Abiona - Das Bündnis (German Edition)
hörte ihm aufmerksam zu. Schließlich sagte sie: »Es ist schon merkwürdig, Robin. Aber bevor du kamst, habe ich von meinem Vater geträumt.«
»Du hast von ihm geträumt? Und hat er was gesagt?«
»Ja, das hat er allerdings.«
»Was war es?«
»Lass mich kurz drüber nachdenken«
Robin nickte und stand auf. »Gut, ich werde solange oben ein Bett richten. Du kannst nicht die ganze Nacht in der Küche liegen. Wir haben oben wunderschöne Zimmer.«
Er wandte sich zur Treppe um und Thuri hörte ihn in der ersten Etage Räumen rumoren. Sie dachte nach. Doch nicht darüber, was ihr Vater gesagt hatte, denn das wusste sie noch allzu gut. Vielmehr darüber, ob sie es Robin sagen sollte. Denn wenn das Gleichnis in ihrem Traum eine Botschaft für Robin enthielt, gefiel ihr diese gar nicht. Sie schloss die Augen und hörte ihn kurz darauf die Treppe herunter kommen.
»Oben ist es jetzt auch schön warm. Und ich habe ein Bett für dich neu bezogen. Wenn du erlaubst, trage ich dich hoch in dein neues Reich.«
Thuri lächelte ihn warm an, obwohl der Gedanke an ihren Traum bitter schmeckte. Robin trug sie nach oben und bettete sie vorsichtig auf die Matratze. »Hast du dich erinnert?«, fragte er leise, nachdem er sie zugedeckt und sich auf die Bettkante gesetzt hatte.
Thuri seufzte. »Ja, aber ich mag ihn nicht besonders, meinen Traum…«
Robin lächelte. »Du machst mich neugierig.«
Sie seufzte erneut und begann zu erzählen: »Ich träumte, ich war noch ein Kind und hatte wunderschöne Puppen geschenkt bekommen. Doch ein böser Junge aus der Nachbarschaft stahl mir eine Puppe. Darüber war ich traurig und saß weinend im Hof, als mein Vater zu mir stieß. »Heulen hilft dir jetzt nicht«, sagte er streng. »Hol dir zurück, was man dir genommen hat!«
Ich antwortete hilflos, dass der Junge so viel stärker sei als ich. »Dann nimm dir eine Waffe mit!«, sagte mein Vater. »Was denn für eine Waffe?«, fragte ich ihn. Er zeigte sie mir.
Er wies auf den Schuppen und ich folgte ihm. Langsam öffnete er die knarrende Tür. Im Halbdunkel der Kammer konnte sich kaum etwas erkennen. Doch mein Vater stampfte einige Male mit dem Fuß auf und eine Schar Fledermäuse stob über unsere Köpfe hinweg. Eine Fledermaus fing mein Vater im Flug auf und zeigte sie mir. »Diese Fledermaus ist etwas Besonderes«, sagte er. »Wenn du ihren Namen kennst, tut sie alles, was du von ihr verlangst. »Du kannst sie dem bösen Jungen auf den Hals hetzen. Dann wird er dir zurückgeben, was er dir genommen hat.«
»Und wie heißt diese Fledermaus?«, habe ich mit schreckensweiten Augen gefragt.
»Sie heißt Abiona. Ein schöner Name, findest du nicht?« Ich nickte artig.
»Denk dran!«, sagte mein Vater, als er mir die Fledermaus in die Hand gab. »Du musst dir die Puppe zurückholen und Abiona ist deine stärkste Waffe. Er wird ihm das Blut aus seiner Kehle saugen.«
»Aber das ist grausam!«, hatte ich geantwortet. Doch mein Vater hatte nur mit den Schultern gezuckt und gesagt: »Er hat es verdient.«
Dann war er fort gegangen und ich stand da und habe die Fledermaus angestarrt, die schlafend in meinen Händen lag, wie ein kleines unschuldiges Baby.
Thuri verstummte und auch Robin schwieg eine Weile. »Was denkst du?«, fragte er sie schließlich interessiert.
Sie seufzte. »Liegt das nicht auf der Hand? Wenn die Botschaft für dich bestimmt ist, dann bist du das kleine Mädchen, dem etwas genommen wurde, nämlich deine ‚Puppe‘.«
Robin sah sie verständnislos an und Thuri verdrehte die Augen. »Du sollst dir ‚deine Puppe‘ zurückholen! Die, die dir genommen wurde von einem bösen Jungen!«
Robin schaute sie weiter vollkommen verdutzt an und zuckte mit den Schultern. Thuri schnaufte. »Na Eldana! Eldana ist deine Puppe! Und deine stärkste Waffe ist Abiona. Die sollst du dem bösen Jungen auf den Hals hetzen! Der böse Junge ist Ionason. Keine Ahnung was Abiona da mit ihm tun soll, aber anscheinend, wird er dich und Eldana wieder zusammenführen!«
Sie beendete den Satz abrupt, denn ihre Stimme versagte. Der Schmerz in ihren Rippen war wohltuend. Er überlagerte wenigstens den anderen Schmerz. Robin stand auf, trat ans Fenster und schwieg eine Weile. Dann sagte er leise: »Ich denke du irrst dich, Thuri.« Er sah sie offen an und fuhr fort: »Wenn ich in letzter Zeit etwas gelernt habe, dann ist es, Prophezeiungen zu deuten.« Er lächelte jetzt. »Und ich muss dir leider sagen: Jetzt bist du krank vor Eifersucht.
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