Abiona - Das Bündnis (German Edition)
Körper und dieser verwandelte sich in eine köstliche Flüssigkeit, die wie roter Beerensaft aussah und sich in einem großen weichen Holzbecher sammelte. Er strahlte warm und beleuchtete die dunklen Schatten auf Torfuns Gesicht.
Torfun starrte den Becher an und streckte vorsichtig seine beiden Hände danach aus. Dann trank er. Ein erster, langer Schluck, dann ein zweiter und ein dritter und so ging es fort. Und mit jedem Schluck schien er schöner zu werden, und auch kräftiger und strahlender, bis er vor Anmut und Glanz so anbetungswürdig aussah, dass Falfarev, der ihn beim Trinken beobachtete, beschämt die Augen senkte.
Doch Torfun war noch lange nicht fertig. Er trank weiter und immer weiter und der Becher schien sich immer wieder von selbst zu füllen, denn Falfarev hatte nicht gelogen. Er besaß genug Nähe für Torfun, mehr, als selbst der Dämon trinken konnte.
Als der Dämon schließlich den Holzbecher absetzte, sah er so glücklich aus, wie nie zuvor. Er strahlte Falfarev mit seinen lebendigen Augen freundlich an und öffnete den Mund um etwas zu sagen.
Doch was Falfarev hörte, war ein Schrei, so täuschend echt, dass der Künstler schneller wieder in seinem Körper war, als er es für möglich gehalten hätte. Er öffnete erschrocken die Augen, als ein zweiter Schrei, jetzt mehr als real, die Stille des Waldes zerriss.
Falfarevs Blick irrte umher. Dort neben dem Baumstamm, im indigoblauen Nachtlicht kaum von den Büschen und Erdhügeln zu unterscheiden, lag zusammengekrümmt und sich windend vor Schmerzen... Torfun. Und er war ein Mensch!
Falfarev sprang auf und war mit einem Satz bei dem Freund. Er warf sich neben ihm auf den Boden und umfasste seinen zuckenden Kopf. »Torfun, hörst du mich, Torfun. Ich bin bei dir!«, krächzte er stimmlos und spürte das heiße Gesicht seines Freundes unter seinen ausgekühlten Händen.
Doch Torfun schien ihn nicht wahrzunehmen. Der ehemalige Dämon presste die Kiefer fest aufeinander und ab und zu entfuhr ihm ein Schmerzensschrei, der gellend über die Lichtung hallte.
Falfarev legte unbeholfen seinen Arm um den sich windenden Körper des Freundes und fluchte ungehemmt. »Ich bin ein Dummkopf! Tolle Idee, dich hier im Wald... ah ruhig, ganz ruhig. Warte, ich hole Hilfe…«
Zitternd richtete er sich auf, griff nach der Decke, die neben ihm auf dem Boden lag und wickelte Torfun darin ein. Dann versuchte er ihn anzuheben, aber der Freund war einfach zu schwer.
»Hilfe! Ist hier denn niemand? Hiilfe!«
Falfarev schrie aus vollem Hals. Er wusste, dass Selanas Hütte nicht weit war. Vielleicht würde sie oder eine Tempelwache ihn hören?
Tränen rannen ihm über die Wange. Nie hatte er trotz aller Sorge, ein solches Glück in sich verspürt. Er hatte einen verloren geglaubten Freund wieder gefunden! Torfun war ein Mensch!
Er beugte sich wieder zu dem schweißnassen und vor Schmerzen verzerrten Gesicht des Freundes hinunter und flüsterte Worte der Beruhigung und Kraft. Dann hörte er Selanas Ruf: »Falfarev, FALFAREV? Wo um alles im Himmel und auf der Erde bist du?«
»Hier, wir sind hier, Selana! Torfun ist… er ist verwandelt!«
Selana tauchte hinter einem Baum auf und hielt am Rande der Lichtung inne. »Aber warum hier?«, keuchte sie atemlos und rannte auf ihn zu. Er sah sie hilflos an und zuckte nur mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Das kam alles ziemlich unerwartet!«
»Künstler...« Sie schüttelte den Kopf, ließ sich neben Torfuns schmerzgepeinigten Körper zu Boden gleiten und befühlte seine Stirn. »Er hat hohes Fieber. Er braucht jetzt vor allem ein Bett und einen Menschen«, sie warf dem Künstler einen kurzen Seitenblick zu, »der ihm die Hand hält.«
Als Falfarev nicht antwortete, nur pflichtbewusst nach Torfuns Hand tastete, rappelte sich die Schamanin wieder hoch. »Ich schicke Vankoti zu dir. Er wird dir beim Tragen helfen.« Ihre Stimme wurde ein wenig sanfter. »Ich freue mich für dich, Fal. Doch noch ist es nicht überstanden. Wir wissen nicht, wie er wird. Jack sagte mir… egal. Jetzt müssen wir da durch.«
Falfarev nickte und strich Torfun über das klamme Gesicht. »Ja, es ist egal. Ich werde sein Freund sein, egal wie er sein wird.«
Selana nickte und wandte sich zum Gehen. Den Gedanken, den ihr Kopf ungnädig formte, behielt sie für sich. Hoffen wir, dass auch er dein Freund sein wird.
Dämonenspeisung
Am frühen Nachmittag erreichte Jack eine verzauberte Wiese im Quellbachtal des Halinors, jenes
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