Abiona - Das Bündnis (German Edition)
schüttelte den Kopf. »Du um Sorge um uns! Wegen dir hätte ich meinen Körper beinahe für immer verlassen! Sorge!« Er kratzte sich am Hinterkopf, lachte angespannt und zog seinen Bruder erneut in eine innige Umarmung. Dann wandte er sich abrupt ab und verschwand in den hinteren Teil des Zeltes, wo er einige einfache Dehn und Streckübungen machte.
Jack schaute ihm halb erstaunt, halb besorgt hinterher und Thuri, die seinen Blick auffing, raunte: »Er war sieben Tage lang bewusstlos. Er steht zum ersten Mal wieder. Er wird dir nachher sicher alles erzählen.«
Jack nickte gedankenverloren. »Anscheinend haben wir alle viel durchgemacht, ohne zu wissen wofür. Doch damit ist jetzt hoffentlich Schluss. Ein neuer Auftrag erwartet uns und es ist sicherlich kein Zufall, dass wir uns hier in Benawara wiedersehen.«
»Was für ein Auftrag?«, entgegnete Thuri verwirrt und schaute sich kurz nach Robin um. Jack folgte ihrem Blick und setzte ein nachdenkliches Gesicht auf.
»Monatom hat angedeutet, dass uns heute noch eine kleine Reise bevorsteht. Sie möchte uns etwas Wichtiges zeigen. Doch vorher hat sie uns zu einem schnellen Frühstück vor ihrem Zelt eingeladen. Sie hat unterwegs Siriji-Bohnen gesammelt und ein starkes Getränk daraus zubereitet. Das solltet ihr euch nicht entgehen lassen!«
»Weißt du irgendetwas über Abiona?« Robin war wieder zu ihnen getreten. Seine Stimme klang angespannt und er musterte seinen Bruder ruhelos. Jack erwiderte seinen Blick ernst, dann nickte er vielsagend. »Ja Robin, ich weiß viel, sehr viel sogar. Vielleicht sollten wir vor dem Frühstück eine Runde spazieren gehen?«
Robins Augen weiteten sich zunächst ungläubig, dann beeilte er sich zu nicken: »Ja das wäre gut.«
Sein Blick streifte Thuri. Sie lächelte ihnen aufmunternd zu. »Geht nur. Ich werde Monatom ein wenig helfen und euch holen, sobald die Reise losgeht.« Dann drehte sie sich um und verließ rasch das Zelt.
Jack schaute ihr lange nach und schüttelte plötzlich den Kopf. »Sie liebt dich«, sagte er nachdenklich. Robin antwortete nicht, doch Jack nahm wahr, dass sich seine Aura aufhellte, und die bräunlichen Schlieren verblassten.
Gemeinsam verließen sie Solfajamas behagliches Zelt. Der klare und sonnige Morgen nahm sie freundlich in Empfang. Robin sah zum ersten Mal die schöne Umgebung, in die das Lager des Sonnenwächters eingebettet war. Sein Zelt stand auf einer taubenetzten Wiese, auf der hier und da sternenförmige Blumen wuchsen, auf denen wiederum schillernde Insekten saßen. Oder waren es Feen? Sie trugen transparente Kleider, die sich im sanften Wind, der von den Bergen herabwehte, aufbauschten.
Große Bäume mit borkigen Stämmen, deren Äste tief herunterhingen, umsäumten schützend das Lager und verströmten eine kraftvolle und in sich ruhende Energie. Ein schlängelnder Sandpfad führte vom Zelt aus zu einem dschungelartigen Wald. An seinem Eingang wuchsen ungewöhnliche Blumen. Sie ragten wie Pilze aus der Erde heraus und glänzten in der aufgehenden Sonne, als wären sie mit silbernem Staub bedeckt.
»Eine herrliche Landschaft. Es ist wie ein Paradies!«, entfuhr es Robin begeistert und er ließ die Morgenluft durch seine Lungen strömen.
»Es ist das Paradies«, antwortete Jack lächelnd und ging in Richtung Wald voraus.
Sie folgten dem Pfad vorbei an den roten Blumen und hinein in das braungrüne Dickicht der Palmen, Bäume und Lianen. Im Wald herrschte blasses Zwielicht. Hier wuchsen die ungewöhnlichsten Pflanzen, die die Brüder je gesehen hatten. Von schlanken silberrindigen Bäumen mit großen olivfarbenen Blättern hingen dornenbesetzte blaue und türkisfarbene Schlingpflanzen herab, die –wenn man sie versehentlich berührte– ein purpurfarbenes Pulver versprühten, das aufleuchtete und Pflanzen und Tiere sichtbar machten, die zuvor verborgen gewesen waren. Dichtes Buschwerk säumte den Pfad, das sich mit den unterschiedlichsten Früchten in allen Farben und Erscheinungsformen zierte. Auf großen tulpenartigen Blättern saßen goldene Insekten mit grünen Facettenaugen. Sie trugen pelzige Mäntel, die majestätischer aussahen, als die Umhänge feiner Adelsmänner. Auch zirpten sie melodiös in unterschiedlichen Tonhöhen und sprangen sie von Blatt zu Blatt, ertönte ein heller Glockenklang, auf den ein kreischendes Lachen folgte, das aus dem Schlund blauer Blumen zu kommen schien, die wiederum in kleinen, wassergefüllten Wurzeltrögen schwammen.
Nachdem die beiden
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