Abiona - Das Bündnis (German Edition)
Lehrers von Lichterstadt beizuwohnen.
Drei der letzten Diener des Tempelbezirks entfernten sich jetzt langsam in Richtung Lichterstadt und folgten stumm der rotgepflasterten Straße, die von Linden gesäumt war. Dragon atmete hörbar aus und vernahm jetzt erneut Akontas Stimme, die eindringlich auf ihn einredete. »Es wird Zeit, Dragon. Auch wir sollten sehen, dass wir von hier wegkommen. Selana ist schon zu Lebzeiten ein wachsamer Geist. Ich will nicht von ihrem körperlosem Sein nachts heimgesucht werden und mir Vorwürfe anhören müssen, ich habe meine Aufgabe nicht pflichtgetreu erfüllt!«
Dragon ließ den Kopf sinken. »Es ist nicht richtig, dass die anderen noch hier verweilen, während wir uns in Sicherheit bringen.«
Akonta hob die Brauen. »Und was willst du tun? Du bist nur der Botschafter zwischen dem Rat der Elf und dem Rat der Stadt! Du hast dein Lebtag noch keinen Dämon zu Gesicht bekommen! Und beileibe, so stark du dich jetzt auch fühlen magst, du kannst rein gar nichts gegen sie ausrichten! Deine Aufgabe ist es, die Botschaften zu empfangen, die sie uns senden werden und die Verteidigung der Stadt zu organisieren, sollte es tatsächlich zu einem Angriff kommen!«
Dragon ließ den Kopf sinken. »Ich weiß«, sagte er tonlos und schüttelte den Kopf. »Aber dort drinnen sind sogar Kinder… «
Das Läuten der Totenglocke verstummte mit einem letzten müden Schlag und die plötzliche Stille legte sich wie ein drohendes Untier direkt vor das verschlossene Eiserne Tor und blickte sie aus dunklen Augenhöhlen finster an. Akonta sah es als Zeichen. »Komm jetzt!«, sagte sie harsch und griff nach dem Gefährten, der die Hände fest um die Eisenstangen geschlossen hatte und die Nacht anstierte, als sei er oder sie von Sinnen.
»Dort oben ist Licht«, sagte er leblos.
Akonta hob den Blick. Aus den Fenstern, die den Turm zum Observatorium zierten, drang ein flackerndes Licht nach draußen. Es war unstet und klein, die Flamme einer Kerze oder Fackel vielleicht.
»Sie gehen ins Observatorium. Gewiss haben sie einen Plan«, erklang es beruhigend von ihr.
Dragon seufzte. »Vielleicht hast du Recht«, erwiderte er ohne rechte Überzeugung, doch er löste seine Finger von den kalten Stangen und umschloss ihre warme Hand. »Gehen wir. Und beten wir. Möge die Große Gnade ihren Seelen gnädig sein.«
Akonta nickte. »Und ihren schwachen Körpern. Ich glaube, die haben es nötiger.«
Dragon antwortete nicht, aber er wandte sich noch ein letztes Mal zum Tempelbezirk um. Das Licht im Turm war erloschen und das Echo der Totenglocke verstummt. Dragon fröstelte und beschleunigte seine Schritte, die Hand seiner Gefährtin fest umschlossen.
Gefährliches Unterfangen
Vankoti führte Sylan im Schein einer Fackel durch dunkle Gänge und verschlungene Treppenaufgänge immer weiter nach oben.
»Wo gehen wir hin?«, fragte Sylan atemlos und wunderte sich gleichzeitig über seine schonungslose Eile. Obwohl er ihre Hand fest in Seiner hielt, hatte sie Mühe, ihm zu folgen.
»Hanrik hatte einen geheimen Raum neben dem Observatorium«, sagte Vankoti kurz angebunden und schüttelte heftig den Kopf. »Ich durfte ihn nur selten betreten, aber ich habe mir im Laufe der Jahre einen kleinen Überblick verschaffen dürfen.«
Sylan sah ihren Freund erstaunt an, und er las eine Frage in ihren Gedanken. Er seufzte und schickte ihr ein Erinnerungsbild. »Du warst mit meiner Mutter hier?«, fragte sie ungläubig und sah ihn schief von der Seite an.
Vankoti nickte. »Ich dachte, du hättest mittlerweile begriffen, dass deine Mutter keine Probleme damit hatte, gewisse Regeln zu übertreten.« Er nahm die letzten beiden Stufen auf einmal. »Sie hat mich eines Nachts hierhin geführt, damit ich mich umsehen konnte. Sie meinte, es wäre besser, Hanrik und seine Forschungen im Auge zu behalten. Damals habe ich sie nicht verstanden. Heute bin ich froh darum.« Er musterte die schwere Eichentür kritisch und drückte die Klinge runter. »Abgeschlossen, verdammt! Ich hatte gedacht, Selana und Kaisho hätten mir wenigsten diese Hürde genommen.«
»Hast du keinen Schlüssel?«, fragte Sylan überrascht.
Vankoti lachte freudlos. »Sylan, das war ein geheimer Forschungsraum! Du meinst doch nicht, Hanrik hätte mir für alle Fälle einen Ersatzschlüssel hinterlassen. Ich denke, wir müssen die Tür eintreten. Geh einen Schritt zurück.«
Er holte aus und trat mit aller Wucht gegen die massive Eichentür. Dann jaulte er auf, als der
Weitere Kostenlose Bücher