Abiona - Das Bündnis (German Edition)
sollten ihnen dankbar sein.«
Vankoti nickte, doch er spürte die Bitterkeit in Jacks Worten so deutlich, dass er zu ihm trat und den Arm um ihn legte. Jack erwiderte die kurze Umarmung dankbar. Dann setzte er sich zurück an Sylans Bett und versuchte nicht über das nachzugrübeln, was Vankoti gesagt hatte. Es konnte Jahre dauern, wenn es überhaupt möglich war...
Miranda
Ionason saß auf einem moosüberwucherten Stein am Rande einer Böschung und schaute in Richtung Osten, wo die Sonne über einem nebelverhangenen Tal aufging. Er sah zum ersten Mal einen Sonnenaufgang und verfiel in ehrfürchtiges Staunen. Licht überflutete die Erde und spülte alles fort, was ihn während der Nacht bedroht hatte. Fort waren mit einem Wimpernschlag die düsteren Bilder von rauchgeschwärzten Hallen aus blutendem Gestein, fort die Sorgen und die Angst vor dem menschlichen Sein, fort das Gefühl der Verlassenheit, das ihn so plötzlich angesprungen hatte und vor dem er aus seiner unterirdischen Höhle geflohen war. Jetzt war er dort angelangt, wo er sich endlose Jahre in dunkler Verzweiflung ausharrend immer wieder hingewünscht hatte: Im lichtvollen Leben eines geheimnisvollen Schöpfungsplaneten.
Dass die Erde prächtig war, hatte er bereits gewusst, als er noch als Vadoit in den finsteren Abgründen seiner eigenen Welt steckte. Doch die Geheimnisse, die sich ihm jetzt offenbarten, waren so vielschichtig und verwirrend, dass er, noch bevor er ein Rätsel gelöst hatte, schon wieder auf ein Neues stieß.
Seit er sein grottenartiges Gefängnis verlassen hatte, war Ionason durch den Wald gestreift, immer flussaufwärts, denn der Fluss bot ihm etwas, was er dringend benötigte: Wasser. Er liebte das Wasser! Er hatte nicht gewusst, wie gut es sich anfühlte. Es war rein, klar und kalt und weckte die Lebensgeister! Erst hatte er sich daran satt getrunken und war dann streckenweise durch den flachen Flusslauf gewatet, nur, um die sanfte Strömung an seinen nackten Füßen zu spüren und sich als Teil dieses lebensspendenden Elements zu begreifen.
Die Kälte störte Ionason nicht weiter. Er verfügte über eine Widerstandskraft, um die ihn sicherlich viele Menschen beneidet hätten. Seine Nahrung suchte er sich instinktiv aus, indem er Blätter und das aus dem Boden treibende Grün abriss und probierte. Auch Würmer und Käfer sammelte er. Dennoch wurde das nagende Gefühl in seinem Oberbauch immer stärker und es dauerte nicht lange, bis sich daraus eine Erkenntnis ableitete. Er brauchte etwas Richtiges zu essen und das fand er nur dort, wo Menschen waren.
Die nächste Siedlung war eine Stunde Fußmarsch entfernt. Er hatte sie gestern entdeckt und den halben Tag damit verbracht, die dort lebenden Menschen zu beobachten. Beobachten konnte er, darin war er jahrelang geschult worden. Und es war wichtig, dass er genau beobachtete, denn er wollte unter keinen Umständen auffallen, wenn er sich alsbald unter die Menschen mischte.
So hatte er sich einen ganz eigenen Plan zurechtgelegt: Zunächst wollte er in dem Dorf, dessen Einwohner er beobachtet hatte, nach Essen verlangen. Dafür würde er arbeiten müssen. So sah es das Gesetz der Menschen vor. Vielleicht konnte er dabei mit den Menschen ins Gespräch kommen und nach und nach erfahren, wo die waren, die er suchte. Er rappelte sich hoch, als sein Magen erneut ein lautes Knurren von sich gab und sah an sich runter. Die Kleidung, die er trug, war durch die Wanderung und das Waten im seichten Gewässer schlammbesudelt und an einigen Stellen zerrissen. Doch daran konnte er jetzt nichts ändern. Also stapfte er zügig los und hoffte, dass er sich bei seiner ersten Begegnung mit Seinesgleichen nicht allzu dämlich anstellen würde.
Schon von Weitem sah er die Frau, deren Haarfarbe ihn an den morgendlichen Sonnenaufgang erinnerte. Sie trug einen Korb aus Weidengeflecht auf ihrem Kopf und hatte ein Kind an der Hand. Sie schritten zügig den getrampelten Pfad entlang, der vom Dorf aus in den Wald führte. Ionason überlegte kurz, sich zu verstecken, doch sie hatte ihn bereits erblickt und hielt irritiert inne. Ihr Blick war prüfend und sie hielt die Hand des kleinen Jungen, der sie weiter in Richtung Wald zerren wollte, fest umschlossen. Auch Ionason war stehen geblieben und sein rebellischer Magen ließ ihn jegliche Vorsicht vergessen. »Habt Ihr etwas zu essen für mich? Ich habe Hunger!«, rief er frei aus und sah die Frau fragend an.
Sie schaute an ihm hoch und antwortete mit
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