Abiona - Das Bündnis (German Edition)
verwischt. Keine abgebrochenen Zweige, keine zertrampelten Erdhügel, nichts dergleichen. Er wird doch nicht fliegen können?«
Sie warf ihm einen halb amüsierten, halb verärgerten Blick zu und setzte sich auf die Bettkante. »Nein, ich denke nicht. Aber ich mache mir Sorgen. Wie lang kann er da draußen überleben?«
»Nun er scheint stark zu sein. Er wird sich gegen Angriffe jeglicher Art verteidigen können. Auch die Nahrungsversorgung sollte kein Problem sein. Es gibt Bäche in der Nähe und das Elvarin wächst in dieser Gegend wie Heu.« Er sah sich im Zimmer um und zog die Nase kraus. »Und die Wasserentsorgung ist draußen besser gewährleistet als hier drin. Wenn er will, kann er zurückkehren. Ich würde mir um ihn keine Sorgen machen.« Er sah sie warmherzig an. »Ich mache mir eher Sorgen um dich. Meinst du, du wirst hier schlafen können?«
Eldana nickte. »Ich könnte jetzt überall schlafen.«
»Dann tu das. Ich passe auf.«
Sie schloss die Augen, als er sie leicht auf die Lippen küsste und dann sanft auf das Bett drückte. Kurze Zeit verweilte sein Oberkörper auf dem ihrem und seine Lippen wanderten zu ihrem Hals. Dann löste er sich abrupt und schaute sie wachsam an. »Wie machst du das bloß?«
»Wie mache ich was?«, fragte sie völlig irritiert.
»Nichts«, antwortete er zerstreut und stand auf. Sie richtete sich halb auf. »Willst du nicht auch… ein wenig schlafen?«
Er blieb stehen und wandte sich noch einmal zu ihr um. Seine Lippen umspielte ein leichtes Lächeln, das sie nicht deuten konnte. »Besser nicht. Jemand sollte Wache halten, nur falls er wiederkommt.«
»Mmhm«, erwiderte sie schwach, legte sich hin und wehrte sich nun nicht mehr gegen die hereinbrechende Müdigkeit. Shekowah blieb noch eine Weile an der Tür stehen und beobachtete, wie Eldana langsam ins Reich der Träume hinüber glitt. Ihr Brustkorb hob und senkte sich im Rhythmus ihres Atems und ihr Gesicht entspannte sich. Wie gern hätte er sich zu ihr gelegt und sie einfach nur angeschaut, bis auch ihm die Augen zugefallen wären…
Er blinzelte und wandte sich ab. Irgendwann, in einer anderen Zeit, wenn dies alles überstanden war. Doch wann würde das sein? Wenn sie Ionason gefunden hatten? Wenn Robin wieder da war? Er schämte sich dafür, dass er sich in diesem Moment wünschte, die beiden würden sehr lange Zeit nicht wieder auftauchen. Vielleicht lag es an diesem Raum, an diesem Ort. Hier konnte er nicht König sein. Hier war er einfach nur ein Mann. Er seufzte und näherte sich dem Bett. Jetzt, wo Eldana schlief, war es für ihn ungefährlicher, sich neben ihr auszustrecken und zur Ruhe zu kommen. Er ging auf die andere Bettseite zu und legte sich vorsichtig auf die ungewohnt weiche Matratze. Eldana bemerkte es und drehte sich zu ihm um. »Du bist ja doch gekommen«, flüsterte sie.
Er antwortete nicht, strich ihr nur durchs Haar. Sie schloss die Augen wieder, doch das Lächeln blieb noch eine Weile auf ihren Lippen. Schmunzelnd schloss auch er die Augen und nahm ihren Atem wahr, der sein Gesicht streichelte. Seine Hand verharrte auf ihrer Schulter.
»Shekowah?«
»Ja?«
»Seit wann… wartest du?«
»Auf dich?«
»Mmmh.«
»Seit siebzehn Jahren.«
Sie schwieg eine Weile.
»Das ist eine lange Zeit.«
»Mmmh.«
»Und jetzt willst du noch weiter warten?«
Er öffnete blinzelnd die Augen, sah sie ernst an und strich mit dem Daumen über ihre Schulter. Dann nickte er schwach.
»Warum?«
»Du weißt warum.«
Sie seufzte und drehte sich auf den Rücken. »Du meinst, ich soll mit Robin reden?«
»Du musst mit Robin reden und vielleicht auch mit Ionason…«
»Ionason? Aber du sagtest doch, dass mein Tagebuch dich nicht überzeugt hätte!«
Shekowah lachte traurig. »Das sagte ich, ja. Aber seit er ein Mensch ist, mache ich mir Sorgen…«
»Dass er mich angreift?«
»Dass du dich doch noch in ihn verliebst.«
»Warum sagst du so was?«
»Um dich vorzubereiten. Um mich vorzubereiten. Ich weiß es nicht.«
»Du willst ganz sicher gehen.«
»Ja, das will ich.«
»Das Wort eines Königs.«
»Das Wort eines Mannes, der dich zur Frau haben möchte.«
»Um sie zu beherrschen…«
Er lächelte spöttisch und schüttelte leicht den Kopf. »Das klingt verführerisch.«
»Versuch‘s doch!«
»Noch habe ich mich im Griff, aber du machst es mir nicht leicht.«
Sie wurde wieder ernst und streichelte ihm durchs Haar. »Du bist anders. Du kennst mich wirklich. Du hörst mir zu und hörst heraus,
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