Abiona - Das Bündnis (German Edition)
begann sie lauernd, »er scheint mir ein wenig zurückhaltend zu sein. Wir können ihm hoffentlich vertrauen?«
»Vollkommen!«, gab Falfarev zurück und legte seine ganze Überzeugungskraft in seine Worte. Selana nickte langsam. »Vielleicht willst du uns erzählen, wie ihr euch kennengelernt habt?«
Falfarev seufzte und seine Augen wanderten zur Tür. »Das werde ich gern, wenn er wohlbehalten zurückgekehrt ist.«
Mels Geheimnis
Eldana trank einen letzten Schluck Wein und stand auf. Die Decke rutschte ihr von der Schulter, doch Shekowah war bereits hinter sie getreten. »Immer noch kalt?«, fragte er fürsorglich und legte ihr erneut die Decke über. Sie nickte und hüllte sich dankbar ein.
Der König führte Eldana zu dem kleinen Beistelltisch, auf dem –vom sanften Kerzenlicht beleuchtet– Torfuns Spiegel lag und blassrot schimmerte.
»Ich vermute mal, die Lichtarbeiter halten heute Abend eine Art Versammlung ab«, sagte der König nachdenklich. »Sie müssen sich über die Vorkommnisse austauschen und irgendwann wird Falfarev sie alle in unser Bündnis einweihen. Ich weiß zwar nicht, wie er das machen will, ohne dass es diese Dunkle Herrscherin mitbekommt, aber lassen wir uns überraschen. Zumindest kann die Herrin der Unterwelt Torfun nicht mehr observieren, denn sein Spiegel liegt hier.«
Eldana starrte auf das glitzernde Irrlicht der Kerzenflamme, das von dem Spiegel zurückgeworfen wurde. »Das war mir gar nicht bewusst«, sagte sie nachdenklich und sah sich den Spiegel genauer an.
Shekowah lächelte. »Ja, dies und die Tatsache, dass wir hier in einem Raum sind, der nicht observiert werden kann, verschafft uns heute Nacht womöglich den entscheidenden Vorteil.« Er sah Eldana fragend an: »Wollen wir?«
Sie nickte angespannt und er flüsterte die magischen Worte.
Die Spiegeloberfläche wurde rabenschwarz und es schien, als löse sie sich in Nebel auf. Dann sahen die beiden Beobachter zwei Personen, die im Schutz der Dunkelheit durch den Wald spazierten. Gesprächsfetzen drangen zu ihnen herauf und sie brauchten nicht lange, um zu erkennen, wer den Dämon begleitete.
»Es ist Mel«, flüsterte Eldana erregt.
»Ja, aber was haben die beiden bloß im Wald verloren?«, fragte Shekowah überrascht und beobachtete, wie die beiden ungleichen Gestalten das Innere einer Höhle betraten.
»Es ist Mels Spielhöhle in der Nähe des Eulenhortes. Ich habe sie dort schon einmal besucht«, ließ Eldana leise vernehmen.
»Ja, ich kenne die Höhle«, erwiderte Shekowah stirnrunzelnd. »Doch was wollen sie dort?«
Ihn packte eine unbestimmte Sorge. War es eine gute Idee gewesen, dem Dämon zu vertrauen? Und wo war Falfarev? Er hatte ihm doch versprochen, Torfun nicht aus den Augen zu lassen.
Eldana warf dem König einen kurzen Blick zu. »Torfun weiß, dass du seinen Spiegel hast. Er muss sich jederzeit von dir beobachtet wissen. Sein Leben liegt in deiner Hand. Er wird dem Mädchen nichts antun.«
Shekowah nickte langsam, doch seine Stirn lag weiterhin in Falten. »Ja, wahrscheinlich hast du Recht. Und trotzdem wäre es mir lieber, Mel nicht allein in seiner Gegenwart zu wissen. Wenn man allerdings Torfun Glauben schenken kann, können Kinder von den Dunklen nicht observiert werden, Das heißt, diese Szene gehört uns. Vielleicht ein großes Glück!« Er lächelte jetzt ein wenig und seine Stirn glättete sich.
Sie beobachteten, wie Mel Torfun aufforderte, auf einer Strohmatte Platz zu nehmen, weil sie etwas holen wollte. Torfun tat wie geheißen. Mel verschwand kurz aus dem Blickfeld des Spiegels und kam dann mit einem tönernen Gefäß wieder, in dem eine gläserne Kugel schwamm. Eldana wagte kaum zu atmen.
»Eine Dämonenfalle«, erklärte Shekowah sachlich. »Wenn ich mich recht erinnere, entspringt sie den geheimen Forschungen Hanriks. Ich weiß nicht, ob du davon wusstest?«
Eldana schüttelte angespannt den Kopf und starrte die gläserne Kugel an, in der eine nebelige Form pulsierte. »Wie steht es mit deiner Kraft?«
»Es geht noch«, antwortete der Anführer der Lichtarbeiter mit fester Stimme und legte plötzlich den Arm um sie. »Wir sollten uns auf jeden Fall noch ansehen, was Mel da für einen Fang gemacht hat.«
Eldana nickte und wusste gleichzeitig nicht, ob sie wirklich wissen wollte, was in der Kugel war. Doch Shekowahs feste Umarmung verlieh ihr Zuversicht. Vielleicht waren ihre dunklen Vorahnungen ja unbegründet. »Mir bleibt wohl keine andere Wahl«, sagte sie
Weitere Kostenlose Bücher