Abiona - Das Bündnis (German Edition)
was ich versuche zu verschweigen. Ich kenne mich besser, seit ich dich kenne. Selten habe ich mich so sicher und angenommen gefühlt wie in deiner Nähe. «
Shekowah seufzte. »Jetzt habe ich mich gleich nicht mehr im Griff«, murmelte er leise.
Sie lächelte ihn an und schloss die Augen, als er sie küsste.
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Es war warm im Zelt, beinahe schwül, denn die Sonne hatte die dunkle Zeltplane aufgeheizt und die Nacht war warm und trocken. Jack breitete die Felle und Decken auf dem Boden aus und stellte einen blauen Kristall als kleine Lichtquelle im Zelt auf. Dann legte er sich unter ein dünnes Leinentuch und platzierte den schwarzen Stein neben sich.
Während er die Augen schloss, berührte seine Hand das weiche Kissen neben sich und er stellte sich vor, Tenkara würde neben ihm liegen, hier…
Ein Windhauch fuhr Jack durchs Haar und er erschauerte. Seine Augen waren fest verschlossen und er erlaubte sich, einfach nur zu fühlen. Das Leinentuch, das ihn bedeckte, war weich, so weich wie ihre Haut. Tenkara, bitte…
Sie kam und erfüllte seine ganze Gedankenwelt und obwohl seine Hand nur das Kissen spürte, sah er sie vor seinem inneren Auge dort neben sich liegen, die Augen halb geschlossen und abwartend. Zitterte sie?
Er öffnete seine Decke und hüllte sie darin ein. Sie ließ es zu, doch blieb sie regungslos. Hatte sie Angst?
Verzeih mir! Ich habe erst nicht verstanden, was du mir sagen wolltest.
Seine Hand suchte ihre Schulter und Tenkara tat einen tiefen Atemzug. Er spürte, wie sich ihre Schulter hob und senkte. Tenkaras Augen waren geschlossen und doch wirkte sie alles andere als schläfrig.
Da war es wieder, dieses innere unbändige Sehnen. Jack wollte sie zu sich holen und sich seinem stillen Verlangen mit jeder Zelle seines Körpers hingeben.
Es war ganz einfach. Seine Hand wanderte hinauf zu ihrem Kopf und seine Finger streichelten ihr leicht über die dichten Wimpern, dann über ihre Wange, bis hin zu ihren Lippen. Wie lange hatte er darauf gewartet? Sein ganzes Leben?
Ihre Lippen trafen sich und verschmolzen miteinander als wären sie eins, wie im Nebel, ohne Grenzen, ohne Trennung, ohne Anfang und Ende. Doch statt, dass der Kuss sein Verlangen gestillt hätte, schrie nun sein ganzer Körper nach ihrer Nähe. Er drückte sie an sich. Fort waren die Gedanken des Zweifelns und der Kontrolle. Fort die weisen Worte über die Speisung der Dämonen. Hier in seinen Gedanken, die nicht mehr ihm gehörten, sondern ihr, waren sie sich gegenseitig Nahrung, lebten von und für den anderen.
Die Intensität der Eindrücke und Empfindungen überwältigte ihn. Alles erschien ihm auf einer Ebene real, die einer anderen Dimension angehörte. Doch er wollte nicht darüber nachdenken. Er gab sich dem Moment hin und wünschte sich am Ende einfach absinken zu können in einen tröstlich-satten Dämmerschlaf, der keine Fragen und Vorwürfe kannte. So, wie er jetzt mit Tenkara vereint war, würde es immer sein, wenn er sie zu sich rief, egal ob sie einen menschlichen Körper annahm oder nicht. Sie lag hier bei ihm und sie waren eins. Er liebkoste sie immer und immer wieder und explodierte schließlich in ihren Armen. Dann entließ ihn die Erschöpfung in die wohltuende Dunkelheit eines zeitlosen Zwischenreiches, wo jeder Gedanke schwieg und jedes Verlangen gestillt war.
Er öffnete die Augen. Er war allein, und doch spürte er noch ihre Anwesenheit. Nicht so stark, wie wenn er die Augen geschlossen hielt und dennoch war sie da.
»Tenkara, bist du noch bei mir?«, fragte er leise.
Ja, Jack. Ich bin noch da.
Er atmete schwer aus. Die Bestätigung seiner Frage hüllte ihn ein wie eine warme Wolke. Tenkara war nicht nur bei ihm, sie hatte ihm auch geantwortet. Jack schwieg eine Weile, um sich die Worte zurechtzulegen, die seine Sorgen mindern sollten. Dann stellte er die Frage, die sich logisch aus seinen Beobachtungen ergab. »Warum willst du kein Mensch werden, Tenkara?«
Sie blieb eine Weile stumm, doch er spürte weiter ihre Nähe. Sie streichelte sein Gesicht und fuhr ihm über die Lippen. Ich will, Jack. Und wie ich will! Doch ich kann noch nicht.
Er schloss die Augen, um sie zu sehen. In Gedanken nahm er ihre Hand und küsste sie. »Kannst du mir sagen warum?«
Sie seufzte. Estevan.
»Estevan?«
Ja, auch er ist hier in dieser Zwischenwelt… ohne Körper, doch auch ohne Hoffnung.
Jack hielt inne und sah sich in Gedanken um. »Estevan ist hier?«
Tenkara lächelte. Nicht hier im
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