Abiona - Das Bündnis (German Edition)
während draußen der Sturm um unsere Seelen tobt.«
Sie schwieg eine Weile und jeder nahm das Geräusch des Windes wahr, der leise an der Tür und den Fenstern rüttelte. Selana senkte ihre Stimme. »Hanrik ist tot. – Ein großer Gelehrter und ehrgeiziger Forscher. Er ging von uns, ohne dass wir ihm helfen konnten. Doch warum musste er sterben?« Sie ließ die Antwort offen und fuhr fort: »Die zweite Frage, der wir uns heute Abend widmen werden, betrifft euch drei.« Ihr Blick traf nacheinander Vankoti, Sylan, und Falfarev. »Was habt ihr uns zu berichten und welchen geheimen Aufträgen ward ihr verpflichtet?« Wieder schwieg sie eine Weile und schaute dann Mel und Kaisho an. »Und ein drittes Geheimnis gilt es zu klären. Und vielleicht hängt alles zusammen. Wir vermissen eine kleine gläserne Kugel, die Hanrik gehörte und für ihn große Bedeutung hatte. Sie ist seit einigen Tagen spurlos verschwunden. Vielleicht wisst ihr mehr darüber.«
Sie ließ den Blick abermals über die Runde gleiten und ihre schwarzen Augen blieben an Mel hängen. Dann setzte sie sich wieder und nickte der Priesterin zu, die sich nun erhob und das Wort ergriff. »Darüber hinaus gibt es weitere Fragen, auf die wir uns von euch eine Antwort erhoffen: Was geschah mit Eldana, nachdem ein Dämon die letzte Ratsversammlung störte? Und wo ist Shekowah, der uns verließ mit der Andeutung, unterwegs Hanrik über den Beschluss des Rates zu unterrichten. Und hat jemand von euch Neuigkeiten von Thuri, Robin oder Jack? Keiner von ihnen hat Kontakt über das Wissende Auge aufgenommen und wir sind sehr in Sorge um sie.
Dies sind viele offene Fragen, die uns seit Tagen beschäftigen und wir hoffen sehr, wir können heute Abend einiges zusammentragen und Licht in diese Dunkelheiten bringen.«
Torfun drehte sich kurz zu der Priesterin um und warf ihr einen durchdringenden Blick zu. Doch sie sah es nicht, sondern setzte sich wieder auf ihren Platz. Sylans Katze kam unter dem Tisch hervor, reckte und streckte sich und wanderte dann zum warmen Kamin, wo sie sich neben Torfun niederließ.
Falfarev räusperte sich und stand auf. »Nun, ich könnte beginnen. Wenn ihr mich nicht zwingt, in eure geordnete Sprache zu fallen. Verzeiht, Selana, Kaisho. Aber ich habe nie viel von erstens, zweitens und drittens gehalten. Also würde ich lieber gleich zur Sache kommen, denn die Zeit ist unser größter Gegner.
Da ich jedoch vermute, dass, wenn ich jetzt auspacke, unsere Zeit noch ein wenig knapper wird, würde ich vorschlagen, dass ich Vankoti kurz den Vortritt lassen, damit er uns erklären kann, was dazu geführt hat, dass er Hanrik –verzeih mir die Ausdrucksweise– wie einen Feind niedergestreckt hat, um dann mit einem schönen Mädchen zu entfliehen und schließlich als glorreicher Held im Besitz seiner Stimme zu uns zurückzukehren.«
Er zwinkerte Vankoti zu, der jetzt leicht den Kopf neigte und über das Gegrummel von Selana hinweg sagte: »Danke für die schönen Einführungsworte, Falfarev. Ich verspreche, unsere Geschichte kurz zu machen. Sylan, würdest du mir mal den Spiegel geben.«
Sylan sah ihn finster an, ließ dann jedoch die Hand in ihre Jackentasche gleiten. Als Falfarev den Spiegel sah, zog er die Stirn kraus und schüttelte mahnend den Kopf. »Vielleicht doch erst die Geschichte mit deiner Stimme, Vankoti?«
Vankoti ließ den Arm sinken, den er in Richtung Sylan ausgestreckt hatte und betrachtete Falfarev interessiert. »Wie du meinst«, antwortete er langsam und fuhr amüsiert fort. »Also, diese Geschichte ist recht kurz. – Nachdem wir uns aus verschiedenen Gründen dazu entschlossen hatten, Lichterstadt zu verlassen, einer davon war, Eldana ausfindig zu machen, erreichten wir gegen Abend einen Bauernhof, wo wir Herberge ersuchten.
Ich merkte bereits bei der Ankunft dort, dass der Hof über eine außergewöhnliche Heilquelle verfügte. Wahrscheinlich einer der alten Energieorte, die direkt über den Heilungschakren der Erde liegen. Nun denn. Wir hatten Glück und durften dort nächtigen.« Vankoti machte eine sehr kurze Pause, die jedoch Sylan dazu veranlasste, den Blick zu senken und interessiert nach der Katze Ausschau zu halten.
»Nun denn…«, fuhr Vankoti fort. »Wir aßen und tranken mit der Bauernfamilie, verbrachten einen schönen Abend und als ich am nächsten Morgen erwachte, hatte ich plötzlich meine Stimme zurück.« Er grinste in die Runde.
Selana jedoch zog die Stirn kraus. »Plötzlich«, sagte sie
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