Abiona - Das Bündnis (German Edition)
ihnen das Kostbarste anbieten, was ich zur Verfügung hätte. Und wenn es mein Leben wäre«, antwortete Shekowah tonlos und sah Torfun endlich offen an.
Torfun nickte und erwiderte seinen Blick. »Also verstehen wir uns?«
»Wir verstehen uns«, gab Shekowah ernst zurück.
Falfarevs Augen jedoch weiteten sich vor Entsetzen. »Moment! Was ist, wenn du aufgehalten wirst und nach drei Tagen nicht wieder hier sein kannst?! Was ist, wenn etwas schief geht? Was ist, wenn du…« Er brach ab und schluckte das letzte Wort stumm hinunter.
Torfun sah ihn lange an. »Ich weiß es nicht. Aber es gibt Dinge, die getan werden müssen. Und dieser Spruch stammt übrigens von dir!«
Falfarev wollte etwas erwidern, doch Shekowah unterbrach ihn. »Was genau hast du jetzt vor, Torfun?«
Shekowah nannte den Dämon zum ersten Mal bei seinem Namen und vielleicht leuchteten Torfuns Augen deshalb hoffnungsvoll auf.
»Ich muss Vankoti und Sylan suchen. Sie werden die nächsten Opfer sein. Mein Spiegel wird dir meine Handlungen offenbaren, sobald du ihn anrufst. Ich nehme an, du kennst die entsprechenden Worte?« Shekowah nickte und Torfun streckte versuchsweise seinen Arm aus. »Besiegelst du dann das Bündnis zwischen dir und mir, zwischen Marag Thur und Talas, um uns dabei zu unterstützen, den Weg des Aufstiegs zu gehen und den zu retten, der uns führen und leiten soll?«
Shekowah betrachtete den ausgestreckten Dämonenarm eine Weile. Dann nickte er und antwortete mit fester Stimme: »Im Vertrauen und im Glauben an das Gute bin ich auf diesem Weg dein Verbündeter und werde alles in meiner Macht stehende tun, um Abiona zu retten und den Aufstieg eurer Seelen ins Licht zu unterstützen.«
Er streckte Torfun seinen Arm entgegen und umfasste das Handgelenk des Dunklen. Eine Woge heißer Feuersglut durchflutete ihn jäh, als Torfuns Hand von innen heraus zu leuchten begann. Kurz meinte er, seinen eigenen Arm mit dem des Dämons verschmolzen zu sehen. Doch dann war die Vision auch schon vorüber und Torfun hob die Verbindung auf.
Shekowah betrachtete seinen Arm, auf dem sich rote Brandflecken abzeichneten. »Woher habt ihr diese Energie?«, fragte er verwirrt und strich sich über den noch leicht erhitzten Unterarm.
Torfuns Stimme nahm einen traurigen Unterton an. »Es ist die Energie des Lichts, die gespeichert ist und uns verbrennt. Ich habe versucht, sie bei unserer Berührung zurückzuhalten, aber es ist schwierig, vor allem wenn die Gefühlsessenz beteiligt ist, was bei unserem Bündnisschluss eine wichtige Voraussetzung war. Wenn ich dich verletzt haben sollte, tut es mir leid.«
»Nein, ist schon gut«, erwiderte Shekowah und starrte den Dämon mit neuem Interesse an. »Aber ich frage mich, was geschehen wäre, wenn du meinen Arm länger gehalten hättest?«
Torfun schwieg und warf Falfarev einen kurzen Blick zu. Dann antwortete er sachlich: »Dein Arm wäre verbrannt. Kein Dämon, der eine menschliche Gestalt imitiert und gleichzeitig emotional beteiligt ist, kann dem Innendruck der Substanz länger als einige Minuten standhalten. Ich hätte dich vorher darüber in Kenntnis setzen sollen. Ich entschuldige mich dafür.«
Shekowah antwortete nicht. Es ging ihm nicht darum, dass Torfun sich bei ihm entschuldigte. Nein, ein ganz anderer Gedanke nahm in seinem Kopf Gestalt an. Er blickte hinüber zu Falfarev, doch dessen Augen lagen im Schatten. Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, wie Torfun den Künstler kurz umarmte und ihm etwas zuflüsterte. Doch auch das war jetzt nicht von Interesse. Eine Vermutung keimte in ihm auf, die er durchdenken musste. Und als sich Falfarev von Torfun gelöst hatte, stand sein Entschluss fest.
»Ich werde so bald als möglich nach Lichterstadt zurückkehren! Jetzt, wo das Bündnis geschlossen ist, ist mein Aufenthalt hier nicht mehr von Belang. Ich muss den Rat einberufen und wir müssen endlich handeln!«
Doch Torfun schüttelte sehr bestimmt den Kopf. »Nein Shekowah. Warte damit noch ein, zwei Tage. Jetzt ist dein Platz hier. Tenkara hatte den Auftrag, dich zu eliminieren. Wir sollten die Dunkle Herrscherin im Glauben lassen, dass es ihr gelungen sei. Du wachst über meinen Spiegel und über Eldana, die bald hier sein wird.«
»Aber die anderen Lichtarbeiter müssen informiert werden, sonst arbeiten sie weiterhin gegeneinander!«
»Ich werde gehen«, entschied Falfarev. »Ich war lange genug hier eingesperrt. Die Dunklen haben vor Zeiten aufgehört, mich zu observieren. Meine Informationen
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