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Abiona - Das Bündnis (German Edition)

Abiona - Das Bündnis (German Edition)

Titel: Abiona - Das Bündnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Auditor
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letzten Worte laut geschrien, verzweifelt und voller Angst. Doch schon im nächsten Moment war ihre Erscheinung nur noch ein farbloses Andenken im Meer seiner aufgewühlten Gefühle.
    Jack hielt die Augen geschlossen, versuchte, ihr Bild wiederzuerlangen, wünschte sich in seinem Kopf den wundervollen See und ihr Lachen zurück. Doch die heraufbeschworenen Bilder waren nur Konstrukte seiner Sehnsucht, schwache und verworrene Vorstellungen ohne wirkliche Seinsgrundlage. Er sah sie, doch er spürte nichts. Tenkara war wieder fort.
    Als er die diesmal Augen öffnete, waren sie feucht. Die Silhouetten der Steine im Bachbett waren merkwürdig verschwommen und sahen ebenso unwirklich aus, wie er sich fühlte. Minutenlang blieb er regungslos sitzen. Diesmal war sein Kopf leer und sein Herz voller dunkler Melancholie. Schließlich wusch er sich mit dem kühlen Bachwasser das Gesicht und ohne es abzutrocknen, stand er auf, nahm Anlauf und sprang über den Bach. Auf der anderen Uferseite angelangt, blieb er nicht stehen, sondern rannte weiter. Er lief, um sich von allem zu befreien, von den Gedanken, seiner Qual und den inneren Bildern, die unaufhörlich sein Herz zerfleischten und es ihm unmöglich machten, das zu tun, wofür er gekommen war.
    Er rannte und rannte. Und erst nach einer halben Stunde verlangsamte er sein Tempo und blieb an einer Hügelkuppe stehen, die er im Sprint erklommen hatte. Von hier aus konnte er über eine weite, grasbedeckte Ebene bis zu den Ausläufern von Lichterstadt gucken. Er ließ sich ins Gras sinken und wartete, bis sein Atem sich beruhigt und der Wind seinen Schweiß getrocknet hatte.
    Nicht weit von ihm graste eine Herde Wildpferde und eine weiße Stute säugte ein graues Fohlen. Ein neuer Gedanke schob sich bei ihrem Anblick in sein Unterbewusstsein. Er schüttelte den Kopf. Nein, das war blanker Unsinn! Es konnte nur sein Verlangen sein, das sich in seinen Visionen spiegelte, nichts anderes…
    Nach einer Weile stand er auf, drehte sich um, und lief zurück zum Zelt, der untergehenden Sonne entgegen. Doch dieser neue Gedanke ließ ihn nicht mehr los. Als er an seinem Lager angekommen war, wusch er sich erneut, nahm den Stein von der Decke und ging nervös in sein Zelt. Einen letzten Versuch würde er heute Abend noch starten. Doch diesmal würde er es anders machen.
     
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    Gemeinsam mit Vankoti und zwei Tempeldienern schafften sie es, Torfuns zuckenden und schmerzgepeinigten Körper zu Selana zu bringen. Ihr Haus war das nächstliegende und alles dort war für einen Transformationspatienten vorbereitet. Zwar hatte Selana dabei eher an Korkoran gedacht, doch Torfuns plötzliche Verwandlung hatte jetzt Vorrang. Als sie in die Schlafkammer eintraten, sahen sie jedoch statt Korkoran nur einen Stein auf dem Bett liegen, der dem Lichtkern auf dem Nachttisch bis auf das letzte Detail glich. Selana zog einen Mundwinkel hoch, dann nahm sie den Stein und den Lichtkern an sich und machte sich nach ein paar Worten der Erklärung auf den Weg zu Abiona. Ihr Instinkt sagte ihr, dass auch Korkoran nicht mehr lange nur ein Stein bleiben würde.
    Vankoti und Falfarev indes legten Torfun behutsam auf das Bett, bedankten sich bei den Tempeldienern und schickten sie wieder raus, obwohl sie ihnen die tausend Fragen ansahen, die ihre blassen Gesichter zierten. Dann begann Vankoti mit der Behandlung. Zwar hatte er noch keine Erfahrungen damit, wie er einen neu entstandenen Menschen die Schmerzen der Verwandlung nehmen konnte, aber er verließ sich dabei ganz auf seine Intuition.
    Falfarev half ihm dabei eher schlecht als recht und Vankoti überlegte des Öfteren, auch ihn einfach rauszuwerfen. Schließlich entschied er sich dafür, dem Künstler Baldriantropfen zu verabreichen und ihn in den großen Schaukelstuhl zu setzen, wo er einige Minuten später tatsächlich einnickte.
    Vankoti atmete erleichtert auf, als auch Torfun nach seiner Behandlung in einen einigermaßen ruhigen Schlaf fiel. Er prüfte die Lichtsäulen und stellte fest, dass auch das Fieber ein wenig gesunken war. Zuversichtlich ob dieser Heilerfolge schlich er sich heraus, um ein wenig frische Luft zu schnappen und sich von den Strapazen der Behandlung zu erholen.
    Draußen erwartete ihn Sylan. Sie hatte es nicht gewagt, Selanas Haus zu betreten oder die Gedankenrede zu benutzen, denn sie wusste, wie viel Konzentration es brauchte, einen Kranken zu heilen. Als Vankoti ihren besorgten Blick auffing, lächelte er und nickte

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