Abiona - Das Bündnis (German Edition)
Augen an. »Du hast keine Ahnung!«
»Natürlich habe ich das! Ich habe an ähnlichen Experimenten gearbeitet. Es wird schon nichts schief gehen.«
Sylans Stimme wurde schrill. »Ich lasse nicht zu, dass du wieder deine Stimme riskiert oder noch etwas Schlimmeres geschieht. Wir gehen zurück zu Selana und sagen ihr, dass es nicht funktioniert!«
»Und du glaubst das funktioniert?«, schleuderte er ihr jetzt wütend entgegen. Ein schmerzvoller Ausdruck lag nun auf seinem Gesicht. »Du glaubst wirklich, ich nehme mir die Möglichkeit, uns zu verteidigen, dich zu verteidigen? Was glaubst du, was mir meine Stimme oder mein Leben noch wert sind, wenn du nicht mehr da bist? Du stehst als nächstes auf ihrer Liste, Sylan. Sie will dich und ich werde nicht zulassen, dass sie dich in ihre dunklen Hände kriegt! Nicht solange es einen Weg gibt, das zu vermeiden. Und dieser Weg liegt hier!«
Er wies mit seinen Händen auf den düsteren Raum, der vollgestellt war mit Kristallen, Büchern und Schriftrollen. Sylan antwortete nicht. Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen und schluchzte auf.
Vankoti legte tröstend die Arme um sie. Seine Gedanken klopften beruhigend an ihrer verschlossenen Angstbarriere. Hey, nicht weinen. Es passiert mir nichts. Denk an meine Prüfung...
Kann ich das nicht machen? Ich leihe dir meine Stimme.
Niemals!
Dann gehe ich jetzt zu Selana.
Sylan riss sich von Vankoti los und drehte sich dem Ausgang zu. Doch etwas versperrte ihr den Weg. Korkoran hatte seine Schlüsselgestalt aufgegeben und hockte als geflügelter Vadoit in der Mitte der Türöffnung. »Nicht so eilig«, sagte er in schmierigem Tonfall. »Wozu hat man denn VERBÜNDETE.«
Er betonte das Wort so merkwürdig, dass Sylan innehielt und den kleinen Dämon wütend anblickte. »Mach‘s nicht noch schlimmer«, zischte sie und trat einen weiteren Schritt auf ihn zu.
»Gut!«, sagte der kleine Vadoit schulterzuckend. »Ich bin auch froh, wenn ich es nicht unbedingt machen muss, obwohl es sicher das einfachste wäre. Hab Hanrik ja dabei beobachtet, weiß, wo die Aufzeichnungen liegen, hab keine Stimme, die ich verlieren könnte. Aber schön, wenn du das Angebot ausschlagen möchtest, halte ich dich nicht zurück.« Und mit einem grimmigen Grinsen trat er einen Schritt zur Seite und wies mit der Hand einladend auf den zugigen Flur.
»Was...?« Sylan trat unwillkürlich einen Schritt zurück. Ihr Herz hatte sich noch nicht beruhigt und schmerzte so sehr, dass sie sich an die Brust langte. »Du bluffst doch nur…«
Der Dämon sah sie aus der Tiefe seiner unergründlichen Augen an und lächelte spöttisch. »Klar, hab schon immer geblufft! War ja auch kein Thema, sich zum Dritten degradieren zu lassen. Und der Splitter, den Ionason mir eingesetzt hatte, tat auch nur verblüffend echt weh!«
Er schritt vor der Tür auf und ab, die kleinen, zerfurchten Hände auf dem Rücken gefaltet, so als ob er angestrengt nachdenken würde. »Mal weiter überlegen. Da war doch noch etwas? Die Rettung Eldanas vor der Strafe des Lichtarbeiterrates, Shekowahs Rückführung, aber das zählt nicht, alles Kleinigkeiten. Die Strafen fielen milde aus, Wasserduschen… man erholt sich nach drei Tagen. Ach ja, und auch die kleine Auseinandersetzung mit Ritor Weltan war nichts als ein netter Spaß. Vielleicht hat die Dunkle Herrscherin meine Verbannung ja gar nicht ernst gemeint? Ich sollte sie mal fragen, warum sie mir so harte Strafen verpasst, obwohl ich immer nur BLUFFE!«
Die Bitterkeit in seiner Stimme war unüberhörbar. Doch Sylan wollte kein Mitleid mit dieser widerlichen Kreatur empfinden. Wütend drehte sie sich zu Vankoti um. »Was meinst du?«, fragte sie schroff.
»Zu unsicher«, antwortete er rasch und begann die Schubladen zu durchforsten.
»Ach ja?« Sylans Stimme wurde frostig. »Jetzt ist er auf einmal nicht mehr vertrauenswürdig, aber eben hast du noch mit ihm die Tür aufgeschlossen und ihn rein gelassen!«
»Das war etwas anderes, Sylan«, konterte Vankoti und hielt nervös inne. »Er könnte die Waffenkraft der Kristalle manipulieren und dann sitzen wir erst Recht in der Tinte, weil wir glaubten, wir könnten uns verteidigen.«
Korkoran gab ein leichtes Knurren von sich und es wurde merklich wärmer im Raum. Er verlor anscheinend die Geduld.
»Ich beginne mich ernsthaft zu fragen, was Ionason damit meinte, als er sagte, die Menschen seien anders als wir. Ich sehe bei euch nur das, was ich jeden Tag dort unten erlebe: Misstrauen und
Weitere Kostenlose Bücher