Abiona - Das Bündnis (German Edition)
in Eurer Schuld und werden Euren Antrag mit Ehrerbietung annehmen. Auch wenn wir damit unser Dasein in Eure Hand legen. Doch dort lag es schon immer.«
Er öffnete ritterlich seine Hand und sie ließ sich von ihm einen Feuerkuss auf den Siegelring hauchen. Dann lächelte sie ihn stolz und würdevoll an. »Wir erwarten Euch bei Einbruch der Nacht im Palast, an der Schwelle zu Marag Thur.«
Auch er lächelte jetzt. Bald würde es keine Geheimnisse mehr zwischen ihnen geben.
Wanderer der Welten
Vankoti spürte kaum noch seinen Körper. Er saß an Sylans Bett erschöpft und verheult und hielt verkrampft ihre Hand. Jetzt hatte er nur noch das Gebet, denn seine Heilversuche waren allesamt gescheitert. Sylan war nicht mehr aufgewacht, seit Selana sie auf dem Boden der Kathedrale gefunden hatte. Der komaartige Zustand schützte sie zwar vor allen äußeren Eindrücken, aber machte es auch unmöglich, ihr mithilfe von Kräutertränken zu helfen. Die einzige Möglichkeit, die ihnen blieb, war die Geistheilung. Doch Selanas schamanische Behandlung hatte noch nicht die gewünschte Wirkung erbracht.
Die alte Frau war in ihrer Trommelreise zwar Sylans Krafttier, einem großen Tiger begegnet. Doch dieser bewachte das Mädchen ungestüm und ließ niemanden an sie heran. Er hatte Selana wieder weggeschickt mit dem Auftrag, sie solle den Wanderer der Welten holen. Nur mit ihm würde er verhandeln. Selana hatte gehofft, dass der Tiger Vankoti meinte, doch sie hatte sich geirrt. Auch Vankoti musste unverrichteter Dinge wieder gehen. Jetzt hatten sie nur noch eine Hoffnung. Jack. Er war ohne Frage ein Wanderer der Welten, hatte die Unterwelt gesehen und war durch die Welt der Schöpfer gezogen. Vielleicht konnte er erreichen, was ihnen misslungen war? Doch keiner wusste, wo er war und wann er zurückkehren würde…
Er kam gegen Mittag. Still und verschwiegen und ohne Tenkara. Doch als er von Sylans Schicksal erfuhr, war er sofort bei ihr. Er brauchte Selana nicht, um in Trance getrommelt zu werden und den Pfad des spirituellen Kriegers zu betreten. Er war sofort dort, wo er sein sollte. Der Tiger begrüßte ihn mit Anstand und Würde und brachte ihm die gleiche Wertschätzung entgegen wie einem Gleichgesinnten. Kurz verhandelte er mit ihm. Dann zog sich das Tier zurück und ließ Jack an Sylan herantreten.
Er sprach nicht mir ihr, sondern hob sie auf seine Arme und trug sie mit sich. Die, die sich ihm in den Weg stellten, wichen alsbald zur Seite und verneigten sich vor ihm, was ihn wunderte. Doch er hatte andere Sorgen, als die Gründe dafür zu erwägen. Sylan musste zurück ins Leben. Und die Zeit eilte.
Der Fährmann jedoch trat nicht beiseite. Ernst und eindringlich musterte er Jack und sprach ihn dann an: »Wir lassen euch diesmal gehen, weil jene, die euch begleiten, stark sind und euch beschützen. Aber seid gewarnt. Das nächste Mal werden wir ihnen den Eingang versperren, denn nun kennen wir ihre Gesichter, die sie so geschickt vor uns verborgen hatten, als sie hier eintraten.«
Jack wandte sich irritiert um, denn er hatte nicht bemerkt, dass jemand ihn begleitete. Jetzt nahm er rechts und links von sich zwei Krieger wahr. Die Krieger trugen Tiermasken, so dass er ihre Gesichter nicht erkennen konnte. Sie nickten ihm ernst zu und bedeuteten ihm, ins Boot zu steigen. Doch da er Sylan auf den Armen trug, war das Einsteigen alles andere als leicht. Schließlich streckte einer seiner Begleiter den Arm aus, um ihn zu stützen und ihn durchfuhr ein Glücksgefühl, von dem er gemeint hatte, es für immer verloren zu haben. Dann verblassten die Gestalten. Gemächlich fuhr das Boot den langen, schwarzen, unterirdischen Strom entlang, bis es den Steg erreichte, an dem er aussteigen musste.
Jack trug Sylan viele steinerne Treppen hinauf und durchquerte eine tiefe Schlucht, an deren Ausgang ein Baum stand, der große Wurzeln hatte. Dort legte er seine Nichte ab und nahm ihre Hand. Der Baum öffnete sein Wurzelwerk, ließ sie hinein und beförderte sie auf der anderen Seite wieder hinaus auf eine Wiese, die von der Sonne beschienen wurde.
Langsam schlug Sylan die Augen auf. »Jack?«
Jack drückte ihre Hand und öffnete die verklebten Lider. Sagen konnte er nichts. Er stand auf, strich Sylan durchs Haar und drückte ihr einen stummen Kuss auf die Stirn. Sie war kühl wie der Morgen und ihr Stirnchakra leuchtete in einem intensiven Indigo.
»Ich hab dich vermisst«, sagte sie leise, aber es klang sehr schwach.
Er
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