff Jacks Hand. Tenkara schluchzte auf.
»Sein Schädel ist zertrümmert, vier Wirbel sind gebrochen, nach menschlicher Anatomie müsste er…« Sie schüttelte verzweifelt den Kopf
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