Abiona - Das Bündnis (German Edition)
ängstlich und vorsichtig gemacht und ich kann es ihnen nicht einmal verdenken. Wir brauchen ein Bündnis, jetzt, um Einigkeit und Fortschritt zu demonstrieren! Wenn die Lichtarbeiter nicht sofort damit beginnen, ein Gegenmittel für Abionas Krankheit zu ersinnen, werden wir alle umkommen! Die Herrscherin rast vor Wut und wir sind ihr schutzlos ausgeliefert!«
Torfuns Rede war beinahe leidenschaftlich, doch Shekowah schwieg weiterhin beharrlich, nur das Flammensymbol auf seiner Stirn pulsierte schwach.
Torfun trat dicht an den König heran. Seine Stimme war nur noch ein Flüstern. »Ionason hat uns einst gesagt, ihr wärt anders! Anders als man uns dort unten glaubend machen wollte. In den Schriften heißt es, ihr hättet Erbarmen mit den Schattenseiten des Lichts, weil ihr beides in euch tragt.
Wenn Ionason Recht hatte und wenn Eldanas Opfer nicht umsonst gewesen sein soll, dann fordere ich dich jetzt dazu auf, dieses Bündnis mit uns einzugehen! Warum zögerst du noch?«
Shekowah sah den Dämon ausdruckslos an. Dann entgegnete er stur: »Ich werde auf Eldana warten. Das war Teil unserer Abmachung.«
Torfuns Aura verdichtete sich und er wurde merklich dunkler. »Ja«, hauchte er gefährlich und plötzlich klang seine Stimme wie ein geisterhaftes Zischen. »Das war es. Aber die Dinge ändern sich! Wir haben ein Gesetz in der Unterwelt: Es heißt Leistung und Gegenleistung. Wir wissen, dass dieses Gesetz unter euch Lichtarbeitern nicht zählt und wir haben versucht, es euch gleichzutun. Wir haben uns wieder und wieder für euch eingesetzt, ohne eine Rückzahlung einzufordern. Wie lange glaubt ihr, können wir diese Moral des selbstlosen Schenkens noch aufrecht erhalten?!
In uns überwiegt die Dunkelheit! Wir haben nicht euren Glauben! Ich dachte immer, darin würden wir uns unterscheiden? Dass ihr euch –wie hat es Abiona noch genannt?– mit einer allumfassenden, göttlichen Existenz verbunden fühlt?! Wir können nur erahnen, wie sich das anfühlt, denn wir haben die Verbindung vor Zeiten verloren!«
Er verstummte und wühlte plötzlich in seiner Manteltasche. Eine sengende Hitze ging gleichzeitig von ihm aus und verwandelte den unterirdischen Raum der Blauen Mine fast in eine vindianische Schwitzhütte. Dann wandte sich Torfun energisch den beiden Lichtarbeitern zu und warf mit einer leichten Handbewegung ein kleines Artefakt auf den Tisch.
Klong!
Ein glänzender Gegenstand landete klappernd auf dem Tisch. Er schien nicht von dieser Welt zu sein. Ruhig und schimmernd lag er da. Wie ein kleiner Teich in einer graslosen Landschaft. Der kleine, ovalförmige Spiegel hatte eine kupferfarbene Umrandung und war sehr filigran gearbeitet. Etwas Magisches und gleichzeitig Zerbrechliches ging von diesem Kleinod aus. Im Mittelpunkt seiner schwarzen Oberfläche schimmerte ein kleiner rötlicher Lichtpunkt, wie ein Stern im unendlichen Weltall.
»Dies ist meine Heimat«, sagte Torfun bitter und seine Stimme war zum Zerreißen gespannt. »Ich übergebe sie dir, Shekowah, König der Lichtarbeiter und lege damit meine Existenz in deine Hände.« Und als wäre damit alles gesagt, legte er sich seinen Umhang um und wandte sich zum Gehen.
»Warte!« Shekowahs Stimme drang scharf durch den Raum. »Was… soll das heißen?«
Torfun hielt in seiner Bewegung inne. »Es heißt, dass ich drei Tage in dieser Welt ohne Rückkehr existieren kann. In dieser Zeit werde ich alles tun, um die Pläne der Herrscherin zu durchkreuzen, damit du endlich glauben kannst!«
Er wandte sich erneut zum Gehen, doch jetzt hielt Falfarev ihn zurück. »Was tust du da, Torfun? Die Dunkle wird dich töten, wenn du offen für uns Partei ergreifst!«
Torfun schüttelte traurig lächelnd den Kopf. »Sie wird mich nicht einmal mehr wahrnehmen. Ohne den Spiegel bin ich für sie nicht existent! Das wird meine Freiheit sein und damit meine größte Waffe.«
Falfarevs Augen wanderten zum Spiegel. »Aber was ist, wenn wir ihn versehentlich berühren?«
Torfun seufzte und seine Stimme klang ernüchtert. »Was würdest du tun, Fal, wenn du vor den Engeln im Himmel stehen würdest, in der Hand ein Artefakt, das dir den Rückweg in deine Welt erlaubt. Du würdest sie anflehen, ein Bündnis mit dir einzugehen, um deine Freunde und deine Welt zu retten, da beides im Sterben liegt. Doch die Engel trauen dir und den deinen nicht, weil du ein Sterblicher bist und dunkle Schatten in dir trägst. Was würdest du tun, um sie zu überzeugen?«
»Ich würde
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