Abiona - Das Bündnis (German Edition)
gedacht, die Schöpfer Benawaras hierher zu holen? Sie würden leiden, unendlich leiden, denn dies hier war nicht ihre Welt! Doch das Werk war begonnen und musste nun vollendet werden.
Sie wandte sich ab und schlüpfte lautlos durch den Höhlenspalt, um die restlichen Steine zu holen. Und plötzlich musste sie über sich selbst lächeln. Dies war also ihre Aufgabe: Den Sonjen bei der Geburt zu helfen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Illusionen
Vanderwal lächelte, ließ ihre Hand sinken und nahm nun Tenkara scharf ins Visier. »Und nun zu dir, Isibil. Was hältst du von seinem Angebot?«
Tenkaras Blick irrte zwischen Jacks zerschmetterten Körper und dem schwarzen Stein, der ihre Sonje barg hin und her. Sie fühlte nur einen tiefen sengenden Schmerz in sich. Sie verstand nicht, wollte nicht verstehen, musste ihm helfen und konnte sich doch nicht rühren.
»Lass mich frei! Lass mich zu ihm!«, schrie sie verzweifelt und versuchte erneut gegen die Seile anzukämpfen, die sie immer noch an den Boden fesselten. »Er ist ein Mensch, er stirbt, wenn ich ihm nicht helfe.«
Vanderwals Lächeln wurde breiter. »Es ist schon merkwürdig. Du leidest. Du leidest tatsächlich. Obwohl er dich betrogen hat, ergreifst du immer noch Partei für ihn. Ich frage mich warum?«
»Lass mich zu ihm!«, keuchte Tenkara erneut. »Er stirbt, er darf nicht sterben.«
Vanderwal kniete sich auf Augenhöhe zu Tenkara hinunter und sah sie schief an. »Warum denn nicht, Isibil. Es wäre die gerechte Strafe für jemanden, der mit Sonjen handelt.«
Tenkara erstarrte in ihrer Bewegung und las in Vanderwals Augen, dass sie nicht scherzte. Sie stieß ein wütendes Keuchen aus. »Nein! Er hätte sie dir niemals gegeben! Er wollte sie mir bringen, um mich zu einem Menschen zu machen.«
Die Alte lachte und richtete sich wieder auf. »Du irrst dich, du irrst dich gewaltig, Isibil. In deinem Inneren bist du immer noch ein Kind. Dieser Mensch tut dir nicht gut. Sie tun dir alle nicht gut!«
»Du weißt nicht, was mir gut tut!«, schrie Tenkara wütend und spürte zunehmend, wie ihre Kräfte schwanden.
Vanderwals Hand wanderte zur schwarzen Sonje und sie grinste selbstgefällig. »Doch, das weiß ich. Bestimmt weiß ich das, denn ich habe dich lange beobachtet«, sagte sie nüchtern und nahm den Stein in die Hand. »Es würde dir gut tun, dich wieder mit deiner Sonje zu vereinen und zurückzukehren, Isibil, denn du bist eine prachtvolle Schöpferin.«
Tenkara starrte Vanderwal ausdruckslos an und die Alte verzog den faltigen Mund zu einer schiefen Fratze. »Aber ich sollte sein Angebot gründlich bedenken. Wann bekommt man schließlich eine Sonje geschenkt…«
Sie legte den Stein wieder auf dem Podest ab und schwieg eine Weile. Auch Tenkara schwieg. Plötzlich nickte Vanderwal und wandte sich ihr erneut zu.
»Ja, so erscheint es mir gerecht. Ich werde dich vor die Wahl stellen: Entweder gebe ich dir deine Sonje zurück. Dann kannst du heimkehren und Flüsse, Bäche und Elfen erschaffen, so wie es dir beliebt. Doch dann muss er sterben, denn er hat nichts, womit er sich frei kaufen könnte. Oder aber: Du bezahlst sein Leben mit deiner Sonje. Dann darf er gehen und ich, ich werde mit deiner Schöpferkraft ausgestattet sein und du wirst hier die Pforte bewachen oder aber ins Nichts gehen, wie die anderen, die dir bedauerlicher Weise folgten.«
Tenkara antwortete nicht. Das sollte eine Wahl sein? Dann hatte sie keine Wahl. Sie würde ins Nichts gehen. Denn diese Entscheidung hatte sie schon vor einigen Stunden gefällt. Und sie hatte sich gewünscht, ihn vorher noch beschützen zu können. Genau das würde sie nun tun. Sie blickte auf. »Nimm meine Sonje an dich, wenn dich danach verlangt. Doch lass mich zu ihm, denn er soll leben.«
Vanderwals Augen blitzten gierig auf und sie lachte böse. »Du weißt wirklich nicht, was gut für dich ist, Kindchen. Aber ich habe dir die Wahl gelassen! Keiner soll behaupten, ich hätte dir deine Schöpferkraft gewaltsam entrissen. Ich werde deine Sonje weit besser in Ehren halten, als du es jemals getan hast!«
Sie wies mit dem Zeigefinger auf Tenkara und die schwarzen Seile lösten sich langsam von ihr. Vanderwal griff nach dem schwarzen Stein und wandte sich ein letztes Mal zu ihr um. »Meine Elfen werden sechs Flügel haben und leuchten bei Nacht und wenn die Sonnenstrahlen sie treffen, werden sie so schön singen, dass es jedem, der es hört, das Herz zerbricht.«
»Wie rührend!«, sagte eine Stimme
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