Abiona - Das Bündnis (German Edition)
Schmerz ihm in die Glieder fuhr. Die Tür hatte sich keinen Zentimeter von der Stelle bewegt.
»Eintreten, tolle Idee«, schnaubte Sylan. »Ich gehe den Schlüssel suchen, vielleicht hat Selana eine Ahnung, wo er sein könnte.«
Sie drehte sich um, blieb aber überrascht stehen. Ein leuchtendes Augenpaar glomm in der Dunkelheit auf. Sylan tastete automatisch nach Vankotis Hand und er legte beschwichtigend seinen Arm um ihre Schultern. »Keine Angst, es ist nur deine… Katze«, sagte er beruhigend.
Sylans Herzschlag war in der Stille hörbar. »Was willst du hier?«, fragte sie unfreundlich.
Die sandfarbene Katze näherte sich ihnen langsam und setzte sich interessiert vor die Tür. Dann sprang sie an der eichenen Tür hoch und hielt sich an der Türklinke fest.
»Sie ist abgeschlossen, gib dir keine Mühe«, kommentierte Vankoti amüsiert, denn die Katze hing nun unförmig an der Türklinke und versuchte allem Anschein nach durch das Schlüsselloch zu spähen. Erst nach einigen Momenten des Schauens ließ sie sich wieder fallen. Doch sie kam nicht auf dem Boden auf. Es gab ein leises, klirrendes Geräusch und ein eiserner Schlüssel landete an ihrer statt vor ihren Füßen.
»Nett«, kommentierte Vankoti und bückte sich, um den Schlüssel aufzuheben.
»Du wirst ihn doch nicht benutzen!«, rief Sylan entsetzt und hielt ihn zurück.
Vankoti jedoch zuckte mit den Schultern. »Warum nicht, wir sind doch jetzt Verbündete.«
»Aber was, wenn er mit in den geheimen Raum kommt? Vielleicht verwandelt er sich und zerstört dann die Waffen?«
»Sylan…«
Vankoti ergriff ihre beiden Hände und sah sie mit einem Gesichtsausdruck an, der Sylans Zorn augenblicklich verpuffen ließ und ihr stattdessen eine leichte Röte auf das Gesicht trieb. Sie fühlte sich sofort an einen stimmungsvollen Morgen erinnert und senkte beschämt die Augenlider. Dann spürte sie seine weichen Lippen auf ihren Augen und auf ihrer Wange.
»Vertrau mir…«, flüsterte er, als sich seine Lippen ihrem Ohr näherten.
Sie seufzte ergeben und sagte in Gedanken: Sei vorsichtig.
Immer!, antwortete er zurück, während er in die Hocke ging und nach dem Schlüssel tastete. Sein linker Arm umfasste dabei zärtlich ihre Knie und erlaubte ihr kein Fortkommen. Sylan musste widerstrebend grinsen. »Hör auf mit dem Unsinn«, versuchte sie mit ärgerlichem Unterton zu sagen. »Vankoti… nicht. Du musst aufschließen.«
Tu ich doch!
Vankoti nahm ihren Kopf in seine kühlen Hände und legte seine Stirn an die ihre. Einen Augenblick lang verweilte er so und lauschte ihrer schnellen Atmung. Ich bin vorsichtig. Versprochen.
Er küsste sie erneut. Und in Sylan stiegen Bilder auf. Erinnerungen. Doch es waren nicht ihre eigenen. Vankoti, jünger, in der Kleidung der Novizen, allein, in einem Raum – Kristalle – seine Stimme – ein Leuchten, einem grellen Blitz gleich – Rauch, sein Husten und Keuchen. Dann nichts. Stille. STILLE!
Sie löste sich von ihm und starrte ihn an. Plötzlich wusste sie, warum er sie so leidenschaftlich geküsst hatte, warum er sie so angesehen hatte, wie an jenem Morgen, als er seine Stimme wiedererlangt hatte.
Ich bin vorsichtig… Er hatte nicht den Schlüssel oder Korkoran gemeint, sondern die Aufgabe, die ihm jetzt bevorstand.
Vankoti erwiderte ihren sorgenvollen Blick nicht, sondern schloss schnell die Tür auf. Sein Gesicht hatte den warmen Glanz verloren. Jetzt sah er schmerzlich konzentriert aus. Er trat in den halbdunklen Raum, der nur von einigen blauen Kristallen erleuchtet wurde und sah sich um. Sylan jedoch blieb in der Tür stehen und ihr Herz verkrampfte sich plötzlich vor Angst.
»Es ist gefährlich«, flüsterte sie und ihr Körper, der eben noch vor Leidenschaft gebrannt hatte, fühlte sich jetzt merkwürdig taub an.
Vankoti war stehen geblieben und wandte sich irritiert zu ihr um, den Schlüssel immer noch in der Hand.
»Wir können ihn schwerlich aussperren«, sagte er trocken und wies auf den Schlüssel, »Denn dazu bräuchten wir ihn.«
Sylans Blick wurde bohrend. »Das meine ich nicht und das weiß du auch.«
Er seufzte, schüttelte den Kopf, legte den Schlüssel auf dem Tisch ab und nahm sie erneut in die Arme. »Es ist nicht so gefährlich wie du meinst, Sylan. Ich weiß, was ich tue und ich bin kein Novize mehr. Vielleicht hat Hanrik ja auch irgendwelche Aufzeichnungen hier hinterlassen, die erklären, wie man bei der Energetisierung vorgehen muss.«
Sie sah ihn mit weit aufgerissenen
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