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Abiona - Das Bündnis (German Edition)

Abiona - Das Bündnis (German Edition)

Titel: Abiona - Das Bündnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Auditor
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und drehte sich von ihr weg. »Geh jetzt!«
     
    Er wusste nicht, wann und ob sie gegangen war, denn er spürte nichts mehr, nahm nicht einmal mehr sich selbst oder die Umgebung wahr. Was war schon die Dunkelheit der Unteren Welt gegen das, was jetzt in ihm war? Er hatte sie verloren. Für immer verloren. Und das machte ihn einsamer, als er es je gewesen war.

Menschliche Bedürfnisse

    »Torfun?«
    Falfarevs Stimme klang wachsam und gleichzeitig besorgt. Mit der linken Hand tupfte er dem Freund die Stirn ab. Die andere Hand ruhte auf dem Unterarm des einstigen Dämons, der sich jetzt merklich kühler anfühlte, als noch vor einigen Stunden, als das Fieber brutal in seinem Körper gewütet hatte. Dennoch war Falfarev alles andere als entspannt. Inzwischen war die Nacht hereingebrochen und Vankoti war nicht mehr zurückgekehrt, seit Selana ihn zu einem Notfall herbeigerufen hatte. Sie hatte etwas von Sylan und Schwächeanfall gerufen, als sie polternd das Zimmer betrat, was ihn aus seinem angenehmen Dämmerschlaf gerissen hatte.
    »Kümmere dich um Torfun!«, hatte Vankoti ihm barsch zugerufen. Dann war er mit der Schamanin aus der kleinen Hütte gehechtet, um seiner Freundin beizustehen. Seitdem war keiner der beiden wieder aufgetaucht und das verhieß nichts Gutes. Doch Falfarev verdrängte diese Sorgen vorerst aus seinem Kopf und wandte seine Aufmerksamkeit dem Freund zu, dessen geschlossene Augenlider nun zuckten.
    Falfarev wartete. Sein Herz schlug bis zum Hals. Er musste mit allem rechnen. Kaisho hatte ihn vorgewarnt. Im besten Fall erkannte Torfun ihn und blieb zahm. Aber es konnte auch sein, dass er ängstlich zurückwich, ihn angriff, weil er sich bedroht fühlte oder –und das erschien Falfarev die schlimmste Alternative– dass er ihn gar nicht erkannte und gleichgültig abwies.
    Im ersten Moment schien es so. Torfun schlug die Augen auf und sah Falfarev gleichmütig an. Dabei wirkte sein Gesicht vollends ausdruckslos. Nach einer Weile aber blieb sein Blick auf den Augen des Künstlers haften und seine Brauen zogen sich leicht nach oben.
    »Jetzt bist du es, der furchtbar aussieht«, sagte Torfun leise. Seine Stimme klang schwach und heiser, als hätte der Körper, zu dem diese Stimme gehörte, eine schwere Krankheit durchlitten und viele Schmerzensschreie ertragen. Und doch war es Torfuns Stimme, die da zu ihm sprach. Falfarev starrte zurück und wusste im ersten Augenblick nicht, was er denken oder empfinden sollte.
    »Du erinnerst dich?«, fragte er vorsichtig.
    »Versuch es«, war die knappe Antwort.
    Falfarev räusperte sich und wischte sich unbeholfen über das tränenbenetzte Gesicht. »Die Gärten…«, stammelte er.
    Torfun unterbrach ihn lächelnd. »der Verlorenen Seelen. Du zeigtest mir dein Mosaik und ich dir… meine Wertschätzung.«
    Falfarev schluckte und zwang sich weiter zu sprechen: »Hanrik?«
    »Ja, wir haben ihn nach draußen getragen, ihn aufgebahrt und eingeäschert. Er starb, weil ein Dämon ihn besetzt hatte. Es war Ju Lissanto, aber es hätte auch Torda Fun sein können.«
    »Aber er war es nicht.«
    »Nein, er hat sich für das Leben entschieden.«
    »Und du hast es bekommen.«
    »Ja, es ist… unglaublich.«
    Sie schwiegen eine Weile, in der Falfarev nichts anderes tun konnte, als den einstigen Dämon anzusehen. Torfun erwiderte seinen Blick lange und intensiv.
    »Bist du glücklich?«, fragte Falfarev schließlich, als er dem feurigen Blick des Freundes nicht mehr standhalten konnte.
    Torfun seufzte leise. »Ich weiß es nicht, da ist so vieles, was ich nicht verstehe. Ich sehe alles ganz anders als vorher, es ist viel klarer, bunter und gleichzeitig bedrohlicher. Ich fühle mich zerbrechlich. Dieser Körper um mich herum ist so… vergänglich.«
    Falfarev legte den feuchten Lappen weg und berührte mit seiner kalten Hand die Wange des Freundes. Torfun zuckte leicht zurück, doch er entspannte sich sofort wieder.
    »So viele Eindrücke und Gefühle. Diese Art von Materie ist der vadoitischen vollkommen entgegengesetzt. Sie dämpft nicht, sie saugt auf und empfängt. Und sie macht einen hier drin irgendwie konfus.« Er wies auf seinen Kopf und atmete tief ein. Dann schloss er für einen Moment die Augen. »Ich werde viel fragen müssen, um zu verstehen. Hoffentlich hast du genug Geduld mit mir.«
    Falfarev zog seine Hand zurück. »Soviel du willst«, sagte er lächelnd und versuchte, nicht auf sein klopfendes Herz zu achten. Torfun war ein Mensch! Er erinnerte sich an ihre

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