Abiona - Das Bündnis (German Edition)
Waffe erfunden hat, dass ich es war, der sein Leben opferte, damit die Dunkelheit weicht.
Vankoti hielt inne und Sylan spürte Übelkeit in sich aufsteigen. Der Schmerz um ihren Bruder meldete sich jetzt mit unerträglicher Heftigkeit zurück. Sie sah ihn vor sich: Er entstand aus einer Rauchsäule, die sich aus dem Spiegel auf ihren Knien löste. Dann Hanriks Fluch, die Waffe und Eissplitter! Abionas windende Gestalt von der Gewalt der Waffe getroffenerstarrt. Sie spürte, wie ihr übel wurde und wandte sich ab.
Vankoti ließ das Buch aus seinen Händen gleiten und starrte in die goldenen Augen des kleinen Dämons, der sich ihnen nun wieder in seiner vadoitischen Gestalt zuwandte. »Schwarze Magie?«, flüsterte er kaum hörbar.
»Ja, so könnte man es nennen«, antwortete der Vadoit, diesmal ohne zu grinsen.
»Warum?«, fragte Vankoti tonlos.
»Sagt dir der Name Ju Lissanto etwas? Ein begnadeter Zweiter. – Es war vorgestern nicht das erste Mal, dass er Hanrik besetzt hatte. Die beiden waren…«, er lächelte unheilvoll, »alte Bekannte.«
Vankoti fröstelte. Schon immer war ihm Hanrik weniger sympathisch gewesen. Aber dunkle Rituale? Mit einem Kopfnicken gab er dem Dämon zu verstehen, dass er weiter erzählen sollte.
»Ju Lissanto war der erste Observator Hanriks. Es ist schon eine Weile her, als er zum ersten Mal das erreichte, was den anderen Dämonen nie geglückt war. Die Besetzung eines Ratsmitglieds.«
»Wann war das?«, fragte Vankoti angespannt. Er musste an die vielen Gespräche und Situationen denken, die er mit Hanrik erlebt hatte.
Korkoran knurrte. »Es würde sehr lange dauern, alles zu erzählen.«
»Dafür haben wir Zeit, müssen wir uns Zeit nehmen.«
Er warf Sylan einen fragenden Blick zu und sie nickte. Wenigstens würde es Vankoti zunächst davon abhalten, seine Stimme erneut aufs Spiel zu setzen.
Korkoran seufzte und gab nach. »Also gut. Ich erzähle euch die ganze Geschichte. Aber seid gewarnt, nicht alles wird euch gefallen. Dennoch ist es die Wahrheit und hätte ich mich anders entschieden, wären wir jetzt nicht hier.«
Er machte eine kurze Pause, wie um zu überlegen, wo er anfangen sollte, dann begann er mit knarrender Stimme zu erzählen.
Korkorans Geschichte
»Alles fing mit Ionasons Experimenten an. Er arbeitete daran, dämonische Substanzen so umzuformen, dass sie einer menschlichen Gestalt entsprachen. Nach vielen Versuchen gelang es ihm schließlich. Sein Ziel war ebenso schlicht wie genial. Er war der erste Observator Shekowahs. Der König der Lichtarbeiter war ihm schon lange ein Dorn im Auge. Als Mensch verwandelt wollte er Shekowahs Vertrauen gewinnen und in seine Kreise aufsteigen, um ihn allmählich zu seiner eigenen Spielfigur zu machen. Dafür hatte er monatelang geübt. Er hatte die Verhaltensweisen und Bewegungen der Menschen studiert und sich ihre Sprache angeeignet. Er hatte die Geografie eurer Stadt auswendig gelernt und konnte sich in Räumen orientieren. Als ihm das Materialisieren dann schließlich gelang, musste er nur noch herausfinden, wie lange seine Schutzummantelung halten würde. So tauchte er viele Male in die Obere Welt ein, zunächst eine Zeiteinheit lang, dann immer länger. Und jeder Aufenthalt in eurer Welt veränderte ihn. Wir hatten deswegen einige Auseinandersetzungen…«
Korkoran machte eine Pause, als ob er alten Erinnerungen nachhängen würde und Sylan und Vankoti wagten nicht, ihn zu unterbrechen.
»Dann war da dieses Fest. Dieses Bibliotheksfest vor sechzehn Jahren und du, Sylan, warst noch ein kleines Baby. Damals konnten wir dich noch nicht observieren.«
Sein Blick wurde düster und Sylan hielt die Fragen zurück, die ihr jetzt auf dem Herzen brannten. Von wem wurde sie jetzt observiert und war sie selbst schon mal besetzt worden? Ihr grauste so von der Vorstellung, dass sie den Mund hielt und sich damit begnügte, Korkoran böse Blicke zuzuwerfen, während dieser von den Feierlichkeiten auf dem Bibliotheksfest und dem Verlust des Spiegels erzählte.
»Die Dunkle Herrscherin observierte Ionason, wie sie es fast immer tat, wenn er sich in der Oberen Welt aufhielt. Doch dann war die Verbindung zu ihm plötzlich unterbrochen. Sie rief mich, denn ich war Ionasons persönlicher Diener. Aber selbst ich konnte meinen Herrn nicht ausfindig machen.
Natürlich begann ich mir Sorgen zu machen. So etwas war noch nie dagewesen. Ein Dämon war in der Oberen Welt verschollen und dann noch unser König! Damit unser Volk nicht
Weitere Kostenlose Bücher